Atevi 1 - Fremdling
haben, um mich gefangenzunehmen. Daß zwei Aijiin den Angriff auf Malguri unterstützen. Sie und die anderen werden denen nichts entgegenzusetzen haben, so tüchtig Sie auch sein mögen…«
Djinana legte die Sachen auf dem Tisch ab. »Wir werden Malguri gegen diesen schlechtberatenen Haufen zu verteidigen wissen.« Djinana entnahm dem Necessaire Kamm und Bürste und trat hinter ihn. »Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen beim Essen die Haare richte, aber es bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Warum verteidigen?« fragte Bren. »Ihr Leben ist mehr wert als diese alten Gemäuer, Djinana.«
»Bitte.« Djinana drückte ihm den Kopf nach vorn, bürstete die Haare aus und flocht mit schnellen, geschickten Handgriffen einen Zopf. Bren war der letzte Bissen im Hals steckengeblieben, und er mußte ihn mit einem Schluck bitteren Tee hinunterspülen.
»Nadi-ji, wissen Sie, warum man mich hierhergebracht hat? Wußten Sie von dem Schiff?«
»Ja. Und von Ihnen wollte man erfahren, was es damit auf sich hat. Wenn Sie mich fragen, ich glaube nicht, daß Sie uns feindlich gesinnt sind, nand’ Paidhi.« Djinana hatte eine Spange mitgebracht. Dieser Mann war wirklich Gold wert. Er staubte Schultern und Rücken ab und nahm die Jacke zur Hand. »Ich fürchte, wir haben keine Zeit zum Wechseln der Kleider. Das können Sie ja nachholen, wenn Sie im Flugzeug sitzen. Ich habe auch ein paar warme Sachen eingepackt.« Bren stand auf, wandte sich von Djinana ab und schaute zum Fenster hinaus. »Schickt man einen Wagen hoch?«
»Nein, Paidhi-ji. Es sind, wenn ich richtig verstanden habe, etliche Leute in Bussen hierher unterwegs. Aber ich denke, die brauchen Sie nicht zu fürchten. Wie dem auch sei, Sie sind in guten Händen. Verlassen Sie sich darauf.« Djinana half ihm in die Jacke und lupfte den Zopf unterm Kragen hervor. »So, das war’s, Nadi. Vielleicht kommen Sie mal nach Malguri zurück. Richten Sie dem Aiji aus, daß Sie beim Personal jederzeit willkommen sind.«
»Djinana…« Fast wäre Bren dem Diener um den Hals gefallen. »Bitte, sagen Sie allen, daß ich mich herzlich bei ihnen bedanke.« Er ließ es sich nicht nehmen, ihm die Hand auf den Arm zu legen. »Und seien Sie hier, wenn ich zu Besuch komme. Es würde mich traurig machen, Sie nicht anzutreffen.«
Djinana schmunzelte, verbeugte sich und ging, als im Nebenzimmer Stimmen laut wurde. Ilisidis Stimme: »Man wird es nicht wagen, Hand an mich zu legen.«
Und Cenedi, ebenso entschieden: »’Sidi-ji, wir müssen weg. Die treten uns die Türen ein. Holen Sie jetzt endlich Ihren Mantel.«
»Cenedi, es reicht doch, wenn er verschwindet.«
»Giri, holen sie ’Sidis Mantel. Sofort!«
Bren warf seine Sachen über den Arm, nahm den Computer in die Hand und hörte, wie Cenedi seinen Männern Befehl gab, sämtliche Türen zu schließen und das Feuer in den Kaminen zu löschen. Worauf sich die Stimme Djinanas meldete und versprach, daß sich das Hauspersonal darum kümmern werde; sie sollten jetzt besser gehen und, bitte, den Paidhi in Sicherheit bringen.
Da stand er nun, Bren, die Ursache aller Schwierigkeiten und der Gefahr für Malguri, und er spürte, daß es jetzt für ihn ratsam war, den Anweisungen, die an ihn ergingen, gehorsam Folge zu leisten. Er ging zur Tür, um sich den anderen anzuschließen, denn er glaubte, daß sie auf dem üblichen Weg das Haus verlassen würden. Doch dann kamen ihm Cenedi und Ilisidi eilend entgegen, gefolgt von einer Gruppe von Wachen. »Wo ist Banichi?« wollte Bren wissen, als sie durch das Schlafzimmer der Aiji-Mutter drängten. Cenedi aber gab keine Antwort; er stritt mit Ilisidi und trieb sie zur Eile an. Sie erreichten einen Treppenabsatz im hinteren Teil des Seitenflügels. Davor stand ein Mann, den Bren als einen seiner Aufpasser von letzter Nacht wiederzuerkennen glaubte. Aus einer Schachtel, die auf dem Geländerpfosten lag, nahm er Patronen und stopfte sie ins Magazin einer Pistole – einer Waffe, die er nicht wiedererkennen durfte.
Es durfte diese Waffe gar nicht geben, und der Mann, der sie in der Hand hielt, gehörte, soweit Bren wußte, nicht zum Hauspersonal. Wo waren Banichi und Jago, Algini und Maigi? fragte er sich auf dem Weg nach unten. Von dort aus ging es weiter durch den rückwärtigen Teil der Burg und schließlich durch eine Hintertür, die zu den Ställen führte. Ihm schwante nun, auf welche Weise er Malguri würde verlassen müssen.
Das ist doch verrückt, schimpfte er im stillen, als er auf den Hof
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