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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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Bei Hannah war ich mir nicht ganz sicher. Der ganze Rummel
mit meiner Familie setzte ihr oft zu. Vor allem von meinen Freunden war sie
nicht besonders angetan. Und ganz ehrlich, meine Freunde auch nicht von ihr.« Er
kratzte sich am Kopf.
    Ich nickte, war völlig baff, dass all das nun so aus ihm
heraussprudelte, und meinte nur: »Hm … deine lieben Freunde …«
    »Ich weiß. Na ja, aber wie sich so die Dinge ergeben, haben wir dann
zusammengearbeitet und -gelebt. Da war nichts dran auszusetzen. Zwei Jahre nach
Elly kam Thea. Hannah ist dann zu Hause bei den Kindern geblieben und war nur ab
und zu in der Firma. Wir holten eine Nanny dazu, und Hannah half dann auch
wieder mehr in der Firma mit, aber letztlich war sie nach Theas Geburt
verändert.« Er begann sich eine Zigarette zu drehen.
    »Sie war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr sonderlich interessiert an
mir. Ich weiß nicht, ob sie Angst hatte, wieder schwanger zu werden. Meine
Familie war so stolz und drängte auf ein weiteres Baby, einen männlichen
Nachfahren natürlich. Wir waren plötzlich ganz schön unter Druck. Hannah zog
sich komplett zurück … Möchtest du auch eine?« Er deutete auf seine
Selbstgedrehte.
    »Nein, danke«, sagte ich. »Hast du sie je betrogen?«
    »Ich wusste, dass du das fragen würdest. Was denkst du?«
    »Deine Geschichte baut sich grad zu einer Erklärung dafür auf.«
    »Ich hab sie nicht betrogen, das war gar nicht notwendig.«
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Ich hab gar nichts gemacht, außer zu viel gearbeitet. Mit der Zeit
hab ich mich dann doch gefragt, ob an mir was seltsam sei, dass sie mich
überhaupt nicht mehr wollte. Was soll ich tun, damit sich das wieder ändert,
fragte ich sie, aber da war keine Diskussionsbasis. Wir schliefen in getrennten
Schlafzimmern und das nach drei Ehejahren.«
    Er sog den Rauch tief ein, aschte in seine leere Zündholzschachtel,
und sein Blick schweifte in die Ferne.
    »Ich respektierte ihre Privatsphäre, habe aber lang nicht begriffen,
warum das so sein musste, bis zu dem Tag, an dem Rory mir klarmachte, dass
Hannah zu Gott übergewechselt war. Sie war auffällig oft in der Kirche und bei
allen möglichen Veranstaltungen dabei, auch mit den Kindern. Kirche war kein
Thema für mich, nicht wichtig, aber bei ihr entwickelte es sich zu einer Manie.
Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt, und ich hab gesagt, wenn sie mich nicht
will, dann muss ich die Zuneigung woanders suchen, sonst verkümmer ich.
Verstehst du, ich war damals noch keine 30 .
Sie war richtig befreit und meinte, dass ich mich nicht zurückhalten sollte, mir
die niederen irdischen Genüsse – das hat sie wirklich gesagt –
woanders zukommen zu lassen. Das hat mich noch mehr schockiert als ihre
Ablehnung.«
    Sein Gesichtsausdruck hatte etwas Hilfloses. Es war unfassbar, welch
andere Seite sich nun hier an ihm auftat. Ein vergangenes Leben nach so schwer
konservativen Werten hätte ich ihm nicht im Traum zugetraut. Es wurde mir immer
klarer, wie sehr er sich von seinen Eltern in die Rolle des Familienvaters und
Juniorchefs hatte drängen lassen, und nach dem langjährigen Brodeln im Vulkan
kam dann wohl der Ausbruch. Trotz der Sonne, die auf uns schien, fröstelte ich.
Rick blies genüsslich den Rauch weit ins fremde Wohnzimmer. Jetzt wurde ich
richtig neugierig.
    »Und, hattest du dann mit jemand anderem Sex?«
    »Nein, nicht solange wir zusammen waren.« Er schüttelte energisch den
Kopf. »Es hat bis lang nach ihrem Tod gedauert. Ich hatte das alles nicht sehr
gut verkraftet. Weißt du, Elly und Thea waren meine kleinen Schätze, mit denen
ich jedes Wochenende den ganzen Tag verbracht habe. Wir sind zu viert viel
rumgefahren, hatten es ziemlich gemütlich im Haus meiner Eltern, das damals ganz
für uns frei geworden war, und dann hatten wir auch noch das Haus in
Wiltshire. Viele Gäste kamen uns besuchen. Es war eine schöne Zeit für
mich, obwohl Hannah sehr in sich zurückgezogen war, war sie gastfreundlich und
nett.«
    Sein Tonfall war schwärmerisch, seine Augen so traurig und weich,
aber es sammelten sich keine Tränen darin. Ich hatte meine Ballerinas ausgezogen
und mich ganz nah neben ihn in die Ecke der kalten Ledercouch gekuschelt, meine
Beine hatte ich angewinkelt unter den riesigen Schlabberpulli gesteckt wie unter
eine Decke. Ich nagte an meinen Fingernägeln rum und hörte gebannt zu.
    »Ohne Medikamente hätte ich die Zeit danach nicht überstanden. Rory
hat seine Treue als Freund bewiesen. Er war immer

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