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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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weiß nicht, was er so treibt. Aber er ist offenbar sehr streng und anspruchsvoll. Seine Leute reißen sich die Beine für ihn aus.« Cenedi leerte seine Tasse. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wäre ein ernstes Problem zu vermelden, hätte er sich schon an mich gewandt. Und wenn nicht durch ihn, so wäre ich doch mit Sicherheit vom Hauspersonal informiert worden. Wie war’s mit einer zweiten Tasse Tee, Nadi?«
    Er hatte Cenedi auf ein anderes Thema gebracht und war nun aus Höflichkeit verpflichtet, dessen Angebot anzunehmen. »Ja, gern«, sagte er und stand auf, um die Kanne zu holen, denn der Diener war nicht zur Stelle. Doch Cenedi winkte ab, langte über den Tisch nach der Kanne und schenkte ihm und sich ein.
    »Nadi, verzeihen Sie meine Neugier, ich hatte noch nie die Ehre, mit einem Paidhi zu reden. Mich interessiert: Seit Jahren eröffnen Sie uns Geheimnisse. Aber irgendwann muß doch Schluß damit sein. Was dann?«
    Seltsam, daß ihm diese Frage noch nie so direkt und unverblümt gestellt worden war – jedenfalls noch nicht auf dieser Seite der Meeresstraße. Auf Mospheira sorgte sie bei den Verantwortlichen längst schon für schlaflose Nächte.
    Vielleicht war es Cenedi ein echtes, persönliches Anliegen, eine Antwort darauf zu erhalten, obwohl Bren nicht glauben konnte, daß er ihn deswegen zu sich gerufen hatte. Ein unbequemer Journalist oder ein naives Kind mochte diese Frage stellen; sie aus dem Munde eines so politisch scharfsichtigen Mannes wie Cenedi zu hören, überraschte sehr.
    Bren hatte dieses Problem bereits auf diversen Technologiesitzungen vorsichtig anzureißen versucht, um die Stimmung auszuloten und darauf hoffend, den Ansatz eines Gesinnungswandels unter den Atevi ausmachen zu können. Ihm war bewußt, daß die technologische Aufbauhilfe bald an ihre Grenzen stieß und damit auch die friedliche Koexistenz gefährdet war.
    »Der Transfer verläuft ja nicht in einseitiger Richtung, Nadi. Wir auf Mospheira lernen etliches von Ihren Wissenschaftlern. Auch unsere Forschung steht nicht still. Allerdings liegen die wesentlichen Grundlagen schon seit hundert Jahren offen auf dem Tisch. Ich bin zwar kein Experte, glaube aber verstanden zu haben, daß die atevische Wissenschaft noch einige Zwischenschritte absolvieren muß, um die besagten Grundlagen in vollem Umfang auswerten zu können. Zum Beispiel in Sachen Materialkunde. Dazu sind industrielle Voraussetzungen zu schaffen. Nicht zuletzt auch geeignete, moderne Ausbildungseinrichtungen. Eine Bildungsreform. Noch immer debattieren Ratsausschüsse über die Gestaltung der Schlingerwand in Treibstoffbehältern. Viel wichtiger wäre es, den Studenten beizubringen, warum eine solche Schlingerwand überhaupt notwendig ist.«
    »Halten Sie uns für ungelehrig?«
    Diese Falle war so offensichtlich wie ein klaffendes Loch im Boden. Und in der Tat, man hatte auf Mospheira erwartet, daß Atevi schneller lernen oder sich zumindest schneller einlassen auf konkrete Neuerungen. Statt dessen wurde jedes Projekt in endlosen Diskussionen zerredet. Der Sprung von der Fliegerei zur hochentwickelten Metallurgie war erstaunlich schnell vollzogen worden. Doch eine Brücke zu bauen, die den Belastungen schwerer Eisenbahnzüge standhielt, schien kaum möglich zu sein.
    »Im Gegenteil, ich glaube, Atevi sind im Durchschnitt hochintelligent, aber mitunter allzu diskussionsfreudig und entsprechend unentschlossen.«
    Cenedi lachte. »Und die Menschen debattieren nicht.«
    »O doch, aber nicht über Technologie, Nadi Cenedi. Die ist da; wir nutzen sie.«
    »Und was bringt es Ihnen?«
    Paß auf! dachte er; paß bloß auf! Er hob die Schultern, ganz nach der geringschätzigen Art der Atevi. »Eine zufriedenstellende Verbindung mit dem Festland«, antwortete er. »Wie gesagt, die letzten technologischen Geheimnisse liegen auf dem Tisch. Der Wille und die Bereitschaft zur Nutzung dieser Möglichkeiten muß von den Atevi ausgehen. Leider gibt es allzu viele konservative Vorbehalte. Zugegeben, unsere Geheimnisse stecken voller Zahlen. Aber sie beschreiben das Universum. Wie könnten sie Unglück heraufbeschwören? Es ist uns ein Rätsel, wieso manche Leute darauf bestehen, daß es ungünstige Zahlenkombinationen gibt. Wir glauben einzig und allein an die Natur.« Er sprach mit dem engsten Vertrauten von Ilisidi, die es vorzog, auf Malguri zu residieren, die ihre Speisekammer mit selbsterlegtem Wild füllte – aber immerhin auch an die Notwendigkeit von Wi’itikiin

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