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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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nur vage Übersetzungen. Zum Beispiel war der Aiji nicht ›Fürst‹ zu nennen, schon gar nicht ›König‹, und interessanterweise wurden der Begriff für Landes- oder Hoheitsgrenzen synonym gebraucht mit dem Wort für Flugpläne.
    Nein, es war keine gute Idee, Straßen auszubauen und damit den Individualverkehr zu fördern, nicht zuletzt deshalb, weil damit eine Dezentralisierung der öffentlichen Bauverwaltung einhergehen würde, und die wiederum brächte den verschiedenen Aijiin des Kontinents nur finanzielle und fiskalische Nachteile, also auch Tabini-Aiji.
    Nein, es war nicht gut, eine Wirtschaft zu fördern, die Einzelunternehmer große Profite machen ließ und zu einer weiten Streuung von Niederlassungen entlang der Schnellstraßen führen würde – ganz nach dem Vorbild der Industrie- und Handelssysteme der Menschen.
    Eine solche Kopie hätte schreckliche Folgen hier, wo Assassination alltäglich war und legitimes Mittel der Stressbewältigung.
    Verdammt, dieser heimtückische Anschlag; je mehr er darüber nachdachte, desto tiefer griff seine Verunsicherung, insbesondere im Hinblick auf seine Rolle als Paidhi. Um Paidhi zu werden, hatte er jahrelang intensiv studiert, mit dem Ergebnis, daß er nun eine Sprache fließend beherrschte, die sich nur unvollkommen ins Mosphei’, die Sprache der Menschen, übertragen ließ. Mit dieser Sprache hatte er sich auch die Denkungsart der Atevi zu eigen gemacht, jedenfalls teilweise. Und es wurden nun sozusagen einzelne Bruchstücke und Teile aus dem dunklen Gewässer atevischer Mentalität an die Oberfläche geschwemmt, so wie er sie verstand; Gedankenfetzen an der Schnittstelle zwischen der Vorstellungswelt der Atevi und der der Menschen.
    Besorgniserregende Gedanken, die immer mehr in Zweifel zogen, daß der Angriff auf ihn, den unanstößigen, neutralen und diskreten Paidhi-Aiji, bloß die Tat eines Verrückten gewesen war. Steckte nicht womöglich doch planvolles Vorgehen dahinter, das nicht auf ihn als Person zielte, sondern auf politische Veränderung.
    Dabei war er ständig darum bemüht, sich aus allem rauszuhalten und möglichst unauffällig aufzutreten. Er führte gleichsam ein Schattendasein, sowohl am Hofe wie auch in den verschiedenen Ausschüssen, wo er immer nur schweigend dasaß und mitprotokollierte. Selten, ganz selten legte er auch mal ein selbstverfaßtes Papier vor. Daß jetzt Tabini durch seine Absichtserklärung die öffentliche Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hatte, widersprach grundsätzlich seinem Amtsverständnis als Paidhi.
    Er wünschte, Tabini hätte auf diese Erklärung verzichtet. Doch dem Aiji war nichts anderes übrig geblieben; er hatte auf das versuchte Attentat reagieren müssen, vor allem deshalb, weil der Angriff ohne vorherige Ankündigung erfolgt war.
    Wohlgemerkt, Assassination war legal und als letztes Mittel der Auseinandersetzung anerkannt, sofern eine entsprechende Absicht amtlich registriert wurde und der Beauftragte eine Lizenz als Assassine besaß. Es war auch nach atevischer Rechtsvorstellung alles andere als statthaft, zu einem Blutbad anzustiften und blindlings zuzuschlagen. Die Vorschrift verlangte, daß der zur Lösung eines Problems unerläßlich gewordene Mordanschlag gezielt und möglichst begrenzt durchgeführt wurde. In diesem Zusammenhang sprachen Atevi von Biichi-gi, was Menschen mit ›Finesse‹ übersetzten.
    Der Anschlag auf ihn war ohne jede Finesse gewesen. Nun, der Täter hatte wohl damit gerechnet, daß Bren, wie alle Menschen diesseits der Meerenge von Mospheira, keine Waffe besaß. Er hatte nicht wissen können, daß dem Paidhi erst kürzlich von Tabini eine Pistole zugesteckt worden war.
    Daß aber der Täter, wie Banichi und Jago behaupteten, keine Spuren hinterlassen hatte, zeugte wiederum doch von einer gewissen Kunstfertigkeit.
    Wie dem auch sei, ob es an Finesse mangelte oder nicht, war für Bren einerlei. Ihn ließ der Gedanke nicht los, daß der Anschlag womöglich dem System galt. Wurde er, Bren, als ein Rädchen in diesem System identifiziert? Als Vertreter der Menschen, als Paidhi, als Ratgeber, der seinen Aiji davon zu überzeugen versuchte, daß es aus ökologischen und fiskalischen Gründen besser sei, auf Schnellstraßen zu verzichten und statt dessen die Schienenwege auszubauen? Nun, darüber konnte wohl nur die Seite Aufschluß geben, die es auf ihn angelegt hatte.
    In der Vergangenheit war es noch nie zu einem Anschlag auf einen Paidhi-Aiji gekommen. Warum auch? bestand doch die

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