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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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waren direkt in eine
wunderbare kleine Konversation verstrickt, alle waren zu meinem Erstaunen
gewillt, Englisch zu sprechen, nur Rick und Roland kippten manchmal ins
Französische miteinander.
    Eine junge Frau reichte uns von einem Tablett Getränke. Ich nahm ein
Glas Champagner, prostete Rick und den anderen zu und sah hinter ihm am Fenster
einen Jungen stehen, der genüsslich an einer Zigarette sog. Genau danach war mir
auch zumute, und ich ging auf ihn zu. Als ich näher kam, war ich mir nicht mehr
so sicher, ob diese hochgeschossene Person nicht doch vielleicht ein Mädchen
war. Sie lächelte zurückhaltend, als sie mich sah, und neigte den Kopf.
    »Dürfte ich Sie um eine Zigarette bitten?«, fragte ich.
    Sie lachte, nickte und bot mir eine selbstgerollte Zigarette aus
einer Silberschatulle an.
    »Danke«, seufzte ich. Ich hatte die Selbstgerollten bei Rick bereits
vermisst. Er schien mit dem Rauchen aufgehört zu haben, und ich wollte ihn nicht
plump dazu befragen.
    Sie gab mir Feuer.
    »Ich heiß Nadège« sagte sie mit kratzig tiefer Stimme und sah mich
neugierig an. Sie war sehr langgliedrig und hatte die gleichen Augen wie Roland,
ihre Haut war aber wesentlich dunkler. Vermutlich war sie seine Tochter.
    »Jo.«
    »Ist er dein Mann?«, fragte sie ganz direkt und deutete mit ihrem
Kopf in Ricks Richtung.
    Ich lachte: »Nein!«
    »Was ist er dann?«
    Ich war verblüfft, wie unverhohlen sie fragte.
    »Weiß nicht, sag du’s mir.«
    Sie lachte nun und fuhr sich mit den Fingern durch ihre langen
Stirnfransen. Ich sah dabei einen dunkelblauen hauchdünnen Schriftzug an ihrem
Ellbogen eintätowiert, wie mit Tinte geschrieben. No
Surrender entzifferte ich in der Geschwindigkeit der Bewegung.
    »Lebst du hier?«
    »Nein.« Ich sog an der Zigarette und genoss, wie scharf die
Filterlose meinen Rachen hinunterbrannte.
    »Was machst du in Paris?«
    »Ich bin zu Besuch«, ich nickte in Ricks Richtung, »treffe ihn.«
    »Ah, also doch.«
    »Was doch?«
    »Ihr seid ein Paar?«
    Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Sie duzte mich, obwohl sie
mindestens fünf Jahre jünger war, und machte gar keinen Hehl daraus, was sie von
mir wissen wollte. Ihre Haare waren kurz, bis hoch in den Nacken geschoren, ihre
Stirnfransen hingen ihr lang und strähnig ins Gesicht. Sie strich sie immer
wieder schnell nach hinten weg. Ihre Stirn war hoch, ihre Brauen buschig und
ihre Lippen fein gezeichnet und ausladend nach oben geschwungen.
    Ohne zu antworten, fragte ich sie: »Und du, was machst du so?«
    Sie erzählte mir davon, dass sie zwar Politikwissenschaften fertig
studiert hatte und jetzt auch in diesem Bereich arbeitete, aber dass ihre
Leidenschaft der Fotografie galt. Sie hatte bereits ein Buch herausgebracht und
wollte es mir zeigen, da kam Roland auf uns zu.
    »Nadège, weißt du, dass Jo Künstlerin ist?«
    »Nein, davon hat sie mir noch nichts erzählt.«
    »Du solltest ihr deine Arbeiten zeigen.« Er deutete zur Tür.
    »Ja, ’ne gute Idee, willst du mich vielleicht loswerden, Roland?«
    Ihr Tonfall war zwar mürrisch, sie folgte aber wie ein Schoßhund und
ging sofort, wohl um ihr Buch zu holen.
    »Sie leben in einem prachtvollen Haus, Roland«, sagte ich.
    »Ja, ein schönes Heim mit einer hässlichen Geschichte. Aber ich werde
Sie heute Abend nicht damit quälen.«
    »Sie müssen sie mir nicht erzählen, aber schade, dass Sie daran
denken müssen, wenn Sie hier drinnen wohnen. Tolles Mobiliar übrigens.«
    »Danke. Sammlerleidenschaft«, lächelte er, und sein Blick schweifte
stolz durch den Raum.
    »Wie lange kennen Sie Rick schon?«, fragte er.
    »Seit zwei Jahren.«
    »Ah, dann kennen Sie ihn ja schon ganz gut.«
    »Na ja, ich lerne täglich.«
    »Kann man das von ihm? In welcher Form seid ihr liiert?«
    Jetzt traf er mich an einem Punkt, der mich unsicher machte. Ich
brauchte dringend ein Glas Champagner. Aber er sollte mir noch mehr zusetzen.
Anders als bei Nadège konnte ich mich bei ihm nicht um eine Antwort
herumdrücken: »Das ist die Frage, die wir gerade bearbeiten.« Ich grinste
verlegen. Er lächelte wissend.
    »Und wie lange kennen Sie ihn schon?«,
fragte ich zurück.
    »Seit genau sechs Jahren.«
    »Und was hat euch zusammengeführt?«
    »Interesse an Besitz«, sagte er.
    »Um Ländereien?«
    »Territoriumskampf.«
    »Ah ja?«
    »Rick ist ein Meister der Eroberung, aber er kann Besitz nicht
halten. Mangel an Konzentration, vielleicht Inbrunst, Interesse … ich weiß
es nicht. Meine Hypothese ist zumindest,

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