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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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lehnte, in Schach gehalten von vier Männern in Lederjacken. Der eine, der ihm den Rücken zukehrte, trug ein blaurotes Band als Schleife am Zopf.
    Blaurot. Blau und rot. Die Farben der von Brominandi angeführten Provinz.
    Verdammt, dachte Bren und mußte mit ansehen, wie Cenedi vor die Hauswand gestoßen und Ilisidi von ihm losgerissen wurde, wobei sie ihren Stock verlor. Cenedi sprang vor, um einzugreifen, doch einer der Männer stoppte ihn mit dem Kolben seines Gewehrs.
    Als sich Cenedi vom Boden aufzurappeln versuchte, traf ihn ein zweiter Schlag.
    »Wo ist der Paidhi?« wollten sie wissen. »Wo ist er?«
    »Längst wieder zurück in Shejidan«, hörte er Ilisidi sagen.
    Sie glaubten ihr nicht. Sie schlugen Ilisidi, und Cenedi warf sich auf die Kerle, trat einem mit voller Wucht ins Gesicht, ging aber gleich darauf, vom Gewehrkolben in den Rücken getroffen, in die Knie.
    Sie hielten Ilisidi eine Pistole an den Kopf und verlangten von Cenedi stillzuhalten. Er hielt still und wurde geschlagen, einmal, noch einmal.
    »Wo ist der Paidhi?« fragten sie und zerrten Cenedi beim Kragen in die Höhe. »Wir werden sie erschießen.«
    Doch Cenedi schwieg, obwohl Ilisidis Leben bedroht war. Er konnte den Paidhi nicht verraten, weil er nicht wußte, wo er steckte.
    »Verstanden?« brüllten sie, schlugen Cenedi ins Gesicht und stießen ihn vor die Wand.
    Sie meinen es ernst, dachte Bren. Sie werden die Aiji-Mutter erschießen. Er fuhr herum und ließ den Hinterkopf so fest gegen eine Tonne krachen, daß ihm das Wasser in die Augen schoß; dann langte er nach einem Stein, der vor ihm im Gras lag, und schleuderte ihn hinaus aufs Feld.
    Die Gegner merkten auf. Sie trieben Cenedi und Ilisidi zurück, schauten sich nach allen Seiten hin um und riefen ihre Kumpane über Funk.
    Bren hatte gehofft, daß Cenedi die momentane Verwirrung würde nutzen können, doch sie hatten ihre Waffen auf Ilisidi angelegt, und Cenedi durfte ihr Leben nicht riskieren.
    Zwei Männer machten sich auf die Suche. Bren duckte sich. Sein Herz pochte; er bekam kaum Luft zum Atmen.
    Schritte kamen näher, entfernten sich. Kehrten wieder um.
    »Hier!« brüllte einer.
    O verdammt! dachte Bren.
    »Sie da!« bellte die Stimme, und als er den Kopf hob, sah er sich der Mündung eines Gewehrlaufs gegenüber. Dahinter lag vor den Tonnen, die Waffe im Anschlag, ein Mann bäuchlings im Gras. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Hat noch nie einen Menschen aus der Nähe gesehen, wußte Bren. Und immer, wenn er bei Atevi diesen Schreckensausdruck sah, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, mehr noch jetzt, da dieser Mann den Finger am Abzug hatte.
    »Raus da!« verlangte er.
    Bren kroch zwischen den Tonnen hervor. Kein nobler Auftritt für den Paidhi. Idiotisch, das Versteck verraten zu haben, dachte er. Aber es wäre ihm unmöglich gewesen, untätig mitanzusehen, wie ein Mann zu Tode geprügelt und eine tapfere alte Frau niedergeschossen wurde. Er hatte reagieren müssen.
    Im Freien auf dem Bauch liegend, spürte er den Gewehrlauf im Nacken und Hände, die ihn nach Waffen absuchten.
    Und außerdem, dachte er, ist der Paidhi kein Gewaltmensch, sondern Dolmetscher, Mediator, der sich darauf versteht, mit Worten zu schlichten. Und vielleicht würde sich eine Gelegenheit zum Verhandeln ergeben. Ilisidi hatte enge Kontakt zu den Rebellen gehabt. Daran anknüpfend, ließe sich vielleicht…
    Sie zerrten ihm den Regenumhang vom Leib. Der Verschluß hielt, doch der Kragen zerriß. Zwei Männer packten zu und stellten ihn auf die Beine.
    »Er ist ja fast noch ein Kind«, meinte einer verblüfft.
    »Das scheint bei denen nur so«, sagte ein anderer. »Ich habe den Vorgänger gesehen. Er soll herkommen.«
    Bren versuchte, aus eigener Kraft zu gehen, was ihm nicht so recht gelang, zumal ihn auch der Mut verließ, denn er zweifelte nun, daß sich die Gegenseite auf Argumente einlassen würde. Er hoffte inständig, daß man ihn zu Cenedi und Ilisidi brächte. Er brauchte Ilisidi an seiner Seite, um sich überzeugend für sie aussprechen zu können. Seine Loyalität ihr gegenüber – das war sein Verhandlungsangebot.
    Womöglich würde man ihm abkaufen, daß sein Man’chi Ilisidi galt. Es erklärte sein Verhalten und die Tatsache, daß er sich aus seinem Versteck gemeldet hatte.
    Sie stießen ihn auf das nächste Gebäude zu. Cenedi und Ilisidi waren tatsächlich zur Stelle; sie standen vor der Wand, von Pistolen in Schach gehalten. Es war davon die Rede, daß

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