Atemlos - Toedliches Erbe
überzeugen, dass sie tatsächlich so unverletzt war, wie sie behauptete. Aufrichtigkeit war nicht eben ihre starke Seite. Selbst mit einem gebrochenen Bein würde sie noch weiterlaufen, nur um zu beweisen, dass sie recht hatte. Doch dann tauchte das Hinweisschild für das Flugfeld eher als erwartet auf, und die Sache war entschieden. »Zu dem Privatflugplatz geht es hier entlang. Es ist gleichzeitig eine Flugschule, also gibt es dort möglicherweise ein Plätzchen, wo wir uns ein bisschen frisch machen können.«
Seine Muskeln fingen an zu protestieren – immerhin lag sein letzter Sturz aus einem fahrenden Auto schon eine Weile zurück. Nicht, dass er es vermisste. Wenn ihm schon der ganze Körper wehtat, musste Dakota üble Schmerzen haben. Er zeigte auf die unförmige Umhängetasche über seiner Schulter. »Hast du Aspirin da drin?«
»Hast du etwa Kopfschmerzen?«
»Für dich.«
»Wir holen sie raus, sobald wir da sind, und teilen sie uns, wie wärs damit? Junge, Junge, verdammt dunkel hier draußen, findest du nicht?«
Seine Augen hatten sich längst daran gewöhnt. Er suchte ihre Umgebung ab. Außerhalb der geschlossenen Ortschaften gab es außer dem Licht der Sterne nichts, das ihnen den Weg leuchtete, und die wurden jetzt, als der Wind auffrischte, von einer dahinjagenden Wolkendecke verdeckt. »Von mir aus.«
»Ja, ich weiß. Nur keine Drogen. Nicht einmal frei verkäufliche.«
Die Luft war erfüllt von einem kräftigen Geruch nach Pinien und Staub. Mittlerweile gingen sie mitten auf dem unbefestigten Weg, da auf beiden Seiten dichtes Gestrüpp wucherte.
Am Ende der Straße stießen sie auf eine große Wellblechhütte, die als Flughafengebäude diente. Der Windsack flatterte sachte im Wind und hing waagerecht an seinem Mast, und über der Stahltür begrüßte sie ein Licht. Er drückte den Türgriff herunter – Gott sei Dank war sie nicht abgeschlossen. Er wusste, dass Dakota nach dem meilenlangen Fußmarsch hierher endgültig mit den Kräften am Ende war.
Vorsichtig öffnete Rand die Tür. Ihm fiel auf, dass in dem kleinen Büro hinter dem Tresen Licht brannte, obwohl keine Menschenseele zu sehen war. Sie durchquerten den stillen Hangar, in dessen Schatten zwei Cessnas standen, und betraten das vollgestellte, unordentliche Büro, in dem es staubig und nach Düsentreibstoff roch. Die Wanduhr zeigte kurz nach neun. Dem Gefühl nach war es deutlich später.
Als Dakota sich herumdrehte, bemerkte er zum ersten Mal den Riss in ihrem Jackenärmel. Das heraussickernde Blut hatte einen langen, feuchten Fleck auf dem Stoff hinterlassen. Was er jetzt brauchte, war Wasser und einen Erste-Hilfe-Kasten – und vor allem musste er sie unbedingt zurück nach Seattle verfrachten.
»Jemand hat eine Nachricht hinterlassen.« Sie wies mit dem Kinn auf den ramponierten, mit allerlei Papierkram übersäten Schreibtisch, auf dem ein Blatt Papier, auf dessen oberen Rand MAGUIRE gekritzelt war, an eine Weinflasche gelehnt stand und mit einem Korkenzieher beschwert war.
Rand schnappte sich das Blatt und versuchte, die Botschaft inmitten des Gekritzels, das wohl irgendeine Zahnradkonstruktion darstellen sollte, zu entziffern. »Der Typ hat gewartet, ist dann aber aufgebrochen, als es dunkel wurde. Morgen früh kommt er zurück. Dann wollen wir mal sehen, ob es hier irgendwo fließendes Wasser gibt, damit wir dich waschen können.«
»Ausgezeichnete Idee.« Sie straffte ihre Schultern – und verzog vor Schmerz kaum merklich das Gesicht. Er hätte es glatt übersehen, wenn er nicht so genau darauf geachtet hätte. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich brauche dringend heißes, fließendes Wasser, eine Masseurin und einen Chiropraktiker – wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.«
»Hoffen wir, dass sich hier wenigstens eines davon finden lässt.« Er schmunzelte, denn wenn er ehrlich war, hätte sie wirklich alle drei gebraucht. Ihr Haar fiel in einem wüsten Durcheinander um Kopf und Schultern, die kupferfarbenen Strähnen waren voller Knoten, Blätter und kleiner Zweige. Eine schlimm aussehende Schramme verunzierte ihre Wange, und ihr Gesicht und ihre Kleider starrten vor Dreck. Die Jacken, die sie in Barcelona gekauft hatte, hatten sie vor den allerschlimmsten Schürfwunden bewahrt. Sie war zerzaust, völlig verdreckt und hundemüde und sah aus wie irgendein Fabelwesen aus den Wäldern, entsandt, um einen bedauernswerten Sterblichen in Versuchung zu führen.
Herrgott! Er musste sich den Kopf
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