Atemlose Begierde
oben. Rick versuchte ihm
zu entkommen. Ich ertrug die Situation nur schwer und befürchtete eine
Eskalation. Rick schlug voll auf ihn ein, er war eindeutig kräftiger als
Spencer, aber Spencer war bösartiger, und so hatte er Rick bald auf den Boden
gerungen. Sie keuchten beide. Spencer saß auf Ricks Brustkorb und versuchte ihn
zu küssen. Rick drehte jedes Mal seinen Kopf zur Seite.
»Weiß sie eigentlich, wer du bist?«
Dabei leckte er Rick breit übers Gesicht.
»Weiß sie, was du alles getan hast? Was du mit mir tust, was du mit
anderen tust? Was für ein böser Bube du bist?«
Rick lag im Anzug am weißen Boden unter ihm und sagte kein Wort.
Dann beugte Spencer sich zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sie
standen beide auf. Rick gab mir ein Zeichen, die Augen zuzumachen. Ich verstand
nicht wirklich. Spencer öffnete nun den Reißverschluss an Ricks Hose, aber ich
schloss meine Augen nicht.
»Johanna, sieh mir zu. Du kannst hier was für die Zukunft lernen«,
sagte Spencer und grinste.
Er holte Ricks Schwanz raus, der leicht geschwollen war. Rick schien
Raufereien zu lieben. Ich konnte vermutlich wirklich etwas lernen. Spencer
strich mit sicherem Griff über Ricks Schaft. Rick sah mich an, ohne eine Miene
zu verziehen. Seine Augen waren dabei eiskalt. Spencer packte hart zu, er hatte
einen selbstverständlichen Umgang mit Rick. Kniete sich nun vor ihn und ließ
seine Zunge spielen. Rick sah mich nun nicht mehr an. Er hatte seine Augen
geschlossen und ließ Spencer über sich ergehen. Ich sah genau zu. Ich wusste,
dass er sich Spencers Machtdemonstration auslieferte, um endlich hier
herauszukommen. Ich war gebannt, gelähmt, konnte nicht eingreifen. Ich konnte
Rick nicht retten. Spencer hatte ihn so tief im Rachen, dass sein Kopf und sein
Hals eins wurden. Er sah jetzt aus wie E. T., der mit einer Stange durchbohrt
worden war. Rick zuckte im Stehen mehrmals ganz leicht zusammen. Ich hörte
Würgelaute. Spencer war noch immer völlig über ihn gestülpt. Ich stand da, mit
pochendem Herzen und schweißnassen Händen. Spencer ließ ihn langsam aus sich
herausgleiten. Es war kein Tropfen mehr an Rick. Von seiner Technik war ich
tatsächlich beeindruckt, aber gleichzeitig so angewidert von seiner Wesensart,
dass ich mich beinah übergeben musste. Rick drehte sich weg, Spencer stand auf.
Er sah mich stolz an, fuhr sich mit der Hand über den Mund und holte den
Türöffner aus seiner Hosentasche.
»Habe eine gute Reise, Johanna«, sagte er mit verklebter Stimme.
Ich ging durch die Glastür, stieg in den Lift. In der letzten Sekunde
sprang Rick zu mir herein. Mein Atem ging immer noch schnell. Wir standen uns 57 Stockwerke hinabfahrend gegenüber und
sahen uns wortlos an. Ich scannte sein Gesicht, er meines. Ich war erregt von
der Aktion und bestürzt, dass Rick vor meinen Augen dazu genötigt worden war,
egal ob es gut gewesen ist oder nicht. Er musste einige finstere Geheimnisse mit
Spencer teilen, dass er dazu bereit gewesen war. Die Tür öffnete sich, und ich
ging durch die Lobby auf die Straße. Ich lief einfach drauf los. Mein Ziel war
das Haus meiner Freunde in Islington. Rick war nicht mehr bei mir. Ich drehte
mich um, O- 101 Millbank verschwand langsam
aus meinem Blickfeld. Ganz oben im letzten Stockwerk des Gebäudes glaubte ich,
die Silhouette Spencers erkannt zu haben. Ich sog tief die laue Luft in mich.
Herbst im Anfangsstadium. Morgen um diese Zeit würde ich auf Berlins Straßen
wandeln und konnte es inzwischen nicht mehr erwarten.
*
Etwa 50 Minuten war
ich unterwegs durchs nächtliche Londoner Straßengewirr. Ich musste an die
Herbstnächte vor Jahren denken, die ich alleine mit Arbeit in meinem Atelier
hier in London zugebracht hatte. Ich schlief dort oft auf dem einfachen Sofa,
wenn ich bis spät in die Nacht gearbeitet hatte, um mir den langen Weg in unsere
Wohnung zu ersparen. Ivo hatte kein Problem damit. Manchmal kam ich viele Tage
durchgehend nicht nach Hause, Ivo genauso wenig. Ich baute an meinen Skulpturen
und malte an meinen Bildern. Meine vor Überlastung brennenden Augen, meine
schmerzenden Gliedmaßen, mein steifer Nacken störten mich nicht. Ich ignorierte
alles. Ich ging an die Grenzen des Erträglichen. Ivo und ich gaben uns die
Türklinken in die Hand. Meine Bedürfnisse waren ausgeschaltet. Dann kam Rick in
mein Leben. Plötzlich versüßte mir jemand diese einsamen Nächte. Er kam manchmal
nur für Stunden zu mir, um mir den Nacken zu massieren, mich zu bekochen
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