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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Sander
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keine philosophische Erklärung dafür und
seufzte: »Einsamkeit, denke ich.«
    »Einsamkeit führt Sie zu Rick? Kann er Sie denn daraus befreien? Das
wäre ein neuer, interessanter Zug an ihm.«
    »Gelegentlich.«
    »Jo, ich denke, Sie meinen, er kann Sie ablenken, nicht? Aber sich
einem Mann wie ihm dafür auszuliefern, würde ich als ein großes Risiko
sehen.«
    »Warum, was ist daran falsch?«
    »Befriedigt er Sie wirklich? Ich meine, sexuell ist das sicher kein
Problem, obwohl er auch dabei nie sehr klar gewesen ist. Selbst in seiner
Sexualität fehlt es ihm an Stringenz. Er mag experimentierfreudig sein und Mut
zum Risiko haben, aber er hat niemals die Gabe zum Meister.«
    Ich atmete schwer durch. Worauf er hinauswollte, war mir nicht ganz
klar, obwohl ich ahnte, dass er sich selbst gern ins Spiel gebracht hätte. Rick
hatte sich in der Zwischenzeit auf einem Eames Lounge Chair niedergelassen und
seine Beine auf dem Fußteil abgelegt. Sein Hemd war ein paar Knöpfe geöffnet,
sein Kopf nach hinten gelehnt. Er sah sehr entspannt aus und amüsierte sich
köstlich mit der kecken Blondinen, ohne auch nur ansatzweise Interesse an mir zu
zeigen. Roland mochte recht haben mit seiner Einschätzung, aber vielleicht war’s
genau das, was mich an Rick reizte. Diese herrliche Projektionsfläche, die er
mir bot für meine eigenen Phantasien, unter anderem auch die, von ihm besessen
zu werden, gleichzeitig aber vor der konsequenten Ausführung dessen immer zu
meinem Partner flüchten zu können.
    Nadège funkelte nun in meine Richtung, und ich gab ihr zu verstehen,
dass ich neugierig war. Sie kam angelaufen wie der Blitz, bot mir eine Zigarette
an und sagte: »Du solltest meine Bilder in groß sehen, ich bin gerade
schrecklich unzufrieden mit meinem Buch.«
    »Ja, gern, wo denn?«
    »Hast du Zeit? Dann komm mit!«
    Ich sah Roland an, der wohlwollend nickte, und ich sagte: »Ja,
sicher.«
    Wir gingen am Klavierspieler vorbei, der gerade wieder zum Spielen
ansetzte. Ich schnappte mir noch ein Glas Champagner vom Tablett. Nadège zog
mich die Treppe hinunter und führte mich in ihr ebenerdiges Zimmer. Es hatte
drei raumhohe Türen, die sich hinten zum Garten hinaus öffneten, und war an
allen Wänden mit Goldfarbe bemalt. Von der Wand drängte sich ein schmales
Doppelbett in die Mitte des Raumes, an dessen Kopfende ein gnadenlos
detailliertes, in Gold- und Silbertönen gehaltenes Relief von Pflanzen thronte.
Auf den Nachttischen links und rechts davon standen große schwarze Eulen, die
die Flächen völlig ausfüllten. Nadège holte mich zu ihrem Schreibtisch vorm
Fenster, mit dem sie einen bösen Stilbruch beging, denn der stammte eindeutig
von einem Möbeldiscounter.
    »Schau mal, das mach ich.«
    Sie hatte Schwarzweißprints in der Größe ihres Tisches ausgebreitet
und erzählte mir davon, wie sehr sie es liebte, in der Dunkelkammer zu arbeiten
und sich von den Ergebnissen überraschen zu lassen.
    »Weißt du, Jo, es gibt nichts Schöneres, als Licht durch ein Negativ
fluten zu lassen und damit ein Bild auf Papier zu hauchen.« Sie blies in meine
Richtung. Auf den Bildern waren vertrocknete Orangenschalen zu sehen, Bäume, an
denen sich Plastiksäcke verfangen hatten, und kleine, in Baumrinden geritzte
Liebesbotschaften. Es waren liebevolle Aufnahmen von Details aus unser aller
Leben, die man in der Hektik des Alltags leicht übersah.
    Sie stand seitlich neben mir und streckte ihre Hand zu meiner
Halskette hin.
    »Woran bindet er dich damit fest?«, fragte sie plötzlich.
    »Was? Nirgends!«, sagte ich.
    »Warum trägst du’s dann?«, sie spielte mit dem Ring und kam mir so
nah, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spürte.
    »Ich hab’s heute erst geschenkt bekommen.«
    »Von deinem, ich weiß nicht … was ist er jetzt eigentlich?« Sie
zog eine Augenbraue hoch.
    »Ja, von dem.« Ich nickte.
    »Bist du nicht viel zu klug für dieses Spiel?«
    »Denkst du, dass das mit Intelligenz zu tun hat?«
    Sie lachte, ich roch ihren zimtig-frischen Körperduft und sah, dass
sie unter ihrem T-Shirt keine Wölbungen hatte. Ihre Hüften waren sehr schmal,
und ich fragte mich, wie sie drunter aussah.
    »Leider hat das nichts mit Intelligenz zu tun, sondern mit den
Gesetzen der Ökonomie«, flüsterte sie.
    »Du missverstehst das völlig«, sagte ich.
    »Nein, Jo, Spielregeln, Strategien und Perspektiven konstituiert
immer der, der die Befehlsgewalt hat.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ganz einfach, nicht er trägt das Halsband,

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