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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Ansicht. »Das hätte auf jeden Fall Schlagzeilen gemacht. Billson war schließlich nicht der einzige Rekordflieger, der in der Sahara verlorengegangen ist. Einer zum Beispiel, Lancaster hieß er, ist 1933 in der Tanezrouft, südlich von Reggan, runtergekommen. Der ist auch erst 1962 entdeckt worden, und da war es auch immer noch eine Sensation.«
    Ich rechnete das nach. »Neunundzwanzig Jahre.«
    »Er saß noch immer bei seinem Flugzeug, und er hatte Tagebuch geführt, bis er krepierte. Verdammt deprimierende Lektüre, übrigens. Paul kennt die Lancaster-Geschichte bis ins letzte Detail. Er weiß also auch, wie lange ein abgestürztes Flugzeug in solchen Gegenden unentdeckt bleiben kann. Und genau deshalb ist er überzeugt, daß er immer noch seinen Vater finden kann.«
    »Wo ist denn das genau, wo dieser Lancaster zu Bruch gegangen ist?«
    »In der Tanezrouft, ungefähr zweihundert Kilometer südlich von Reggan. Eine Teufelsgegend – reg, das bedeutet Geröllebene, und die erstreckt sich dort viel weiter, als das Auge reicht. Ich kann mir ungefähr vorstellen, was Lancaster passiert ist, weil ich die Story damals, 1962, gelesen habe, und Paul hat mir meine Erinnerungen wieder aufgefrischt. Lancaster flog eine leichte Maschine und landete in Reggan zum Auftanken. Beim Weiterflug geriet er in einen Sandsturm und verfranzte sich – er flog irrtümlich nach Osten, fast bis In-Salah; in Aoulef ist er dann wieder runter, um festzustellen, wohin er geraten war. Sein eigentliches Ziel war Gao, im Nigerbogen – und das war im Süden. Aber er hatte schon zuviel Sprit verbraucht, also flog er nach Reggan zurück, um abermals aufzutanken. Er startete erneut am nächsten Tag, aber nach einiger Zeit setzte der Motor aus. Da hat er dann seine Bruchlandung gebaut.«
    »Hat man nicht nach ihm gesucht?«
    »Aber sicher. Aus der Luft und zu Lande. Ich weiß natürlich nicht, wie effektvoll solche Suchaktionen 1933 durchgeführt werden konnten, aber gewiß hat man auch damals schon alles Menschenmögliche versucht. Das Dumme war nur, daß die meiste Zeit in der falschen Gegend gesucht wurde – in Richtung Gao. Jedenfalls hatte er, da er eine luftgekühlte Maschine flog, nur zehn Liter Wasser bei sich. Er ist nach acht Tagen krepiert und nach neunundzwanzig Jahren gefunden worden – soviel zu Lancaster.«
    »Wie ist er gefunden worden?«
    »Eine französische Routinepatrouille, die von Bidon-Cinq losgezogen war. Was die genau in dieser verfluchten Tanezrouft suchte, ist mir allerdings schleierhaft. Wahrscheinlich ein Geländetest für irgendwelche Fahrzeuge – andere Gründe kann ich mir für eine Reise in dieses Höllenloch nicht vorstellen.«
    »Nun gut«, sagte ich. »Ein Punkt für Sie. Peter Billson kann also mitsamt seinem Flugzeug immer noch in der Wüste stecken. Aber schlagen Sie jetzt ernsthaft vor, daß wir uns dorthin auf die Suche machen – in diese Tanezrouft?«
    »Keineswegs. Ich halte es für durchaus möglich, daß auch Billson vom Kurs abgekommen ist. Wie bei Lancaster ist auch nach Billsons Verschwinden eine Suchaktion durchgeführt worden – aber auch in seinem Fall in der falschen Gegend.«
    »Und Sie kennen die richtige Gegend, nehme ich an.«
    »Das nicht. Aber überlegen Sie mal. Lancasters Wrack wurde von Franzosen gefunden. Es kann durchaus schon früher von irgendwelchen Hartani oder sogar von einem Targui entdeckt worden sein. Aber warum hätten diese Leute ihren Fund melden sollen? Ihnen bedeutet ein Flugzeugwrack in der Wüste nichts. Und vergessen Sie nicht: Als die Maschine abstürzte, lag das letzte Gefecht zwischen den Franzosen und den Tuareg erst ganze drei Jahre zurück – und da hatten die Franzosen endlich die Tuareg in die Pfanne gehauen. Die Tuareg waren damals nicht gerade von dem Gefühl beseelt, daß sie den Franzosen irgendwelche Liebesdienste zu erweisen hätten. Sicher, wären sie auf Lancaster gestoßen, solange er noch am Leben war, dann hätten sie ihn schon rausgeholt. Aber so – ein kaputter Pilot in einem kaputten Flugzeug? Uninteressant.«
    »Nun lassen Sie mal die Katze aus dem Sack, Byrne. Worauf wollen Sie hinaus?«
    Byrne sagte: »Wären Sie bereit, fünf Kamele einzusetzen, um Paul zu helfen, seinen Alten zu finden?«
    Die Frage kam so überraschend, daß ich vor Erstaunen blinzelte, und wahrscheinlich war ich auch unwirsch. »Was, zum Teufel, soll denn nun das schon wieder heißen?«
    »Ich meine: Würden Sie das Geld für fünf Kamele hinlegen?«
    »Was

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