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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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bis auf die
letzte. Für die ließ er sich nun richtig Zeit, spannte aber die Schnur. Die
Zunge am Kitzler wurde flinker, leckte, der Druck größer, er gurrte ganz tief,
und dann zog er noch mal an.
    »Ahhhh, ich, ich, ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh.«
    Kleine Raketen entzündeten sich, flogen weit in die Luft,
explodierten in allen Farben, immer wieder, immer mehr, immer bunter. Er
schmatzte und sog an mir. Er liebte meinen Saft. Dann rückte er hoch zu meinem
Gesicht und küsste mich. Ich roch mich an seinen Lippen.
    »Danke«, hauchte ich und öffnete die Augen.
    »Ich danke dir«, sagte er. »Ich sehe dich heute Abend. Du holst den
Lift mit der Fernbedienung. Ich hab sie für dich auf die Küchenplatte
gelegt.«
    Dann ging er.
    Es war mein großer Tag. Ich aß etwas von dem Toast, der auf der
Küchenanrichte vorbereitet war. Außerdem gab es noch Marmelade, Käse, Cornflakes
und Milch. Daneben lag ein Zettel.
    »Wenn du für heute ein Outfit haben möchtest, bitte bedien dich, es
gehört dir. Kisses, Rick.«
    Eine riesige Einkaufstasche mit dem Mantelkleid, das ich am Vorabend
verschmäht hatte, stand neben dem Küchenblock. Die Wäsche war nicht dabei. Ich
holte mein Telefon, knabberte am Frühstück rum und ging meine Nachrichten durch.
Ich hatte heute Morgen bereits zwei Anrufe versäumt. Tara und mein Freund Ivo
aus Berlin. Ich begann bei Tara, die mir mitteilte, dass Ivo gestern mehrmals
versucht hatte, mich zu erreichen. Sie fragte, wie’s mir ging und wo ich sei.
Ich sagte, dass ich gerade frühstückte und es mir sehr gut ging, abgesehen
davon, dass ich die Nacht durchgemacht hatte. Sie fragte nicht weiter. Den
zweiten Anruf scheute ich. »Mehrmals von zu Hause angerufen« klang nie gut.
Normalerweise vergaß Ivo mich, sobald ich sein Gesichtsfeld verlassen hatte,
oder zumindest meldete er sich nur so selten, wenn ich verreist war, dass er mir
dieses Gefühl vermittelte. Er brachte mich damit oft zum Verzweifeln, manchmal
zum Weinen. Die Vielzahl seiner kleinen Nachlässigkeiten begann immer schwerer
zu wiegen. Ich wollte erst anrufen, wenn ich aus diesem Sündenpfuhl raus war.
Auf der oberen Dachterrasse duschte ich im Freien, ließ die Sonne auf mich
scheinen, zog das Kleid an, in dem ich gekommen war. Nur meinen Slip fand ich
wieder nicht. Ich packte die Einkaufstasche und fuhr hinunter.

3
    Mein Telefon klingelte: Ivo.
    »Guten Morgen, wie geht’s dir? Harte Nacht gehabt?«
    »Wie, harte Nacht?«
    »Ist der Aufbau schon fertig?«
    So meinte er das also.
    »Ja, die Ausstellung ist absolut gelungen, unglaublich schön, und ich
habe sogar schon was verkauft.«
    »Phantastisch, gratuliere! Ich hab dir doch gesagt, dass du es
langsam und beständig schaffen wirst.«
    »Gibt’s was Neues zu Hause?«, fragte ich etwas aufgebracht.
    »Nichts Besonderes. Ich wollte mal hören was du so treibst, und dir
Glück wünschen für deinen heutigen Abend.«
    »Ah ja … danke.« Ich war erleichtert.
    »Und wie ist es sonst so, warst du mal aus? Wie ist London? Erzähl
doch.«
    »Ja, mit Michelle … gestern Abend. Es ist spät geworden.«
    Da war sie wieder, Michelle. Ich hoffte, dass es ihr gutging.
    »London ist aufregend und heute ausnahmsweise sonnig«, sagte ich
bemüht gelangweilt.
    »Schade, dass ich nicht da bin. Ich drücke dir die Daumen für heut
Abend. Feier mal richtig, lass die Sau raus!«
    »Das werd ich …«, ich zögerte.
    »Okay. Dann mach’s gut, wir sehen uns.«
    »Ja, du auch.«
    »Tschüs.«
    »Tschüüüs.«
    Ivo war ein an sich charmanter, strebsamer Mann, mit dem ich die
letzten acht Jahre in mehr oder weniger harmonischer Beziehung verbracht hatte.
Er hatte ein solides Naturell, war kontrolliert, aber nie arrogant, hatte einen
Hang zum Traditionellen und Schultern zum Anlehnen. Als wir uns trafen, war ich
noch jung. Er war neun Jahre älter, schon einige Jahre zuvor aus der Schweiz
nach Berlin gekommen und damit beschäftigt, sich als Architekt zu etablieren.
Sein strohblondes Haar war mir als Erstes an ihm aufgefallen, es erhellte den
Raum und dann die typische Designer-Hornbrille, die viel zu tief auf seiner
runden Nase saß. Die Art mit der er stets über deren Rand hinwegblickte,
erinnerte mich oft an ein schlaues Chamäleon. Er war nicht vordergründig
attraktiv, aber interessant. Ivo war eng befreundet mit Kunstkritikern,
Ausstellungskuratoren, Galeristen und auch sonst bestens vernetzt. Damals hatte
er mir zahllose Kontakte zur Kunstwelt eröffnet und mich damit auch

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