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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Essen war ihm nicht zumute, und der harte Stuhl quälte sein geschundenes Hinterteil. Er versuchte, den Kopf zu befreien von Geistergeschichten und Mordanschlägen, und als er sich schließlich überwunden und den ersten Bissen genommen hatte, war sein Appetit geweckt. Das Fleisch und die würzige Sauce zum Gemüse schmeckten äußerordentlich gut.
    »Könnte ich vielleicht meine Post bekommen?« fragte er in das Schweigen, das beim Essen entsteht. »Ich weiß, Sie haben viel zu tun, aber wäre es…«
    »Vielleicht kann sich Jago darum kümmern. Ich habe dafür wirklich keine Zeit.«
    »Dann veranlassen Sie das bitte.« Bren fühlte sich nicht ernst genommen und war verärgert. »Ist meinem Büro auf Mospheira mitgeteilt worden, wo ich mich zur Zeit aufhalte und warum ich Shejidan verlassen mußte?«
    »Das weiß ich nicht, Paidhi-ji.«
    »Ich möchte, daß dort Bescheid gegeben wird. Oder besser noch: Stellen Sie mir bitte eine Verbindung her. Ich weiß, daß Sie die Möglichkeit dazu haben.«
    »Nicht ohne Genehmigung, die einzuholen schwierig sein dürfte. Sie verstehen, was es bedeuten würde, wenn wir dem Paidhi gewährten, unsere Sicherheitskanäle zu nutzen. Es wäre besser, einen Kurier zu beauftragen. Glauben Sie mir, Nadi. Setzen Sie einen Brief auf, und ich werde dafür sorgen, daß er zugestellt wird.«
    Banichi verweigerte sich nicht, jedenfalls nicht ausdrücklich. Aber es schien, als spielte er wieder einmal auf Zeit. Warum bloß? fragte sich Bren.
    Für eine Weile hielt er sich mit seinen Fragen zurück und versuchte, beim Essen die geschwollene Lippe zu schonen.
    Doch eines wollte er jetzt unbedingt wissen: »Der Stromausfall, ist das bloß eine Panne gewesen?«
    »Sehr wahrscheinlich. Kaum anzunehmen, daß ein Mitglied der Gilde große Teile einer Ortschaft wie Maidingi lahmlegt, um einen Mann zu ermorden.«
    »Aber Sie haben vergangene Nacht schon Lunte gerochen und gewußt, daß jemand ins Gelände eingedrungen ist.«
    »Ich wußte nichts, hatte nur einen Verdacht. Wir sind über einen Außenposten in Alarm versetzt worden.«
    Ach ja? dachte Bren bitter. »Wo ist Algini?« fragte er.
    »Er wird mit Jago zurückkehren.«
    »Ist er mit ihr zusammen abgereist?«
    »Er hat den planmäßigen Linienflug genommen. Gestern.«
    »Mit einem Bericht im Gepäck?«
    »Ja.«
    »An wen und weshalb? Verzeihen Sie, Banichi-ji, aber ich bin sehr skeptisch geworden und vermute, daß Sie und auch Tabini längst durchschaut haben, was los ist. Warum tun Sie nur so ahnungslos? Ich kann zum Beispiel auch nicht glauben, daß Sie nicht gewußt haben, wo ich heute morgen war.«
    »Sie sind ausgeritten. Mir ist aufgefallen, daß Sie kaum mehr laufen können.«
    Bren ließ die Antwort nicht gelten. »Sie hätten mich warnen sollen.«
    »Wovor? Daß Ilisidi Sie wahrscheinlich auffordern wird, mit ihr auszureiten? Damit war allerdings zu rechnen, ja.«
    »Verdammt, wenn Sie mich auf die Gefahr eines Heckenschützen aufmerksam gemacht hätten, wäre ich gewiß nicht mitgeritten. Ich hätte mich aus gutem Grund weigern können.«
    »Sie hatten andere gute Gründe. Ilisidi würde niemanden auf ein Mecheita zwingen, der gerade erst von einer schweren Vergiftung genesen ist.«
    »Trotzdem, Sie hätten auf die Gefahr hinweisen müssen.«
    »Wir leben ständig in Gefahr, Nadi.«
    »Wiegeln Sie nicht dauernd ab. Raten Sie mir, wie soll ich mich morgen verhalten? Die Aiji-Mutter will bestimmt wieder ausreifen. Kann ich mich sicher fühlen?«
    »Ja. Cenedi hat sich vergangene Nacht an der Suche beteiligt und mehr als einmal Gelegenheit gehabt, mich auszuschalten, wenn er das gewollt hätte. Darauf war ich gefaßt.«
    Es dauerte eine Weile, bis Bren verstand, was Banichi da gesagt hatte. »Soll das heißen, Sie haben Cenedi die Möglichkeit gegeben, Sie zu töten?«
    »Daß Sie mit Fremden Verabredungen treffen, ohne sich vorher mit mir abgestimmt zu haben, macht meinen Job schwierig. Jago war natürlich eingeweiht und hätte mir im Ernstfall Rückendeckung gegeben. Wie dem auch sei, Cenedi ist nicht auf Sie angesetzt worden, soviel steht fest. Und außerdem, ich habe Sie auch heute morgen nicht aus den Augen gelassen.«
    »Banichi, ich bitte vielmals um Verzeihung. Das meine ich ernst.«
    Banichi zuckte die Achseln. »Ilisidi ist eine gerissene Frau. Worüber haben Sie sich mit ihr unterhalten? Übers Wetter? Über Tabini?«
    »Ich war hauptsächlich damit beschäftigt, im Sattel zu bleiben. Sie hat mir was von ihren Mecheiti erzählt,

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