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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Byrne auch französisch sprach. Die Grammatik war nicht ausgefeilt, erfüllte aber ihren Zweck.
    »Dreieinhalb Tage, Monsieur Byrne!« stellte der Beamte ungerührt fest.
    »Ich habe natürlich angenommen, daß er sich angemeldet hätte. Ich hab' das katastrophale Versäumnis erst gestern abend festgestellt. Und daraufhin sind wir ja nun auch unverzüglich hergekommen.«
    »Wo waren Sie?«
    »Abalessa«, sagte Byrne und fügte noch etwas Gutturales hinzu, was aber nicht die Sprache war, in der er mit Mokhtar verkehrte. Es mußte wohl Arabisch sein.
    »Nicht irgendwo anders?«
    »Wo soll man hier sonst schon hin?« brummte Byrne.
    Ich sagte: »Ich fürchte, es war mein Fehler. Ich habe natürlich sofort die Chance wahrgenommen, nach Abalessa zu fahren, als ich Mr. Byrne kennenlernte. Daß man sich anmelden muß, habe ich erst gestern abend durch Mr. Byrne erfahren.« Ich fügte hinzu: »Ein faszinierender Ort, Abalessa; ich glaube allerdings nicht, daß er römischen Ursprungs ist.«
    Der Polizist ging darauf nicht ein. »Bleiben Sie lange in Tamanrasset, Monsieur Stafford?«
    Ich warf Byrne einen Blick zu. »Nein, ich fahre weiter nach Agades und den Air.«
    »Mit Monsieur Byrne?«
    »Ja.«
    Er nahm meinen Paß an sich und war plötzlich besser gelaunt. »Ihr Touristen macht uns immer Ärger. Ihr wollt einfach nicht begreifen, daß man sich an die Vorschriften halten muß. Da ist jetzt noch so ein Engländer, nach dem wir suchen. Solche Dinge kosten uns immer viel Zeit.« Er blätterte den Paß auf, verglich mich mit meinem Foto und ging die Seiten durch.
    »Ich vermisse das Visum für Algerien«, sagte er scharf.
    »Das wissen Sie doch, daß man keins braucht«, sagte Byrne.
    »Das ist mir bekannt.« Der Polizist kniff die Augen zusammen und fixierte Byrne. »Immerhin vielen Dank für Ihre Mühe, mich in meiner Amtsausübung zu unterweisen.« Er legte seine Hände flach auf den Tisch. »Ich mache mir so meine Gedanken über Sie, Mr. Byrne. Sie üben keinen guten Einfluß in Ahaggar aus. Es könnte sich als notwendig erweisen, daß ich einen Bericht über Sie einreiche.«
    »Damit dürften Sie kaum über den Polizeichef in Algier hinauskommen«, sagte Byrne. »Darauf können Sie sich verlassen.«
    Dazu sagte der Beamte nichts. Mit ausdrucksloser Miene stempelte er meinen Paß und schob ihn mir über den Tisch zu. »Diese fiches sind in dreifacher Ausfertigung auszufüllen. Monsieur Byrne wird Ihnen gewiß behilflich sein, falls Sie nicht wissen, wie man so was macht.« Er wies auf einen Nebentisch.
    Das fiche war eine Formularkarte, etwas kleiner als eine Postkarte; ich überflog die in Arabisch und Französisch gedruckten Fragen und sagte zu Byrne: »Der übliche Bürokratenkram – aber was, zum Teufel, gebe ich unter der Rubrik Stammeszugehörigkeit an?«
    Byrne grinste. »Vor ein paar Jahren kam ein Tourist aus Hamburg durch, der auch nach Niger wollte. Der hat diese Frage mit ›Hamburger‹ beantwortet. Da hätten Sie mal sehen sollen, wie unser Freund sich auf den Arm genommen fühlte. ›Wenn Sie uns schon für Kannibalen halten, dann versuchen Sie Ihren dummen Scherz doch mal bei den Niggern im Süden!‹ hat er getobt.« Er verlor sein Grinsen unter meinem Blick. »Streichen Sie's einfach durch«, sagte er.
    Ich füllte brav alle drei fiches aus und legte sie dem Beamten wieder auf den Schreibtisch. Er sagte: »Wann reisen Sie nach Niger ab?«
    Ich sah Byrne an, und der sagte: »Sofort. Wir müssen nur noch einmal nach Abalessa zurück, da haben wir noch Gepäck.«
    Der Beamte nickte. »Versäumen Sie nicht, sich beim Check Point an der Stadtgrenze zu melden. Sie haben die unglückliche Angewohnheit, Monsieur Byrne, immer wieder die Kontrollposten zu umgehen.«
    »Ich? Niemals!« sagte Byrne, ganz gekränkte Rechtschaffenheit.
    Wir gingen und passierten einen Mann mit einer Maschinenpistole, der vor dem Büro stand. Erst auf der Straße sagte ich: »Unser Freund und Helfer scheint Sie nicht besonders zu mögen? Was steckt dahinter?«
    »Das ist aus Prinzip so«, meinte er. »Die Jungs im Maghreb sehen's halt nicht gern, wenn Ausländer sich so dicht an die Tuareg ranmachen. Dieser Bulle ist ein Araber aus Sidi-bel-Abbès. Höchste Zeit, daß die Tuareg Polizeibeamte aus den eigenen Stämmen kriegen.«
    »Kann er Schwierigkeiten machen?«
    »Soll er mal probieren. Der Polizeichef liegt Hesther Raulier ganz schön auf der Tasche.«
    Das verdaute ich nachdenklich, dann fragte ich ihn: »Was haben Sie ihm

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