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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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dunkel.«
    »Wart’s ab!«
    »Wer sind diese Leute?«
    »Ich denke, ich kenne nur Roland, dem das Haus gehört, wer sonst noch
da sein wird, weiß ich nicht.«
    Wir gingen durch den Torbogen und betraten das Haus von der Seite.
Rick hatte einen Schlüssel dafür.
    »Wie geht das? Du hast einen Schlüssel?«
    »Ja«, er schmunzelte.
    »Was für eine Party ist das?«
    »Es wird für mich auch eine Überraschung, ich war noch nie hier bei
einem dieser Feste. Aber Roland lädt gern Gäste ein.«
    »Du hast mir noch nie von ihm erzählt, hat er mit dir studiert?«
    »Nein, so kann man das nicht sagen …«, er lachte vielsagend.
    »Rick, mach mich nicht schwach! Woher kennst du ihn?«
    »Lern ihn doch erst mal kennen, Jo, entspann dich, wir sind zum
Vergnügen hier.«
    Er lachte laut, als wir in ein hell erleuchtetes weites Treppenhaus
traten, mit einem Aufgang im Zentrum, durch das von oben her Klaviermusik drang.
Jugendstil in Reinkultur, war mein einziger Gedanke, als ich auf die eingelegten
Blumenmotive des Marmorbodens sah. Ich blickte zur Decke hoch auf die
türkis-ocker lackierten Metallträger, die für gut untergeordnete, aber dennoch
sichtbare Funktionalität standen und der Statik der Glaskuppel zuarbeiteten. Wir
legten unsere Mäntel in einer Garderobe neben dem Eingang ab, in der sich schon
andere Kleidungsstücke sammelten.
    »Jo, möchtest du nicht mit nach oben kommen?«, er runzelte die
Stirn.
    »Doch, lass mir Zeit, ich staune nur.«
    Die Räumlichkeiten schienen ihn völlig kaltzulassen, aber in mir
stieg ein gewisser Widerwillen hoch. Dennoch folgte ich ihm, ging aber nach den
ersten zehn Treppen auf der gegenüberliegenden Seite des zweigeteilten Aufgangs
hinauf. Er wartete oben in der Mitte, legte die Hand fürsorglich um meine
Schulter, sah mir in die Augen und sagte: »Wir können sofort gehen, wenn es dir
hier nicht gefällt.«
    »Das ist schon in Ordnung, lass uns reingehen«, sagte ich.
    Der anschließende Raum öffnete sich mit einer verschiebbaren Glaswand
zur zentralen Halle. Die Musik wurde lauter, ich glaubte, Chopin zu erkennen,
gedämpftes Lachen mischte sich darunter. Wir blieben am Eingang stehen. Unter
dem Wort »Party« hatte ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt, als eine
Ansammlung von etwa zehn Menschen unterschiedlichsten Alters. Es schien kein
Familienfest zu sein, aber von der Zusammensetzung her hätte es eines sein
können. Die Menschen waren in Gespräche verwickelt. Niemand war annähernd so
interessiert an unserem Erscheinen wie die Gäste im Restaurant vorhin. Ich
wusste gar nicht, wie mir hier geschah. Als die Musik verebbte, applaudierte die
Menge, und es löste sich jemand aus einem kleinen Grüppchen, das vor dem Fenster
stand, und kam auf uns zu. Ein großer graumelierter Herr, das etwas längere Haar
lässig nach hinten gestreift, vielleicht 15 oder 20 Jahre älter als ich, mit feinen
Zügen, hohen Wangenknochen und Augen, die einen fast asiatischen Eindruck
machten, gesellte sich zu uns. Er begrüßte mich zuerst, und als ich ihm meine
Hand hinstreckte, nahm er sie mit leichtem Druck, drehte sie, zog sie zu sich
hoch und deutete einen Handkuss an. Als er seinen Kopf hochhob, drang sein Blick
so gewaltig in mich, als würde er mit einem Säbel zustoßen wollen. Seine Augen
waren hellgrau und funkelten.
    »Guten Abend, ich bin Roland«, sagte er in warmem Ton zu mir.
    »Jo, freut mich«, ich lächelte.
    Zum letzten Mal hatte ich diese Form der Begrüßung in der Tanzschule
über mich ergehen lassen dürfen, war dabei aber nie einem Blick dieser
Intensität ausgeliefert gewesen, sondern vielmehr den feuchten Händen pickeliger
Jungs. Nicht nur sein Haus schien aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert zu
sein, auch seine Manieren. Dann begrüßten sich Rick und er mit einem Händedruck
und anschließendem Schulterklopfen.
    »Das freut mich, dass ihr noch gekommen seid. Rick, wie geht’s
euch?«
    »Danke, gut, und dir?«
    »Wunderbar. Wir haben heute Musik.«
    Er deutete auf den Klavierspieler, einen sehr hübschen, kleinen,
jungen Mann in an sich sehr konservativer Bekleidung, gepaart mit
Converse-Schuhen, der nun auf uns zukam. Er hieß Emile, war Musikstudent und
wohnte bei Roland im Haus. Rolands Interesse an uns schien sich nun plötzlich
auf die vorhin so eingeschworene Gemeinde der anderen zu übertragen. Eine ältere
Dame stellte sich zu uns, in der ich sofort die gepflegte Gattin von Roland
vermutete. Eine kecke Blondine schob sich zwischen uns. Wir

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