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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Wolken, die sich zu lichten schienen.
    Er legte das Buch aus den Händen und stand auf, um zu sehen, wie sich das Wetter entwickelte. Da hörte er Schritte im Schlafzimmer, und gleich darauf stand Djinana in der Tür.
    »Liegt’s wieder am Transformator oder ist bloß eine Sicherung rausgeflogen?« fragte Bren betont gelassen.
    »Wir hoffen, daß es bloß die Sicherung ist«, antwortete Djinana und verbeugte sich. »Eine Nachricht für Sie.«
    Eine Nachricht? Hier, wo es keine Telefone gibt?
    Djinana reichte ihm eine kleine Schriftrolle – mit Band und Siegel der Aiji-Mutter, wie er auf den ersten Blick zu erkennen glaubte. Er öffnete das Schreiben und erwartete eine Absage oder Verschiebung der Verabredung mit Ilisidi zu lesen.
    Ich muß Sie unverzüglich sprechen. Wir treffen uns unten in der Halle. Unterzeichnet von Cenedi.
     
     
     

IX
     
    In der Eingangshalle brannten zahlreiche Öllampen. Die Waffen, die Tierköpfe und Banner an den Wänden schimmerten golden, braun und rötlich. Bis auf ein paar kreisrunde Lichtflecke, die auf die Stufen fielen, lag das Treppenhaus im Dunklen. Es war kalt, und Bren bedauerte, daß er nicht die Jacke angezogen hatte.
    Im Kamin brannte ein Feuer, und in seiner Nähe ließ es sich aushalten. Er streckte die Hände den wärmenden Flammen entgegen und wartete. Schließlich waren Schritte zu hören. Er blickte auf den Seitengang, der zu Ilisidis Gemächern führte.
    Und tatsächlich, da kam Cenedi. In dunkler Uniform und mit blinkenden Metallstücken, die ihn als Gildenmitglied und Leibwache kenntlich machten. Statt sich zu ihm vor den Kamin zu gesellen, blieb Cenedi auf halben Weg durch die Halle stehen und forderte Bren mit einer Geste auf, ihm zu folgen.
    Folgen – wohin? fragte sich Bren beklommen. Er war geneigt, nach oben zurückzukehren unter dem Vorwand, seine Jacke holen zu müssen, um dann Djinana aufzutragen, nach Banichi und Jago zu suchen, was er ohnehin schon längst hätte tun sollen. Verdammt, dachte er; hätte ich doch bloß einen Moment lang nachgedacht…
    Doch wo sollte er ansetzen? Es ließ sich nichts ausrechnen; die Gleichung bestand aus lauter Unbekannten. Jemand hatte die Pistole entwendet. Vielleicht war’s Cenedi, vielleicht Banichi. Vielleicht wollte Banichi verhindern, daß Cenedi sie fand. Hätten Djinana oder Maigi die Waffe an sich genommen und Cenedi davon in Kenntnis gesetzt, wäre ihnen bestimmt etwas anzumerken gewesen. Nicht alle Atevi hatten sich so gut unter Kontrolle wie Banichi oder Jago.
    Angenommen, Cenedi wollte mit ihm über die Pistole reden. Was dann? Den Ahnungslosen zu spielen kam nicht in Frage. Und wenn er die alleinige Verantwortung dafür übernähme? Cenedi konnte nicht wissen, daß ihm die Waffe buchstäblich untergeschoben worden war. Aber wenn er behauptete, sich heimlich und eigenmächtig bewaffnet zu haben, wäre ein Skandal in Aussicht. Er würde als Paidhi womöglich die Koffer packen müssen. Immer noch besser, als Tabini zu belasten oder gar dem Bund zu schaden. Er mußte die Sache allein ausbaden.
    Aber was, wenn Cenedi die Waffe tatsächlich an sich genommen und anhand der Seriennummer in Erfahrung gebracht hatte, wem sie gehörte? Als Leibwache der Aiji-Mutter war er bestimmt in der Lage, entsprechende Nachforschungen anzustellen – mit Hilfe der Polizei vor Ort und eben jener Computer, für die sich der Paidhi so stark gemacht hatte. Und eine Lüge in der Absicht, Banichi zu decken, würde alles nur schlimmer machen.
    War denn Banichi überhaupt noch zu trauen? Sein Verhalten – vor allem auch in Reaktion auf den gewaltsamen Tod seines Waffenbruders oder Kollegen – warf eine Frage nach der anderen auf und verunsicherte Bren mehr und mehr.
    Dagegen war sein Argwohn Cenedi gegenüber geringer geworden, hatte der doch Gelegenheit um Gelegenheit ausgelassen, ihn, den Paidhi, auszuschalten. Falls zwischen dem Bu-javid und Malguri Intrigen gesponnen wurden und falls Tabini ihn an Ilisidis Hof geschickt hatte, um Banichi und Jago einzuschleusen, so steckte er vollends in der Klemme; das war seine schlimmste Befürchtung überhaupt. Er mochte Ilisidi gut leiden, und Cenedi hatte ihm auch nichts getan. Wozu um Himmels willen wollte der nun mit ihm reden? Mit einem vernünftigen Plan im Kopf würde er lavieren und notfalls auch lügen können. Aber da er selbst nicht ein noch aus wußte, fühlte er sich außerstande, auf kritische Fragen zu antworten, ohne Unsicherheit zu verraten, was einen Ateva in höchste

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