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Atemlos - Toedliches Erbe

Atemlos - Toedliches Erbe

Titel: Atemlos - Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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Mittlerweile hab ich gelernt, sie an- und abzuschalten. Als ich noch jünger war, habe ich nämlich Dutzende von Zahlenreihen gesehen, wenn ich gerade auf dem Spielplatz war oder sobald ich irgendwelche Gegenstände in die Finger nahm. Mit der Zeit hatte ich dann den Bogen raus, die Spreu vom Weizen zu trennen und mich auf nur einen … Zahlenstrom zu konzentrieren. Die Zahlen selbst leuchten – ein besseres Wort fällt mir dafür nicht ein. Und wenn ich sie sehe, legen sie sich über das, was sich gerade in meinem Blickfeld befindet. Sie überdecken alles.«
    »Nervt das nicht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es ist halt meine Wirklichkeit. Ich kenne es nicht anders.«
    »Und wie bist du dahintergekommen, was die Zahlen bedeuten?«
    »Meine Eltern versuchten sich einzureden, ich sei nicht etwa ein Freak, sondern ein Wunderkind. Dass ich eine Art mathematische Gleichung sähe, aus der sie einfach nicht schlau wurden. Aber dann, ich war damals fünf oder sechs, wurde unser Hund gestohlen. Ich war am Boden zerstört und habe stundenlang geweint. Bis ich eines Tages im Garten hinter dem Haus sein Halsband fand – und sich die Zahlen schlagartig änderten. Als ich meinem Vater davon erzählte, holte er eine Karte heraus. Eine meiner Schulfreundinnen hatte Snoopy mitgenommen. Sie behauptete, er sei ihr bis nach Hause nachgelaufen. Ich hatte das blöde Gör noch nie gemocht.«
    »Sie wollten die Wahrheit immer noch nicht erkennen, obwohl es schon so früh angefangen hat?« Rand warf ihr einen fragenden Blick zu, richtete sein Augenmerk dann aber wieder auf die Straße. Der Baumbestand, der die Straße säumte, wurde dichter: Buchen, Eichen und Pinien, schwarze Silhouetten vor dem nächtlichen Himmel.
    »Es waren noch ein paar weitere Jahre und ein ganzer Berg weiterer ›Zufallsfunde‹ nötig, bis sie schließlich einsahen, dass es ein Teil von mir war – ob es ihnen nun gefiel oder nicht, ob sie es verstanden oder nicht. Sie zeigten mir, wie man mit einer Karte umging, und schließlich kaufte mir mein Dad zum Geburtstag ein Palmtop- GPS .«
    Als sie sich herumwandte, um ihn anzusehen, ließen die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos Rands Gesicht aufleuchten. Er wirkte nicht genervt, bloß neugierig. Immerhin ein Anfang. »Hast du Zak aufgesucht und ihn um einen Job gebeten?«
    »Nein. Ich hatte ihn nicht gesehen, seit …« Seit Rand ihr erklärt hatte, sie solle sich zum Teufel scheren. »Seit ungefähr einem Jahr. Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war.« Sie räusperte sich. »Ich war im Labor gefeuert worden und eine Zeitlang arbeitslos. Dann, vor etwa einem Jahr, gab es diese Reihe von Missbrauchsfällen an Mädchen von der Highschool. Innerhalb weniger Wochen wurden fünf Mädchen auf dem Heimweg von der Schule entführt. Nachdem ich von dem Fall gehört hatte, suchte ich sofort die örtliche Polizeidienststelle auf und bot ihnen meine Dienste an.«
    »Lass mich raten – man hat dir kein Wort geglaubt und dachte, du hättest die Mädchen selbst entführt.«
    »Sowohl als auch. Zu guter Letzt aber konnte ich sie überreden, es mich versuchen zu lassen. Daraufhin ließen sie mich das Handy des zuletzt entführten Mädchens in die Hand nehmen. Es dauerte gerade mal eine Stunde, dann hatte ich sie gefunden – in Olympia.«
    »Tot?«
    Ab und zu beleuchteten die Scheinwerfer eines weiteren entgegenkommenden Autos Rands Gesicht, was ihm ein leicht dämonisches, grimmiges Aussehen verlieh. »Nein, sie lebte. Mein Talent funktioniert nur, wenn die Person, die ich aufzuspüren versuche, noch am Leben ist. Die Kerle hatten sie in einer Jagdhütte in den Bergen gefangen gehalten. Die Cops verhafteten die beiden Arschlöcher – und fanden die Leichen der vier anderen Mädchen vergraben auf dem Grundstück. Die Eltern des Mädchens wandten sich an die Presse, Zaks Frau sah die Nachrichtensendung, und sie nahmen Verbindung zu mir auf. Er und Acadia luden mich zum Abendessen ein und boten mir den Job an.«
    »Dann war deine ganze Ausbildung für die Katz, oder was meinst du?«
    »Ich hab ja nichts verlernt, nur weil ich jetzt das hier mache, statt als Chemikerin zu arbeiten. Eigentlich können sich die beiden Jobs ganz gut er … Wieso siehst du dich andauernd um?«
    Sie befanden sich irgendwo in der Provinz, weitab von jeder Stadt, mit nichts als Feldern und Bäumen zu beiden Seiten der zweispurigen Straße. Eine Handvoll Autos war mit eingeschalteten Scheinwerfern in beiden Richtungen unterwegs. Dann

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