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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Koch übermitteln.«
    Djinana setzte eine spöttische Miene auf. »Wenn ich mich recht erinnere, ist vom letzten Monat noch eine geräucherte Keule übriggeblieben. Und Reste zu essen entspricht durchaus guter Sitte.«
    Konserviertes Fleisch. Außerhalb der Saison. Der Himmel sei ihnen gnädig.
    »Bei uns bleibt immer was übrig«, fuhr Djinana fort, mit wieder ausdruckslosem Gesicht. »Es ist nicht abzusehen, wie viele Gäste zu bewirten sind, und deshalb sorgen wir vor. Lieber zuviel als zuwenig.«
    »Djinana-Nadi, Sie haben mir das Leben gerettet.«
    Djinana war sichtlich zufrieden über den Ausgang der Verhandlung, verbeugte sich zweimal und ging.
    Bren schmökerte weiter in seinem Buch und las von kopflosen Kapitänen, die auf ihren Geisterschiffen die Küste vor Malguri unsicher machten. Auf der Burg, so hieß es, gab es eine Glocke, die Sturm läutete, wenn Unheil nahte…
    Die Tür öffnete sich; Bren blickte auf und sah Banichi eintreten, völlig durchnäßt und sichtlich erschöpft. »Ich werde Ihnen beim Abendessen Gesellschaft leisten, Nadi«, sagte er.
    Bren klappte das Buch zu und war kurz davor zu sagen, daß für gewöhnlich darum gebeten werde, mit jemandem essen zu dürfen, daß es sich außerdem gehöre, vorher anzuklopfen und daß er es überdies satt habe, übergangen, nicht für voll genommen und wie ein Kind behandelt zu werden.
    »Das freut mich«, antwortete er. »Sagen Sie Djinana, daß er für zwei decken soll. Oder gesellt sich Jago vielleicht auch dazu?«
    »Sie ist nach Shejidan geflogen«, sagte Banichi und machte sich auf den Weg durchs Schlafzimmer in den Seitenflügel der Dienstboten, um ein Bad zu nehmen. »Sie wird morgen zurück sein.«
    Bren verzichtete darauf, nach dem Grund ihrer Abreise zu fragen oder sich laut darüber zu wundern, daß ein Flugzeug bei diesem Unwetter startete, zumal außerplanmäßig.
    Er vertiefte sich wieder ins Buch, erfuhr mehr über Gespensterglocken und verschollene Seeleute, deren Unglück zum Wohle Maidingis gereichte. Solange ein Aiji auf Malguri regiert hatte, war der Ort dafür bekannt gewesen, daß er vom Schaden anderer profitierte.
    So stand es schwarz auf weiß in diesem Buch. Statt an allmächtige Götter glaubten die Atevi an Baji und Naji als universelle Ordnungs- oder Schicksalsmächte und daran, daß zumindest das Naji, also der glückliche Zufall, von einer Person auf die andere überspringen kann. Doch gegenwärtig setzte sich mehr und mehr die zynische, vermeintlich aufgeklärte Meinung durch, daß moderne Feuerwaffen das Glück willkürlich verteilen, nicht zuletzt auf solche, die kein Glück verdienten.
    Bren hockte den ganzen Nachmittag über im Morgenmantel da; die Wundschmerzen an den empfindlichen Stellen nahmen zu, und er hatte wenig Lust, sich zum Abendessen umzuziehen. Banichi hatte sich selbst eingeladen; er würde seine, Brens, legere Aufmachung tolerieren müssen.
    Banichi kam in schwarzem Hemd, mit Hose und gestiefelt, ein bißchen gediegener, aber beileibe nicht salonfähig. Er trug kein Jackett, und sein Zopf war noch so naß, daß er tropfte. »Paidhi-ji«, sagte Banichi und verbeugte sich.
    »Darf ich Ihnen auch was zu trinken anbieten?« fragte Bren, der sich zwischenzeitlich schon einen kleinen Aperitif genehmigt hatte, aus eigenen Beständen, von denen er wußte, daß sie ihm bekamen. Er hatte die Flasche Dimagi geöffnet, die ihm von Tabini geschenkt worden war, ein edler Tropfen, der, auch in größeren Mengen genossen, keine Kopfschmerzen verursachte, geschweige denn Schlimmeres. Davon schenkte er Banichi großzügig ein.
    »Auf Ihr Wohl«, sagte Banichi und hob sein Glas.
    Dann nahm er seufzend Platz im Sessel vorm Kamin, Bren gegenüber.
    »Und?« fragte Bren. Der Likör brannte ihm auf der geschwollenen Lippe. »Ein Mann ist tot? Ist es derselbe, der mich in meiner Wohnung in Shejidan überfallen hat?«
    »Das wissen wir nicht genau«, antwortete Banichi.
    »Aber es war doch hoffentlich kein unschuldiger Tourist?«
    »Nein. Es war ein Profi. Er ist uns bekannt.«
    »Und es hat auch diesmal keine Absichtserklärung gegeben?«
    »Das macht uns selbst stutzig. Als Profi mit Lizenz muß dieser Mann gewußt haben, auf was er sich da einläßt. Sein Name wird aus der Liste gestrichen; ihm werden nachträglich alle Berufsrechte aberkannt, und seine Lehrer fallen in Ungnade. Das sind keine Kleinigkeiten.«
    »Dann muß man Mitleid haben mit seinen Lehrern«, sagte Bren.
    »Allerdings, Nadi. Es waren auch meine

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