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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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ist denn ein Kamel wert?«
    Byrne kratzte sich durch seinen Schleier am Kinn. »Ein ordinäres Lasttier kostet rund hundert Pfund. Ein anständiges Mahari kommt auf hundertfünfzig bis zweihundert.« Er lachte. »Yendschelan ist natürlich nicht mal für tausend zu haben. Okay, sagen wir – alles in allem fünfhundert?«
    »Ich soll fünfhundert Pfund ausspucken«, sagte ich vorsichtig, »damit Paul seinen Alten wieder an Land zieht?«
    »Ich würde genausoviel hinlegen«, sagte er. »In Kamelen.«
    »Dann hätten wir zehn Kamele«, sagte ich. »Aber was soll das bringen? Treiben wir die dann im Hundert-Meter-Abstand vor uns her, um die ganze verdammte Sahara abzusuchen?«
    »Nein«, sagte Byrne ungeduldig. »Wir setzen die Kamele als Belohnung für sachdienliche Mitteilungen aus – so heißt das ja wohl im Polizeijargon –, die zur Auffindung eines 1936 abgestürzten Flugzeugs führen. Zahlbar nach Besichtigung.«
    Die Idee war nicht schlecht – vorausgesetzt, daß ich willens war, mich von fünfhundert guten englischen Pfund zu trennen, nur um dem mir so sehr ans Herz gewachsenen Paul Billson eine Freude zu machen – und da war ich mir nicht so sicher. Eine gute Idee auch, vorausgesetzt, daß man den Zeitfaktor außer acht ließ. Ich sagte: »Das kann doch ewig dauern, bis sich das von der Belohnung rumspricht! Zwei Monate? Drei Monate? So viel Zeit hab' ich hier nicht zu verschwenden. Und wenn ich die Nase voll habe, dann fährt auch Billson mit mir – selbst wenn ich dann tun muß, was Hesther mir nahegelegt hat: Billson eins über den Schädel zu klopfen und ihn in einen Sack zu stecken.«
    Byrne lachte still vor sich hin. »Was wissen Sie schon von der Wüste! Jeden Tag fahren Lastwagen von Agades nach Tam hoch – zwei Tage Fahrzeit, wenn's viel ist. Die Fernfahrer verschwenden keine Zeit auf Sightseeing – die haben schon alles gesehen. Und von Tam bis In-Salah ist es auch nur eine Tagesreise. Von Agades ostwärts nach Bilma – zwei Tage. Von Bilma nach Dschanet in der Tassili-n-Adscher ebenfalls nur zwei Tage, wenn man einen Zahn zulegt. In mindestens sechs Tagen läßt sich die Nachricht vom Finderlohn über alle wichtigen Oasen in der Wüste verbreiten. Wenn eine Nachricht wichtig genug ist, dann ist die ganze Wüste ein riesiger Lautsprecher. Und zehn Kamele als großes Los – das ist hierzulande eine ziemlich wichtige Nachricht.«
    Ich war skeptisch. »Und alles nur über Mundpropaganda?«
    »Mundpropaganda? Hol's der Geier!« schnaubte Byrne. »Zehntausend Flugblätter werden verteilt! In Arabisch natürlich. Und wer nicht lesen kann, geht damit, sobald er von zehn Kamelen hört, zum öffentlichen Briefschreiber, um es sich Wort für Wort vorlesen zu lassen.«
    »Sie sind ja wahnsinnig«, sagte ich. Ich sah zu den Dornbüschen und den äsenden Kamelen. »Wo wollen Sie denn hier zehntausend Flugblätter drucken lassen?«
    »Ich setz den Text heute abend noch auf«, sagte Byrne. »Morgen laß ich ihn dann in Agades fotokopieren. Dort in der Bank steht ein Vervielfältigungsapparat.« Er beugte sich vor und starrte mich an. »Ist was nicht in Ordnung?« erkundigte er sich sanft.
    »Nein, nein«, sagte ich. »Alles klar. Bloß die Vorstellung, die Wüste mit zehntausend Flugblättern vollzupflastern – schon irre, muß ich sagen. Sie sind nicht zufällig schon mal für J. Walther Thompson tätig geworden?«
    »Wer ist das?«
    »Ach, nur eine kleine bescheidene Werbeagentur in den Staaten – mit Filialen hier und da.«
    »Nie gehört.«
    »Wenn Sie mal wieder aus der Wüste rauswollen, können Sie sich dort bewerben. Sie kriegen bestimmt einen Klassejob.«
    »Sie haben ja eine Meise«, sagte er. »Also, wie finden Sie das?«
    Ich lachte. Und zwischendurch, beim Luftholen, sagte ich: »Okay … ich steige mit ein. Nicht für Billson. Aber ich möchte zu Hause gern erzählen können, daß ich einmal an einer hundertprozentigen Werbekampagne unter Ausnutzung neuer Medien in der Sahara beteiligt war.«
    Byrne wackelte mit dem Kopf und kapierte noch immer nicht. »Warum Sie mitmachen, ist mir egal – Hauptsache, Sie machen mit.«
    »Okay«, sagte ich. »Wie geht's jetzt weiter? Soll ich Ihnen einen Scheck ausschreiben?«
    »Was soll ich denn hier mit einem Scheck?« fragte er. »Nein, ich finanziere Ihre Beteiligung vor, und Sie zahlen in Algier an Hesther, wie und wann Sie können. Nur schade, daß wir kein Bild von dem Flugzeug haben. Paul hatte Fotos, aber die sind mit dem Landrover

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