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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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letzten siebzig Kilometer eine besser befahrene Spur bildeten, brauchten wir doch fünf Stunden für die Fahrt, womit wir für die ganze Reise auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von dreißig Stundenkilometern kamen.
    Agades schien nach Sahara-Begriffen ein blühendes Städtchen zu sein. Da stand sogar, was ich in Tam nicht gesehen hatte, eine Moschee. Wir parkten den Wagen vor dem Hotel de l'Air, wo wir ein Bier tranken, dann begab Byrne sich zur Bank, um die Flugblätter drucken zu lassen. »Wenn Sie Lust haben«, sagte er im Weggehen, »können Sie hier einkaufen, hier gibt's mehr als in Tam. Haben Sie Geld dabei?«
    Mir war schon aufgefallen, daß Byrne beträchtliche Summen vorgelegt hatte – es war Zeit, daß wir uns endlich zum Abrechnen zusammensetzten. Ich holte meine Brieftasche hervor und zählte den Inhalt nach. Ich hatte da in algerischer Währung den Gegenwert von hundert englischen Pfund, dann noch einmal vierhundert Pfund in Reiseschecks, außerdem ein paar Kreditkarten.
    Byrne sah sich das an, dann sagte er: »Mit dem ganzen Zeug können Sie hier nicht viel anfangen. Wenn Sie hierzulande jemandem ein komisches Stück Papier oder ein Plastikscheibchen vor die Nase halten, werden Sie nur ausgelacht.« Er zog ein kleines Bündel Geld in Landeswährung aus der Tasche. »Hier. Nehmen Sie das. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich schreibe Ihnen alles auf die Rechnung, wenn Sie heimfliegen. Sie können das dann in Algier mit Hesther abrechnen.«
    Und dabei blieb es vorläufig.
    Ich ging über die staubige Straße und stellte bald fest, daß der amerikanische Einfluß sich auch schon bis Agades ausgebreitet hatte – da stand doch tatsächlich ein Supermarkt! Freilich, nicht jeder Amerikaner hätte sich angesichts dieses Gemischtwarenladens gleich an die heimischen Konsumgesellschafts-Tempel erinnert, aber die Warenauswahl war passabel, wenn auch nur wenig europäische Kleidung auf Lager war. Ich kaufte mir ein paar Levis Jeans, ein paar Hemden und zwei Stangen englische Zigaretten. Dann blinzelte ich verwundert ein Regal von Scotch-Flaschen an, wobei mich weniger das Vorhandensein als vielmehr der Preis verwunderte – ein Drittel billiger als in London. Ich kaufte zwei Flaschen.
    Ich trug meine Ausbeute zum Toyota, wo ich sie verstaute, und genehmigte mir noch ein Bier, bis Byrne kam. Wir fuhren dann den Wagen zur Tankstelle, wo wir auftanken wollten. Aber an der Benzinpumpe stand eine Giraffe. Ungläubig glotzte ich das Tier an. »Hol's der Geier, das ist ja …«
    Die Giraffe drehte den Hals und betrachtete uns mit gnädigem Blick. »Was ist?« fragte Byrne. »Noch nie eine Giraffe gesehen?«
    »Aber nicht an einer Tankstelle.«
    Byrne schien das weniger bemerkenswert zu finden. »Wir werden uns hier eine Zeitlang aufhalten«, sagte er. »Hier fangen wir an, unsere Botschaft unters Volk zu bringen.«
    Ich nickte wortlos und sah der Giraffe nach, wie sie über die Hauptstraße von Agades davonschlenderte. Byrne machte eben die Wagentür auf. »Augenblick noch«, sagte ich. »Befriedigen Sie erst meine Neugier.«
    »Was ist denn nun schon wieder?«
    Ich zeigte mit dem Finger. »Es geht um die Giraffe, immer noch. Wie kommt …?«
    »Ach so, die Giraffe. Die ist aus dem Zoo. Die wird da jeden Morgen ins Freie gelassen. Abends geht sie dann zum Füttern zurück.«
    Wir kampierten auf dem Heimweg im Freien und trafen am folgenden Tag wieder auf Byrnes Besitz ein. Allmählich machten mir die Nachtlager Spaß. Ein unglaublicher Frieden hüllt da den Schläfer ein, und man hat keine anderen Sorgen, als den besten Platz für eine Feuerstelle und den besten Schlafplatz zu finden, nachdem man mit dem Finger die Windrichtung festgestellt hat. Und alles lag weit, weit weg von der aufgeregten – und nun bedeutungslos gewordenen – Geschäftigkeit der Stafford-Sicherheits-Beratungs-GmbH.
    An diesem Abend, am Feuer, bot ich Byrne meine Scotch-Flasche an, aber er schüttelte nur den Kopf. »Keine harten Sachen. Mir reicht gelegentlich ein Bier.«
    Ich sagte: »Ich komme immer noch nicht darüber weg, daß der Scotch hier billiger ist als in England.«
    »Steuerfrei«, erklärte er. »In England braucht ihr ja viel Geld für solche Unentbehrlichkeiten wie den Bau von Concorde-Flugzeugen. Deshalb müßt ihr halt Steuern zahlen.« Er wurde ironisch. »Hier ist dergleichen nicht gefragt.« Er hob die Flasche hoch. »Das Zeug wird aus Nigeria hochgebracht, hauptsächlich für Touristen. Wie auch Zigaretten. Ist

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