Atemlos - Toedliches Erbe
sehen konnte, der noch immer weiterrollte. Wenige Sekunden darauf kamen die Scheinwerfer der Limousine aus der anderen Richtung auf sie zugerast. Gottlob waren keine anderen Fahrzeuge in der Nähe. Bis auf den Lieferwagen und das Auto der Angreifer war die Straße dunkel und verlassen.
Sie lagen im Straßengraben. Die Dunkelheit und das hohe Gras entzogen sie allen Blicken. Falls der Wagen jedoch anhielt und die Männer ausstiegen, wären sie eine leichte Beute. Den Körper auf den Boden gepresst, beobachtete Rand, wie die Scheinwerfer einen Bogen beschrieben, als der Wagen wendete, um sich dem Lieferwagen von hinten zu nähern. Der Lieferwagen fuhr mit einer Geschwindigkeit von etwa fünfzig Kilometern in der Stunde. Ihn einzuholen war kein Problem. Zwei rote Rücklichterpaare entschwanden nach und nach in der Ferne. Dann fuhr die Limousine mit einem lauten, knirschenden Scheppern von hinten auf den Lieferwagen auf. In der stillen Nachtluft schien das Geräusch erschreckend nah zu sein. »Offenbar sind diese Typen der Meinung, dass wir noch drin sitzen«, bemerkte Rand leise, ganz auf die Straße konzentriert. Hier hinten würde niemand nach ihnen suchen. Aber er war nicht bereit, irgendein Risiko auf sich zu nehmen, wenn Dakotas Leben auf dem Spiel stand.
Ein weiterer harter Aufprall. Leiser diesmal, da die Wagen sich immer noch entfernten.
»Sollten wir uns nicht besser auf den Weg machen?«, wollte Dakota wissen. Sie hatte sich auf ihre Ellbogen gestützt, um ihm beim Beobachten Gesellschaft zu leisten.
»Lassen wir uns noch ein paar Minuten Zeit. Sobald sie merken, dass wir uns nicht im Wagen verstecken, werden sie zwei und zwei zusammenzählen und nach uns su … Oh mein Gott!« Ein ohrenbetäubendes Kreischen endete unvermittelt in einem lauten Scheppern und dem Geräusch zersplitternden Glases, gefolgt von einer Feuerwolke, als der Benzintank explodierte. Ein spektakulärer Anblick – er hätte glatt aus einem von Creeds Filmen stammen können. Nur, dass dies hier die Wirklichkeit war und jemand ihnen ernsthaft nach dem Leben trachtete.
»Gott, was ist da eben passiert?«
»Sie müssen den Lieferwagen gegen einen Baum, eine Mauer oder ein anderes festes Hindernis geschoben haben.« Abgesehen von dem Widerschein der Flammen in einiger Entfernung war es stockdunkel auf der Straße. Keine umkehrenden Scheinwerfer – noch nicht.
Dakota ließ ihren Kopf nach hinten ins Gras fallen. Die Sterne leuchteten hell genug, sodass er das Funkeln in ihren Augen und den Schweiß auf ihrer Haut sehen konnte. Sie war eine zerzauste Schönheit in Schwarz-Weiß. »Das ist doch Wahnsinn. Wer
sind
diese Kerle bloß?«
»Ich vermute mal, es sind dieselben, die auch Ham getötet haben.«
Sie runzelte die Stirn und sah zu ihm hoch. »Und woher haben sie gewusst, wo sie uns finden?«
Noch wichtiger: Wieso wollten sie sie
überhaupt
umbringen? »Ausgezeichnete Frage.« Er berührte ihre Wange. Ihre Haut war noch ein wenig feucht und kalt vom Schock. Und dann – er konnte einfach nicht anders – umfasste er ihr Kinn mit der Hand. »Mal abgesehen von den blauen Flecken, Schrammen und dem Umstand, dass du dir sämtliche Knochen gebrochen hast – bist du verletzt?«
»Reicht das etwa nicht? Und was sollte dieses »Hals und Beinbruch«? Ist das eine Art Code, den ich kennen sollte?«
»In meinem Metier bedeutet das, dass man einen Stunt ausführt, von dem man weiß, dass er wehtun wird.«
»Über diese unbedeutende Kleinigkeit hättest du mich auch etwas früher informieren können.«
»Wehgetan hätte es trotzdem.« Ihr Anblick versetzte ihm einen Stich in die Brust. Ein Sturz ins Nichts vermochte das mit einem Mann zu machen, das wusste Rand. Hatte er schon oft genug erlebt. Trotzdem löste nichts in seinem Leben bei ihm dieselben Gefühle aus wie der Anblick von Dakota North. Egal, was zwischen ihnen vorgefallen war, egal, wie viele Fragen ungestellt und unbeantwortet geblieben waren, ihr Anblick raubte ihm heftiger den Atem als ein Sturz von einem zehnstöckigen Gebäude oder aus einem fahrenden Fahrzeug.
Er hatte unmöglich länger mit ihr zusammenbleiben können, aber sein Leben ohne sie hatte er ebenso wenig auf die Reihe gekriegt. Irgendwo gefangen zwischen Szylla und Charybdis. »Wieso bist du hier, Dakota?«
Hier in Frankreich. Hier in meinen Armen. Hier, wo ich es doch um ein Haar geschafft hätte, dich zu vergessen.
Ein Mona-Lisa-Lächeln auf den Lippen, hob sie die Hand und strich ihm ganz leicht mit den
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