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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Timia aufgeschlagen, stieß Hamiada plötzlich einen Ruf aus und zeigte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Wir bekamen Besuch; drei Kamele näherten sich, zwei mit Reitern.
    »Billson«, sagte Byrne, und sein Gesicht verfinsterte sich. Ich wußte gleich, warum. Es mußte schon etwas Wichtiges passiert sein, wenn Billson auf ein Kamel geklettert war.
    Sie kamen zum Lager, und nun sah ich, daß Billsons Kamel von einem Targui, der neben ihm ritt, am Zügel geführt wurde. Die Kamele ließen sich auf die Knie nieder, und Billson schaukelte heftig im Sattel. Mühevoll ließ er sich zu Boden gleiten; er trug immer noch seinen unpassenden Londoner Konfektionsanzug, der freilich nun schon längst abgetragen und schmuddelig wirkte. Er war grau im Gesicht und wirkte übermüdet, offensichtlich hatte er sich auch wundgeritten. Das war mir auch passiert, aber jetzt schon fast vergessen.
    Ich sagte: »Kommen Sie hierher, Paul, und setzen Sie sich.« Byrne und Hamiada sprachen mit dem Targui. Ich holte die Whiskyflasche aus meiner Satteltasche, sie war immer noch halbvoll. Ich goß eins von diesen Messingtäßchen voll, aus denen wir sonst Tee tranken, und reichte es Paul. Das schmeckte ihm, und endlich einmal sagte er »Danke«.
    »Was machen Sie hier draußen?« fragte ich.
    »Ich hab' ihn gesehen«, sagte er.
    »Wen denn?«
    »Den Mann, der auf mich geschossen hat. Er war in Timia und fragte die Leute aus. Dann kam er auf Byrnes Farm.« Er machte eine Pause. »In seinem Rangerover.«
    »Und Sie haben ihn gesehen? Sie haben ihn wiedererkannt?«
    Paul nickte. »Ich fand's langweilig im Haus. Ich konnte mich mit niemandem unterhalten. Da bin ich eben zu den Tuareg gegangen. Da war einer, der ein bißchen Französisch spricht, ungefähr so viel wie ich, aber wir konnten uns verständlich machen. Ich saß vor seiner Hütte, und da sah ich den Rangerover kommen, ich verzog mich ins Innere, aber da die Hütte aus Gras gebaut war, konnte ich durch die Ritzen sehen. Ja, das war der Mann. Ich habe ihn wiedererkannt.«
    »War er allein?«
    »Nein, der andere war auch bei ihm.«
    »Und was passierte dann?« Ich sah hoch, Byrne war herübergekommen und hörte uns zu.
    »Er fing an, die Leute auszufragen.«
    »In der Tamacheksprache?« fragte Byrne dazwischen.
    »Nein, auf französisch. Er kam aber damit nicht weit – bis er an den Mann geriet, mit dem ich gesprochen hatte.«
    »Das muß der alte Bukrum sein«, sagte Byrne. »Der war im Kamelkorps, als die Franzosen noch hier waren. Weiter.«
    »Sie sprachen eine Weile mit dem Mann, dann gingen sie weg. Bukrum kam zu mir und sagte, sie hätten gefragt, ob Europäer in der Nähe waren. Sie hätten auch mich beschrieben – meine Kleidung.« Er zupfte an seiner Jacke. »Aber Bukrum hat ihnen nichts gesagt.«
    Byrne lächelte grimmig. »Natürlich nicht. Ich hab' ihm verboten, was zu sagen. Ich habe es allen verboten. Können Sie den Mann beschreiben?«
    »Der Mann, der die Fragen stellte – der auf mich geschossen hat –, der war fast einsachtzig groß, aber er wirkte nicht kräftig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er war dünn und sonnenverbrannt und hatte blondes Haar. Der andere war breiter, aber kleiner. Dunkles Haar und blaß.«
    »Beide europäisch gekleidet?«
    »Ja.« Paul streckte seine Beine, als schmerzten sie ihn. »Ich habe dann mit Bukrum gesprochen. Er meinte, ich solle lieber zu Ihnen reiten, weil die Männer vielleicht zurückkämen. Er sagte, Sie wären irgendwohin geritten, wohin man nicht mit Rädern fahren kann.«
    Ich warf einen Blick über die felsigen Abhänge von Bagzans. Bukrum hatte recht. Ich sagte: »Ich habe die Frage schon einmal gestellt, Paul, aber ich muß Sie noch einmal fragen. Können Sie sich einen Grund vorstellen – irgendeinen denkbaren Grund –, weshalb zwei Männer Sie durch die ganze Sahara verfolgen, um Sie umzubringen?«
    »Ich weiß es doch nicht!« schrie Paul auf. »Um Himmels willen – ich weiß es wirklich nicht!«
    Ich sah Byrne an, aber Byrne zuckte die Achseln. Byrne sagte: »Ich reite mit Hamiada nach Timia. Wir werden uns dort umhören. Allein kommen wir schneller voran. Dieser Mann«, er zeigte auf den Targui, der mit Hamiada sprach, »heißt Azelouane. Es ist Bukrums Sohn. Er wird euch zu einer Stelle in den Bergen hinter Timia führen; dort wartet ihr, bis ihr Bescheid von mir bekommt. Es gibt dort Wasser, ihr seid also versorgt.« Sein Blick fiel auf die drei Kamele, die Azelouane mitgebracht hatte. »Heute

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