Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
vergeblich in Shejidan anzurufen versucht. Man würde ihr gesagt haben, daß der Paidhi mit Tabini Urlaub mache. Doch damit konnte man Hanks nicht hinters Licht führen. Der Geheimdienst auf Mospheira war über jeden Schritt des Aiji informiert. Allerdings würde man das Bu-javid wegen dieser Sache nicht brüskieren wollen und lieber eigene Nachforschungen über den Verbleib des Paidhi anstellen, um ihm anschließend die Hölle heiß zu machen und vorzuwerfen, in seinem Amt versagt zu haben. Hanks würde dann wahrscheinlich mit dem Kofferpacken anfangen in der Hoffnung, seinen Posten zu bekommen. Sie hatte nie verwinden können, daß er ihr vorgezogen worden war.
    Tabini würde Hanks die kalte Schulter zeigen. Jede Wette. Und daß er, Bren, nach wie vor richtig war auf seinem Posten, weil er Tabinis Vertrauen genoß, müßte sich auch dem Ausschuß klarmachen lassen. Wenn er bloß endlich Mospheira anrufen und die Situation schildern könnte…
    Ach, was bildete er sich eigentlich ein? In seiner Angst vor einem verrückt gewordenen Mörder sah er bereits den Vertrag in Gefahr, als hätten die Atevi jahrhundertelang nur auf diese Gelegenheit gewartet, um den Krieg fortzuführen.
    Dieser Gedanke war ebenso unsinnig wie die Furcht der Atevi vor Satelliten, die mit Todesstrahlen auf den Planeten herabstürzen. Zugegeben, es gab Krisen in den Beziehungen zwischen Mospheira und Shejidan. Aber Tabinis Regierung war mit Abstand die bislang zuverlässigste. Mit ihr ließ sich fair und effektiv verhandeln.
    Über vermeintliche ›Todesstrahlen‹ konnte Tabini nur lachen. Das sollte man nicht so ernst nehmen, Bren, würde er sagen und ihm zuprosten; Idioten gibt’s überall, auf Mospheira genauso wie bei uns.
    Immer schön die Hand ruhig halten, Bren-ji, so als zeigten sie bloß mit dem Finger auf ihr Ziel. Ja, das war ein guter Schuß. Sehr gut…
    Es schüttete, der Regen verwusch alle Spuren. Zwei Kleinbusse rollten ins Tal; Touristen lachten amüsiert über das, was sie auf der Burg erlebt hatten.
    Sie waren ihm gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen, hatten sich mit dem Paidhi ablichten lassen, um mit ihren Fotos vor den Nachbarn zu prahlen…
    »Nadi«, sagte Djinana. »Sie können jetzt baden.«
    Er mühte sich aus dem Sessel, wickelte die Decke um den Leib und folgte Djinana durch Schlafzimmer und Korridor ins überhitzte Bad, wo er die Decke ablegte und in die dampfende Wanne stieg.
    Von Schwaden umhüllt, streckte er sich aus, spürte im heißen Wasser Schmerzen an Stellen, wo er sie am allerwenigsten leiden mochte, und ließ sich wichtige Fragen durch den Kopf gehen. Zum Beispiel: Ob der Holzboden auch standhält unter der schweren Steinwanne?
    Oder: Warum hatte Cenedi während des Vorfalls in der vergangenen Nacht, statt selbst das Heft in die Hand zu nehmen, Banichi den Vortritt überlassen?
    Sie hatten sich über die Kanone unterhalten und über Kriege von einst.
    Alles vermischte sich ineinander – Dampfschwaden, Zweifel, Altertum, Hitze, Lebensgefahr. Vom Gewitter war hier nichts zu hören, bis auf gelegentlich dumpfes Donnergrollen wie ferne Schüsse aus Kanonen.
    Und von allen Seiten hieß es bloß: Alles in Ordnung, nand’ Paidhi. Kein Grund zur Sorge, nand’ Paidhi.
    Er hörte Schritte draußen im Gang, Stimmen, die schnell wieder verstummten.
    Vielleicht war Banichi zurückgekehrt. Oder Jago oder Tano. Algini womöglich, wenn er noch lebte. Im Haus deutete nichts auf Notstand hin. Der Boiler war vom Stromausfall nicht betroffen; er funktionierte über Gasfeuerung. .
    Der Paidhi war daran gewöhnt, daß sich andere um sein Wohlergehen kümmerten. In der Hinsicht blieb ihm nichts zu tun übrig.
    Er lag still im Wasser und wackelte mit den Zehen, die unter dem Druck der engen Stiefel angeschwollen waren. Die Beine ließen sich vor lauter Muskelkater kaum bewegen. Die Schmerzen einweichen zu lassen tat gut. Als schließlich das Wasser abkühlte, stieg er aus der Wanne und trocknete sich ab. Djinana hätte ihm bestimmt bereitwillig geholfen, aber für Bren kam nicht in Frage, daß er sich auch noch abtrocknen ließ.
    Er zog den Morgenmantel an, den Djinana bereitgelegt hatte, und ging ins Kaminzimmer, wo er sich mit einem Buch ans Feuer setzte und darauf wartete, daß jemand käme und ihn informierte über das, was passiert war. Aber darauf kann ich wohl warten, bis ich schwarz werde, dachte er.
    Vielleicht hatten sie den Assassinen lebend zu fassen gekriegt. Vielleicht wurde er gerade verhört. Wenn dem so

Weitere Kostenlose Bücher