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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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eigentlich vorhin auf arabisch gesagt?«
    Byrne lächelte. »Das möchte ich Ihnen lieber nicht ins Gesicht sagen. Daß Sie ein dümmlicher Tourist wären, der wie alle Touristen nicht bis drei zählen könnte, und auch noch, daß wir Fotos zum Entwickeln gegeben hätten. Wenn wir Glück haben, überprüft er das.«
    Wir gingen einkaufen. Byrne schien überall gut bekannt zu sein, und in jeder Ladenbude wurden wir mit gutgelaunter Blödelei und Gelächter und immer noch mehr Tee empfangen. Byrne kaufte Salz, Zucker und Mehl; überall kaufte er nur kleine Mengen, um überall Kunde zu sein. Er kaufte mir auch eine Landkarte, und schließlich war es Zeit für ein letztes Bier im Hotel.
    Als wir uns an den Tisch setzten, sagte er: »Keine Spur von Kissack, aber jetzt wissen alle Bescheid und hören sich um.«
    Die Michelin-Karte zeigte West- und Nordafrika in einem Maßstab von vierzig Kilometern pro Zentimeter und war trotzdem immer noch eine Riesenkarte, viel größer als der Tisch, an dem wir saßen; ich legte sie in handlichere Falten und schaute mir die Gegend um Tamanrasset an. Das Gebiet, in dem wir uns in den letzten Tagen getummelt hatten, war nur ein erstaunlich kleiner Fleck auf der Karte – ich konnte es mit dem Daumen zudecken.
    Ich betrachtete die weiten, leeren Bereiche auf der Karte und sagte: »Wohin fahren wir?«
    Byrne nahm die Karte und legte einen Finger auf Tamanrasset. »Von hier aus nach Süden, aber nicht auf der Hauptstraße. Wir nehmen diese Piste hier, und sobald wir Fort Flatters erreicht haben, sind wir in Niger.« Er drehte die Karte um. »So kommen wir von Norden her in den Air, über Iferouane und danach Timia. Ich wohne ungefähr hier. Das Air ist gutes Land.«
    Ich maß die Entfernung mit meinem Daumen. Luftlinie rund sechshundert Kilometer, Fahrstrecke vielleicht neunhundert, und das alles, soweit es sich aus der Karte ersehen ließ, durch jede Menge Nichts. Das Air schien ein gebirgiges Land zu sein.
    Ich sagte: »Hier steht erg – was heißt das?«
    Byrne schnalzte mit der Zunge. »Das läßt sich vielleicht am besten mit ›Sandmeer‹ umschreiben.«
    Ich stellte erleichtert fest, daß auf der Strecke zum Air nirgendwo erg eingezeichnet stand.
    Wir tranken gemütlich unser Bier aus und wanderten dann über die Straße, um die Fotos abzuholen. Plötzlich stieß Byrne mich an. »Schauen Sie mal da!« Aus einer Toreinfahrt gleich vor uns kam ein Polizist heraus, überquerte die Straße und verschwand im poste de police. »Was hab' ich Ihnen gesagt!« meinte Byrne. »Die Kerle haben tatsächlich unsere Fotos kontrolliert.«
    »Verdammt«, sagte ich. »Das hätte ich nicht gedacht. Verdammt mißtrauische Bande.«
    »Wer die Revolution rein erhalten will, muß Mißtrauen walten lassen«, erklärte Byrne feierlich.
    Wir nahmen die Fotos an uns, holten den Toyota aus der Garage, wo er aufgetankt und die Wasserreserven aufgefüllt worden waren, und fuhren nach Abalessa zurück.
    Mokhtar meldete keine besonderen Vorkommnisse, aber Billson wurde plötzlich geschwätzig und wollte unbedingt mit uns reden. Er wirkte auch schon viel kräftiger; mit Mokhtar hatte er sich nicht unterhalten können, jetzt sprudelte er fast über.
    Byrne wollte nichts davon wissen. »Jetzt haben wir keine Zeit. Wir müssen erst mal hier verschwinden. Nichts wie weg.«
    Wieder konnte Byrne wenigstens einmal tüchtig Gas geben, als wir auf das asphaltierte Stück Straße kamen; und da wir Tam durchqueren mußten, legten wir Billson hinten im Wagen flach und deckten ihn mit einem Haufen Dschellabahs zu. Am Fort Laperrine zweigte die Straße ab, die aus Tam hinaus nach Süden führte – als wir um die Ecke bogen, sah ich den Mann mit der Maschinenpistole vor dem poste de police stehen; ich atmete erst auf, als wir außer Sicht waren.
    Sechs Kilometer hinter der Stadt hielt Byrne an. Ich stieg mit ihm aus; wir befreiten Billson von seiner Tarnung, und ich sagte: »Na, wie geht's?«
    »Geht schon wieder«, sagte er.
    Byrne sah ihn nachdenklich an: »Können Sie gehen?«
    »Zu Fuß gehen?«
    »Ja. Gehen«, sagte Byrne. »Mit den Füßen.«
    Byrne sprach mich an: »Hinter der Biegung steht ein Kontrollposten der Polizei. Jede Wette, daß der Hundesohn in der Stadt die Jungs hier scharf gemacht hat auf mich.« Und zu Billson: »Ja doch, zu Fuß gehen. Nicht weit – zwei, drei Kilometer. Mokhtar geht mit Ihnen.«
    »Ich glaube, das schaff ich schon«, sagte Billson.
    Byrne nickte zufrieden und redete auf Mokhtar ein.

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