Atemlos - Toedliches Erbe
Gehirn die Verbindung zwischen Anblick und Geruch herstellte. Sie hielt sich augenblicklich die Hand vor Mund und Nase.
Rebik, der unmittelbar hinter ihr stand, ergriff ihren Oberarm, um sie zu stützen. Rand warf ihm kurz einen Was-zum-Teufel-glaubst-du-eigentlich-was-du-da-tust-Blick zu. Der andere zuckte zusammen, ließ sie los und stöhnte gequält: »Sie gehört doch jetzt zum Team, oder? Sie wollte …«
»Sich mal ansehen, wie der Tote hier aussieht?«, schloss Rand sarkastisch. Was ihn so verärgerte, war nicht die Hand des Mannes auf Dakotas bloßem Arm. Er war stinksauer, dass sie überhaupt im Zimmer war.
Die Augen über ihrer hohlen Hand wurden schmal, als würde sie sich konzentrieren. Vermutlich darauf, sich nicht zu übergeben.
Mittlerweile hatte sie ihre Schuhe wieder angezogen – keine schlechte Idee angesichts des Zustandes, in dem sich der Teppich befand. Nur, dass sie damit die meisten seiner männlichen Mitarbeiter fast um Haupteslänge überragte und auch nur geringfügig kleiner war als seine gut eins neunzig.
»Dein erster Toter?«, fragte er.
Dakota schaffte es nicht, ihre farblosen Augen vom Bett zu lösen. »Sieht ein bisschen realistischer aus als im Fernsehen.« Sie zögerte. »Schätze, es gibt einen Grund dafür, dass sich Geruchsfernsehen nie so recht durchgesetzt hat.« Sie rümpfte die Nase.
Allerdings.
Rand durchquerte das Zimmer und fischte dabei den kleinen Beutel mitsamt Inhalt aus seiner Gesäßtasche. »Sieh zu, was du damit anfangen kannst.«
Obwohl sie ihn nicht entgegennahm, sah er sofort, dass sie – wie zuvor er – die Form wiedererkannte. Ein Geruch von Karamell stieg ihm in die Nase, als sie den Kopf hob, um ihn anzusehen. Der Umstand, dass es der Duft ihrer Lieblingsbonbons schaffte, den widerlichen Geruch verwesenden Fleisches noch zu unterstreichen, sagte viel über seine geistige Verfassung aus. »Könnten wir das vielleicht draußen erledigen?«
»Sicher.« Er ließ sie mit einer Handbewegung vorausgehen und drehte sich dann zu Stratham und den anderen um. »Bleibt dran an der …«
»Geht klar«, murmelte Pinkner. »Ist schließlich der einzige gottverdammte Hinweis, den wir haben.«
»Besser als gar nichts. Ruft mich, sobald ihr irgendetwas habt, ganz egal wie unbedeutend.« Er trat hinaus auf den Flur und hielt Dakota das eingetütete Kästchen hin.
Sie winkte ab. »Das nehme ich erst in die Hand, wenn wir beim Auto sind, okay? Beim Erstkontakt wird mir immer ein bisschen schwummrig.«
Rand zuckte die Achseln. Wo sie es tat, war ihm völlig egal. Hauptsache, sie konnte ihnen irgendwie, wie auch immer, einen Hinweis liefern.
Dakota stand an die Wand des kleinen Aufzugskorbs gelehnt, als sie hinunterfuhren. Aus dieser Nähe konnte er das feine Gesprenkel karamellfarbener Sommersprossen auf ihrer Nase und den Wangen erkennen. Er fand die Mischung aus sauberen weiblichen Ausdünstungen, nachlassendem Karamellaroma und leichtem Blumenparfüm ebenso nervend wie verführerisch. Er konnte nirgendwohin entfliehen. Drei Stockwerke lang war er mit ihr eingesperrt.
Sie seufzte. »Was für eine fürchterliche Art zu sterben.«
»Wenigstens ging es schnell.«
Sie hob eine rötlich-braune Braue. »Hoffentlich. Aber wissen kannst du das nicht.«
»Ein Messer in die Nieren – das ist immer ein schneller, lautloser Tod.« Er verschwieg, dass es der heftige, unerträgliche Schmerz war, der das Opfer verstummen ließ. »Der Killer war ein Profi.«
Sie rieb sich fröstelnd die Arme. »Glaubst du, es war ein Streit zwischen Dieben?«
Als die Tür sich öffnete, traten sie aus der engen Aufzugskabine und durchquerten die Hotellobby. Rand wartete mit seiner Antwort, bis sie draußen waren. »Irgendjemand hat dem Toten zehntausend Euro bezahlt. An den Einzelheiten arbeiten wir noch.« Er ließ die Türschlösser aufspringen, als sie sich dem Auto näherten, hielt ihr die Tür auf und ging anschließend um den Wagen herum. Er war kaum eingestiegen, als er die Belüftung auf volle Touren stellte.
Dakota schleuderte ihre Schuhe von den Füßen, zog diese auf den Sitz und verschränkte sie zum Schneidersitz. »Na schön.« Sie streckte ihm die Hand entgegen, die Handfläche nach oben. »Dann gib mal her.«
Es gab so einiges, das er ihr nur zu gerne geben würde. Er hätte ihr auch gern all das gesagt, was sich in dem zwei Jahre währenden Schweigen angestaut hatte. Stattdessen ließ er nach nur einem Moment des Zögerns den Behälter aus der Plastikhülle auf ihre
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