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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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zu
haben. Jetzt hast du mich als immer bereiten Liebhaber, der ein bisschen
Phantasie mitbringt, und du bist unglücklich.«
    Er stand auf und ging Richtung Badezimmer. Ich war übermüdet. Es
waren zu viele Reize auf mich eingeprasselt an diesem Tag. Ich wollte nur noch
in mein Gästebett und zog rasch einen der Pyjamas an.
    Allein im Raum, blickte ich noch mal zu dieser bösartigen Erfindung
auf dem Tisch. Ich schuldete Michelle, dass diese Bilder von ihr gelöscht
wurden. Ich selbst hatte kein iPhone und kannte mich nicht besonders gut damit
aus. Ich öffnete den Bilderordner, aber statt Michelle sah ich ein Bild von
Rick. Mit Sonnenbrille in Nahaufnahme, auf der Yacht, dazu ein breites Grinsen
von Spencer. Diese Bilder waren mit Sicherheit auch nicht für mich bestimmt. Ich
scrollte über das Display, verzweifelt auf der Suche nach Michelle. Da, was war
das? Ich hasste diesen Privatmüll von anderen. Es sah aus wie Rick in südlichen
Gefilden nach hinten übers Bett gestreckt, im Vordergrund ragte ein nackter
weißer Arsch ins Bild. War das ein Mann oder eine Frau? Es war definitiv zu viel
für mich.
    »Rick, komm und hilf mir, Michelle zu löschen!«, rief ich in den
hallenden Raum. Er kam zu mir auf die Couch. Wir saßen jetzt beide in
Seidenpyjamas eingehüllt nebeneinander. Meine Überreaktion tat mir bereits ein
wenig leid. Unsere Moralauffassungen drifteten offenbar weit auseinander. Er
scrollte zu Michelles letztem Bild.
    »Zeig her, ist dies das letzte Bild, das sie geschickt haben?«
    »Ja.«
    Sie sah jetzt nicht mehr besonders gut aus.
    »Was ist da passiert?«
    »Ich weiß nicht, ich habe die Bilder nicht gesehen.«
    »Wo sind die drei?«
    »Jetzt vermutlich zu Hause. Ich habe sie nur bis drei Uhr
bezahlt.«
    »Nein, ich meine auf diesen Bildern?«
    »Im Flemings Hotel, in Mayfair. Bist du sicher, dass du jetzt doch
sehen willst, was zwischen den dreien geschehen ist? Komm, löschen wir sie alle
und gehen schlafen.« Er rieb sich die Augen.
    »Was ist, wenn ihr doch etwas zugestoßen ist? Sie sieht wirklich
schlimm aus auf diesem Bild, wie gewürgt. Wollen wir uns sicherheitshalber das
vorletzte ansehen?«
    Ich wusste, dass Michelle das Tier in jedem noch so zahmen Mann
wecken konnte, das böse Tier. Sie hatte eine tragische masochistische Ader in
sich, die ihr schon mehrfach zum Verhängnis geworden war. Selbst damals im
Designerladen, mit unserem harmlosen Geschäftsführer, einem an sich braven
Familienvater, begann sie ein Verhältnis, das ihr ein blaues Auge
einbrachte.
    »Willst du’s sehen? Auf deine Verantwortung.«
    Er sah mich ernst an.
    »Ja.«
    Michelle war nicht ganz eindeutig zu erkennen, die Aufnahme war zu
nah.
    »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht, du meinst in ihrem Mund, ein Knebel?«
    Ich sah Rick entsetzt an.
    »Du brauchst es nicht anzusehen.« Er zog die Achseln hoch.
    Ich strich mit dem Finger über das Display zum nächsten Bild. Der
Anblick, der sich uns bot, war einfach nur widerlich …
    »Lass sie uns löschen, du hast recht, sie sind nicht für uns
bestimmt.«
    Er löschte sie.
    »Du wirst sehen, sie wird dir morgen stolz über ihren gelungenen
Abend berichten. Wart’s ab.«
    Ich fand den Kommentar geschmacklos. Wir gingen gemeinsam nach oben,
Richtung Schlafzimmer. Rick blieb auf seiner Ebene stehen und wünschte mir mit
einem kleinen zärtlichen Kuss »Gute Nacht.« Ich ging mit leichter Gänsehaut hoch
in das Turmzimmer und kroch in das weißgedeckte Bett. Ich war aufgebracht und
müde zugleich. Ich ging den Abend noch mal durch. Die Jungs hatten die Bilder an
Rick gesandt, wir hatten sie gelöscht, aber auf ihren Telefonen waren sie
womöglich immer noch gespeichert. Meine Gedanken kreisten um Michelle, für deren
Abend ich mitverantwortlich war. Dann dämmerte ich weg.
    Kaffeegeruch stieg in meine Nase. Ich hatte meine Augen
noch nicht geöffnet, da hörte ich seine Stimme: »Es ist acht Uhr, wenn du Kaffee
möchtest?« Liebenswürdig und zärtlich war sie.
    Er stellte das Tablett mit der Tasse Kaffee und einem Glas Wasser
neben das Bett auf den Boden. Ich blickte zu ihm auf. Es war ein strahlend
blauer Tag und bereits gleißend hell in meinem Zimmer.
    »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen, wie geht’s dir?«, hauchte er.
    »Hab ich noch nicht darüber nachgedacht.«
    Er setzte sich zu mir an den Bettrand.
    »Hast du gut geschlafen?«, fragte er.
    »Ja. Und du?«
    »Ehrlich gesagt nein, ich hab mir Gedanken gemacht. Tut mir leid,
wenn ich gestern zu weit gegangen

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