Atemlos - Toedliches Erbe
dafür war die Dosis nicht hoch genug. Das Schlimmste, was sie zu erwarten haben, ist eine peinliche Situation und eine Geschlechtskrankheit.«
Er zog eine Schulter hoch, eine Geste, die wohl bedeuten sollte, dass ihre Bemerkung einen dürftigen Trost darstellte. Sie würden wohl erst dann wieder beruhigt sein, wenn Rand den Übeltäter eingeholt hatte.
Und sie würde ihm dabei helfen.
»Wie ich sehe, hast du eine neue Narbe auf der Augenbraue. Ich dachte, dein jetziger Job sei angeblich sicherer.«
»Er ist auf jeden Fall nicht so berechenbar. Jedenfalls ist es schon mal ein Pluspunkt, dass man dabei nicht draufgeht.«
»Was ist denn passiert?«
Seine Augen blieben stets auf die Straße gerichtet und wanderten in einer lockeren, wohldurchdachten Lässigkeit zwischen Autos, Fußgängern und Spiegeln hin und her, die über sein Können hinwegtäuschte. »Bin mit dem Gesicht in eine Faust gelaufen.«
Wie reizend. »Früher bist du nicht so oft verletzt worden, wie ich befürchtet hatte.«
Er zuckte die Achseln. »Wie es halt zu erwarten war«, meinte er nach kurzem Zögern.
Dakota lächelte matt. »Du hast mir mal erzählt, du würdest es nicht vermissen. Findest du das noch immer?«
»Stunts sind was für junge Männer. Ich wollte etwas tun, nicht bloß irgendwelche Dinge koordinieren. Das Securitybusiness hält mich ordentlich auf Trab.« Er ließ den Kopf kreisen und neigte ihn erst zur einen, dann zur anderen Seite, bis es in seinem Nacken einmal knackte. »Wie lange arbeitest du jetzt schon für Zak?« Er redete nicht gern über sich. Hatte er noch nie getan.
»Beinahe ein Jahr. Er hatte eine kleine Notiz in der Zeitung gesehen, dass ich ein vermisstes Kind aufgespürt hatte, und sich mit mir in Verbindung gesetzt.« Dakota sah, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten. »Es gibt Menschen mit allen möglichen ungewöhnlichen Talenten, aber ich bin noch nie jemandem begegnet, der dasselbe kann wie ich. Es war ein unglaubliches Gefühl, einen verwandten Geist zu treffen. Er hat sich noch an mich erinnert …« Nein, Augenblick. Das war nicht die Richtung, die sie einzuschlagen gedachte. Sie verbesserte sich rasch: »… und ehe ich mich versah, führten er und Acadia mich zum Abendessen aus und stellten mir ein paar Fragen. Wir hatten noch nicht einmal den Nachtisch bestellt, da boten sie mir schon einen Job an.«
»Und was hast du in dem Jahr dazwischen gemacht?«
Zwischen der Explosion bei Rydell und ihrer Arbeit für Zak?
Da bin ich schreiend aus einem durch Medikamente verursachten Koma aufgewacht.
»So dies und das. Zeitarbeit größtenteils.« Dakota gähnte. Dann machte sie es wie er: Sie wechselte einfach das Thema. »Wir sind ihm noch immer auf den Fersen, haben aber schon ein wenig aufgeholt. Er hat eine Stunde und zwanzig Minuten Vorsprung. Knapp. Allem Anschein nach lässt er sich Zeit. Ist hier immer so viel Verkehr?« Sie lächelte. »Das war eine rhetorische Frage. Schätze, du fährst nicht jeden Tag an der Côte d’Azur spazieren.«
»Die Franzosen können es nicht ausstehen, wenn Touristen so fahren.« Wobei »so« bedeutete, dass ein paar Mietwagen so langsam durch die Gegend kutschierten, dass die Einheimischen gezwungen waren, sie lautstark hupend zu überholen. Rand war der Konkurrenz allerdings um eine Nasenlänge voraus und legte tatsächlich sogar noch einen Zahn zu, als sie eine der zahlreichen Radarfallen hinter sich gelassen hatten.
Dakota glich ihre Zahlen erneut mit dem GPS ab. »Sieht ganz so aus, als führen wir Richtung Barcelona.«
»Was zum Teufel treibt dieser Kerl bloß für ein Spiel? Erst verabreicht er über einhundert Gästen einer Hochzeitsfeier ein starkes Aphrodisiakum, dann ermordet er einen Kellner, ehe er auf einer Verfolgungsjagd in gemütlichem Tempo nach Spanien flieht?«
»Seltsam ist es schon«, pflichtete sie ihm bei und hielt sich dabei die Hand auf den knurrenden Magen. Sie langte nach unten und wühlte in ihrer Tasche, bis sie einen Eiweißriegel gefunden hatte. »Möchtest du mal beißen?«
Eine Hand beim Fahren locker auf dem Lenkrad, schüttelte er den Kopf.
Dakota brach einen Bissen ab und schob ihn sich in den Mund. »Willst du die Nachrichten hören? Vielleicht bringen sie etwas über die Hochzeit?«
»Wohl kaum. Es sei denn, einer der Hochzeitsgäste hat den Mund nicht halten können. Amandas und Jasons Familie und mein Team, wir alle zusammen haben verdammt gute Arbeit geleistet, um die Geschichte unter Verschluss zu halten. Nicht
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