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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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des Gesprächs stehenlassen wie einen Aussätzigen.«
    Ich erinnerte mich, ich war bei einer Party vor Jahren einfach mitten
im Satz gegangen, weil Rory so sentimental dabei wurde und Rick in ein
unangenehmes Licht rückte, in dem ich ihn einfach nicht sehen wollte. Auch war
er mir dabei körperlich zu nahe gekommen und hatte nach Alkohol gestunken.
    »Ja, hab ich. Er war sturzbetrunken, und ich wusste nicht, was ich
ihm glauben sollte. Ich hätt’s lieber von dir gehört als von ihm.«
    »Mich hast du doch mehrmals unterbrochen, als ich dazu angesetzt
habe, dir von meiner Frau und meinen Kindern zu erzählen. Kannst du dich an
unsere Fahrt nach Plymouth erinnern? Als du um keinen Preis deinen Gurt anlegen
wolltest?«
    »Ja, aber ich wollte keine Geschichte zum Thema Frauen am Steuer
und Verkehrsicherheit von dir hören.«
    »Das wär’s auch nicht geworden«, schnappte er.
    »Tut mir leid, ich bin manchmal wohl zu voreilig.« Ich stützte mich
mit beiden Armen auf die glatte Lehne der Ledercouch, deren Geruch bis in meine
Nase drang. »Erzählst du mir jetzt was von ihnen?«
    Ein betretenes Lächeln umspielte seinen Mund. »Es gibt sie nur noch
in meinen Gedanken, aber da sind sie oft ziemlich lebendig.« Dabei zitterte
seine Stimme leicht. Er schien es zu bemerken und wandte den Kopf zu Boden. Dann
seufzte er: »Elly und Thea … meine kleinen Mädels. Sie fehlen mir
entsetzlich.« Wie ein geschlagener Hund blickte er zu mir auf. Dieser Ausdruck
in seinen Augen und die Hilflosigkeit in seiner gebrochenen Stimme taten mir
fast körperlich weh. Ich wusste nicht, wie ich uns davon befreien sollte, und
fragte überstürzt: »Und deine Frau?«
    Er sagte nichts, aber sein Blick hatte mich nicht losgelassen, keine
Sekunde lang. Er verunsicherte mich mit diesem langen Schweigen, der Raum
zwischen uns füllte sich mit einer seltsamen Energie.
    »Hannah.« Unter seine Hilflosigkeit mischte sich nun ein wenig
Angriffslust.
    Da war sie nun. Zum ersten Mal nach drei Jahren hörte ich ihren Namen
aus seinem Mund. Wie er ihn aussprach, wie er heiser aus seinem Innersten drang,
irritierte mich. Genau so, als ob Spencer »Johanna« sagte, nur ohne das »Jo«
davor. Es war kein »Hänna«, sondern ein »Hanna« und ging mir direkt unter die
Haut. Das Gefühl war erbärmlich. Über seine Augen zog sich wieder ein Schleier
der Traurigkeit. Wir setzten uns gemeinsam auf die braune Couch, deren Geruch
nun immer intensiver wurde, als hätte man sie parfümiert.
    »Ihr habt euch doch sehr geliebt, nicht?«
    Todernst wich er zurück und murmelte dann: » Ich habe Hannah sehr geliebt.«
    »Tut mir leid, siehst du, ich weiß eben nicht, wie direkt ich sein
kann, aber …«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Hannah hat mich wahrscheinlich nicht so sehr geliebt wie ich sie.
Wir waren die glücklichste Familie nach außen, aber Hannah hasste viele meiner
Eigenschaften.«
    Er zuckte mit den Achseln und blickte gegen das Licht, das hart und
unaufhaltsam durch das einzige vorhanglose Fenster des Raumes drang.
    »Als wir uns kennenlernten, hatte ich gerade die Firma meines Vaters
übernommen. Sie war seine Chefsekretärin, wenn man so will. Sie war bildhübsch
und vier Jahre jünger als ich. Mein Vater war grenzenlos begeistert von ihr.« Er
atmete schwer durch. »Er musste Großvater in Kanada ablösen und ging mit meiner
Mutter wieder zurück. Mein Bruder zerriss sich geradezu zwischen den Firmen in
London und Montreal, und ich war hier, grün hinter den Ohren und hilfsbedürftig.
Hatte grad mein Studium fertig und war so etwas wie ein Traumtänzer.« Er lachte.
»Hannah hatte schon jahrelang in der Firma gearbeitet. Sie war blitzgescheit,
hatte eine unglaubliche Gabe zu kombinieren und war sehr charmant. Wir wuchsen
zusammen, als Team. Und eines Abends, spät im Büro – du kannst dir ja
vorstellen, wie das so ist – haben wir uns zum ersten Mal geliebt.«
    Er pausierte und schwelgte in der Vergangenheit. »Was du dir
vielleicht nicht vorstellen kannst, oder besser, ich konnte mir das damals nicht
vorstellen, ist, dass sie noch Jungfrau war. Ein Mädchen wie sie. Mit 21 . Sie raubte mir den Verstand damit. Ich
trug sie auf Händen. Und ich hatte sie gleich beim ersten Mal geschwängert. Sie
ist lang nicht damit rausgerückt, es war eine kleine Katastrophe. Sie war so
eine verschlossene Frau, wenn’s um solche Dinge ging. Sobald es raus war,
drängte meine Familie mich zur Heirat, mein Vater war maßlos begeistert und ich
schlussendlich auch.

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