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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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vom Balkon in den Windschatten des Hauses, an antiken Kostbarkeiten vorbei durch eine geöffnete Tür in einen Raum voller Bücher und Zeitungen, Ilisidis Studierzimmer, wie er vermutete. Sie setzten ihn in einen Sessel vorm Kamin und gaben ihm eine Wolldecke, in die er sich einwickelte. Dann legten sie frische Holzscheite ins Feuer, aus dem knisternd Funken aufsprühten.
    Von einer Bewegung am Blickfeldrand aufmerksam gemacht, schaute er zur Seitentür und erkannte Cenedi, der ihn stumm betrachtete. Wie lange schon? Bren erwiderte seinen Blick, und ihm dämmerte, daß das ganze verdammte Schattenspiel auf dem Balkon eine Inszenierung von Cenedi gewesen war.
    Wie zur Bestätigung dieser Ahnung nickte Cenedi mit dem Kopf und zog sich wortlos zurück.
    Bren bebte vor Wut, und er zog die Decke enger, um seine Reaktion zu verbergen. Eine von Ilisidis Wachen – er glaubte sich an den Namen Giri zu erinnern – stocherte im Feuer und musterte ihn von der Seite. »Die dünnen Menschen frieren schneller«, sagte Giri. »Wünschen Sie Tee, nand’ Paidhi? Etwas zum Frühstück?«
    »Nur Tee, wenn ich bitten darf.« Cenedis Anblick war ihm auf den Magen geschlagen, obwohl ihm der Verstand sagte, daß er sich bei Cenedi bedanken konnte dafür, daß er ihm nur das entlockt hatte, worauf es ihm tatsächlich angekommen war. Cenedi wäre durchaus in der Lage gewesen, so viel Druck auf ihn ausüben, daß er alles, aber auch alles gestanden hätte.
    Trotzdem, er spürte noch den Zugriff der Atevipranken auf den Armen und fühlte sich durch die grobe Behandlung erniedrigt. Die Schulter war verrenkt, und es gelang ihm kaum, die Hand zum Zopf zu führen. Wütend und verwirrt, wie er war, rätselte er darüber nach, wer für seine Schmach die eigentliche Verantwortung trug – Cenedi wohl nicht, auch nicht Ilisidi, wahrscheinlich nicht einmal Tabini, der angesichts der Vorgänge am Himmel und seiner bedrohten Regierung allen Grund hätte, den Paidhi ans Messer zu liefern.
    Und während Tabini um seine Macht kämpfte, hatte er, Bren, dem Fernsehen ein Interview gegeben und Autogrammkarten an ahnungslose Touristen verteilt.
    Derweil hatte das Büro auf Mospheira bestimmt die Telefondrähte heiß werden lassen, um ihn ausfindig zu machen. Doch Atevi hielten dicht, wenn so viel auf dem Spiel stand. Nachrichten von entscheidender Bedeutung würden ohne Zustimmung des Aiji nicht an die Öffentlichkeit dringen, weder hier im Bund der Ragi noch anderswo. Ein Recht auf Information gab es nicht.
    Es war also sehr wohl möglich, daß die Touristen keine Ahnung hatten von dem, was sich am Horizont abzeichnete, zumal sie wahrscheinlich seit Tagen auf Reisen waren. Vielleicht wußten auch die Fernsehleute nicht Bescheid. Die Opposition aber, die in Ilisidi eine Verbündete sah im Kampf gegen Tabini – sie verfügte über eigene Informationsquellen, und ihr war mit Sicherheit dringend daran gelegen, den Paidhi zur Rede zu stellen. Koste es, was es wolle.
    Womöglich aber war sie überzeugt zu wissen, was er zu sagen hatte, und nur noch darauf aus, ihn zum Schweigen zu bringen. Endgültig. Oder sie wollte etwas ganz anderes. Vielleicht hatte es nie einen Mordanschlag gegen ihn gegeben; vielleicht hatte sie, die Gegenseite, ihn einfach nur aus seiner Wohnung in Shejidan zu entführen versucht in der Absicht, ihn auszuhorchen und sich anhand seiner Aussagen als Mensch ein eigenes Urteil über den Ernst der politischen Lage bilden zu können, bevor der Aiji über ihren Kopf hinweg entscheiden und Tatsachen schaffen würde, die nicht rückgängig zu machen wären.
    Tabini hatte ihn bewaffnet und dann zur Abreise von Taiben gedrängt. Warum? Um ihn mit der Pistole im Gepäck ins Lager seiner Rivalen zu schicken?
    War der nächtliche Überfall nur vorgetäuscht worden, womöglich von Tabini selbst, weil er einen Vorwand brauchte, ihn, seinen Paidhi, nach Malguri bringen zu lassen?
    Ja, wie erklärte es sich, daß ein so hochrangiger Offizier wie Banichi in dieser Nacht zufällig und prompt zur Stelle gewesen war? Seine Anwesenheit hatte gewiß nicht dem Schutz der Angestellten gegolten, die in diesem Flügel wohnten. Es war sein, Brens, Zimmer, das bewacht worden war. Tabini hatte zu dieser Zeit bestimmt schon von den Vorgängen am Himmel erfahren.
    Hätte denn ein so erfahrener Mann wie Banichi seinen Schützling bei offenen Fenstern und Türen schlafen lassen, wenn tatsächlich mit einem Mordanschlag zu rechnen gewesen wäre?
    Bren konnte keinen klaren

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