Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
starrte mit leerem Blick die Fotos an der Wand an. Bilder von Mr. und Mrs. Mooney, händchenhaltend vor dem Taj Mahal. Mr. Mooney beim Händeschütteln mit jemandem, den sie hoch oben in der US -Regierung vermutete – Alan Greenspan oder so jemand. Krüger-Rand, überlegte sie. Wer im West Country würde Krüger-Rand annehmen und wissen, was er damit anfangen sollte? Man müsste in eine dieser verdammt abscheulichen Straßen in Bristol oder Birmingham gehen. Da mit einem Dienstausweis in der Hand herumzulaufen wäre ein Alptraum. Unmöglich …
    Etwas auf einem der Fotos erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie schob den Stuhl zurück und ging hin. Es zeigte Dominic Mooney in der obligaten Barbour-Jacke mit grünen Hunter-Gummistiefeln. Eine Holland-&-Holland-Schrotflinte baumelte aufgeklappt an seiner Hand. Er lächelte in die Kamera. Hinter ihm war ein Streifen Horizont zu sehen, die ausgeprägten Konturen einer Raupe, schwarz vor dem Blau des Himmels. Der Caterpillar gegenüber von Hanging Hill. Und was er in die Kamera hielt, war ein Bündel Fasane.
    Der Jagdhüter. Sie ging zum Tisch zurück und schob die Akte beiseite. Der gottverdammte Jagdhüter. Jake hatte erzählt, jemand züchtete Fasane für Goldrab. Mooney war zur Jagd in Lightpil House gewesen und musste auch mit dem Jagdaufseher gesprochen haben. Sie räumte die Akte weg, nahm das Foto von der Wand, steckte es ein und knöpfte die Jacke zu. Herrgott noch mal . Jeder wusste, wie Jagdhüter waren – komplett verrückt. Und gefährlich. Mit Waffenscheinen und tausend Möglichkeiten, eine Leiche verschwinden zu lassen. Wenn sie an Mooneys Stelle wäre und wollte, dass Goldrab etwas zustieße, wäre der Jagdhüter der Erste, mit dem sie reden würde.
    Sie ging ins Wohnzimmer. Jason schlief noch. Sie beugte sich über ihn, hielt ein Ohr an sein Gesicht und lauschte auf seinen Atem. Leise und gleichmäßig. So sturzbetrunken war er gar nicht. Nicht wie einer, der morgen tot im Graben liegen würde. Er würde es überleben. Sie ging in die Hocke und schob ihn näher an die Sofalehne, damit er im Schlaf nicht gleich herunterrollte. »Nacht, Kollege«, sagte sie leise. »Und gute Reise zum Mars. Du wirst die Rakete brauchen, wenn Mum und Dad nach Hause kommen.«

25
    Sally ging nicht ins Bett. Sie döste ungefähr eine Stunde auf dem Sofa im Wohnzimmer, aber dann wachte sie mit klopfendem Herzen wieder auf und dachte an dieses Cottage. An den Weg, der sich in den unteren Teil des Gartens schlängelte. Sie duschte und zog sich an. Anscheinend hatte Steve auf sie gehört und war zu seinem Meeting gegangen, denn er hatte nicht wieder angerufen. Und sie war entschlossen, es auch nicht zu tun. Er hatte einen Pullover herumliegen lassen; sie zog ihn an und hielt einen Moment lang inne, um am Ärmel zu schnuppern. Dann ging sie in die Küche und kümmerte sich um das Frühstück. Millie erschien in der Tür. Sie gähnte und rieb sich die Augen.
    »Hi.« Sally stand an der Spüle, steif wie eine Holzpuppe und mit rotgeränderten Augen. »Gut geschlafen?«
    »Ja.« Millie ging zum Kühlschrank und goss sich ein Glas Saft ein. Sie trank ein Weilchen, dann hörte sie plötzlich auf und warf einen Blick zu ihrer Mutter hinüber. »O nein – du guckst mich schon wieder so komisch an. Genau wie gestern Abend.«
    »Gar nicht.«
    »Doch. Was zum Teufel ist los?«
    Sally füllte die Cafetière und stellte sie auf den Tisch. Sie blieb still stehen und betrachtete Millie. »Schatz«, sagte sie, »erinnerst du dich noch an den Tag letzte Woche, als du mit mir zur Arbeit gefahren bist?«
    »Ja.« Millie wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Der Mann mit dem Goldkettchen? Ja, ich erinnere mich. Warum?«
    »Was hast du gemacht, als ich im Haus war? Wo bist du gewesen?«
    Millie zog die Stirn kraus. »Ich hab nichts gemacht. Ich bin herumspaziert. Ich war unten, dort, wo der Garten aufhört. Da ist ein Bach, aber er ist zu kalt, um reinzugehen. Ich hab ’ne Weile auf einem Baum gesessen und auf dem Rasen gelesen. Dann ist Jake aufgetaucht.«
    »Hast du mit jemandem gesprochen?«
    »Nur mit dem Freak.«
    »Mit dem Freak?«, wiederholte Sally mit fester Stimme.
    »Du weißt schon, mit dem Jagdhüter. Der wohnt da in dem Cottage.«
    Sallys Kopf schien auf dem Hals einzurasten. »Jagdhüter?«
    »Ja. Der Typ mit den Fasanenküken. Wieso? Was guckst du mich so an?«
    »Tu ich nicht. Ich bin nur interessiert. Ich bin ihm noch nie begegnet.«
    »Na, manchmal sieht man ihn in der

Weitere Kostenlose Bücher