Atemlos - Toedliches Erbe
Scheinwerfern beleuchtete Straße geheftet.
Rand hielt das Lenkrad mit blutleeren und weißen Fingerknöcheln umklammert und riss es dann mit einem Ruck herum, der sie mit beiden Händen nach dem Armaturenbrett greifen ließ. Der Lieferwagen drehte sich in einem Bogen um hundertachtzig Grad und war plötzlich frontal auf die Angreifer gerichtet.
Nein! Nein! Nein!
Zu ihrem Entsetzen wurde ihr klar, dass Rand weit davon entfernt war, abzubremsen, sondern genau auf das andere Auto zuhielt, eine große schwarze Limousine mit getönten Scheiben, verbeulter Frontstoßstange und einem zertrümmerten Scheinwerfer. Ein tödlicher Zyklop, mit dem Rand offenbar »Wer zuletzt bremst, verliert« zu spielen gedachte.
»Halt dich fest!« Eine kurze Drehung seiner Handgelenke, schon streifte er den Wagen der Angreifer und schickte ihn schlitternd in ein entgegenkommendes Fahrzeug. Hupen plärrten, und Scheinwerfer wurden hektisch auf- und abgeblendet, als die beiden Fahrzeuge unkontrollierbar ins Schleudern gerieten.
Er trat das Gaspedal bis zum Boden durch und beschleunigte mit qualmenden Reifen. Dakota roch verbranntes Gummi. Sie zog sich hoch in eine aufrechte Position und drehte sich um, um einen Blick nach hinten zu riskieren.
»Ich glaube, du hast sie abgeschüttelt.« Sie schluckte. »Du hast mich ganz schön durchger … Verdammt noch mal! Da sind sie wieder!«
»Ich sehe sie.« Er stieg auf das Gaspedal. Das hohe Tempo ließ den Lieferwagen zittern und vibrieren. Allerdings war dies kein Indy-500-Rennauto, sondern ein betagter Kastenwagen. Der Wagen hinter ihnen sah neu aus, glänzend und schwer. Und überaus entschlossen.
Er wartete, bis sie nur noch Zentimeter von ihrer Stoßstange entfernt waren, riss dann erneut das Lenkrad herum und ließ den Lieferwagen in einer quietschenden, markerschütternden Kehre um hundertachtzig Grad herumschleudern. Als die beiden Fahrzeuge im Abstand von nur wenigen Zentimetern aneinander vorbeischossen, erblickte Dakota kurz das Gesicht des anderen Fahrers und seine aufgerissenen Augen. Rand gab einen Schuss ab, aber sie waren viel zu schnell, als dass Dakota hätte erkennen können, ob er getroffen hatte.
»Hast du eine Haarbürste da in deiner Tasche?«
Dakota wuchtete die Tasche auf ihren Schoß und wühlte darin herum. Dann beugte sie sich herüber und reichte ihm ohne Fragen zu stellen ihre Wildschweinborstenbürste.
»Hier, steck das da rein.« Er reichte ihr seine Waffe. »Das auch.« Seine Brieftasche und sein Handy.
Dakota schmiss alles in ihre Umhängetasche und schloss den Reißverschluss.
»Gib sie mir.« Er nahm die Tasche und stopfte sie zwischen seinen Sitz und die Fahrertür. Kein besonders sicherer Ort, um irgendetwas zu verstauen.
»Rutsch rüber zu mir und übernimm mal kurz das Lenkrad.« Er hantierte an der Sitzverstellung, und schon glitt der Sitz nach hinten, sodass er mehr Beinfreiheit hatte.
Um seiner Bitte nachzukommen, musste sie ihren Sicherheitsgurt lösen, was unter den gegebenen Umständen vermutlich kein kluger Schachzug war. Sie rutschte über den rissigen Kunststoffsitz, bis sie seine Körperwärme durch ihre Kleidung spürte.
»Hals- und Beinbruch.« Er löste seine Gurtschnalle und legte seine warmen Hände dann um ihre eiskalten Finger, um sicherzustellen, dass ihre Hände genau dort waren, wo er sie haben wollte. »Halt gut fest, sie werden uns gleich wieder rammen. Fahr einfach immer weiter geradeaus.«
Der durch das zertrümmerte Seitenfester pfeifende Wind peitschte ihr die Strähnen ins Gesicht. Sie umklammerte das Plastiklenkrad, als hinge ihr Leben davon ab, und ihre Fingerknöchel sahen in der fast völligen Dunkelheit gespenstisch weiß aus. Sie hielt den Blick auf die Straße gerichtet und achtete nicht auf die Bäume und Sträucher, die am Rande ihres Gesichtsfelds vorüberhuschten. Rand wand und drehte sich, er verschraubte seinen Körper über ihrem Schoß. Dann schob er seinen Arm zwischen ihre Knie zu den Pedalen hinunter, um die Bürste … irgendwohin zu klemmen. Sofort verlor der Lieferwagen dramatisch an Geschwindigkeit, sodass der Wagen der Übeltäter kurz ihre Stoßstange streifte und dann an ihnen vorüberzog. Dakota erhaschte kurz einen Blick auf zwei Männer auf den Vordersitzen, ehe die Dunkelheit sie abermals verschluckte.
»Rutsch auf meinen Schoß.« Rand stemmte sich mit der Schulter gegen die Tür und drehte sich dann herum, sodass er das Bein anwinkeln konnte, um ihr einen kräftigen Tritt zu
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