Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
als unbefugten Halter einer Pistole zu überführen. Oder?
    Er spintisierte und war nicht bei der Sache. In der nächsten Woche sollte ein Antrag zur Abstimmung gebracht werden. Doch er hatte die letzten Bemerkungen des Ministers nicht mitbekommen. Wenn er jetzt einen wichtigen Punkt verschlafen hätte, würde womöglich das, wofür seine Vorgänger seit zweihundert Jahren mit großem Engagement eingetreten waren, einen empfindlichen Rückschlag erleiden. Was einmal verhandelt war, konnte nicht wieder aufgerollt werden, auch nicht auf Weisung Tabinis, und der würde sich hüten, einen Kampf aufzunehmen, der aller Wahrscheinlichkeit nach für ihn von Nachteil wäre. Im Zweifelsfall würde er den Rat seines Paidhi verwerfen und sich – verständlicherweise – auf die Seite der Atevi schlagen.
    »Ich möchte eine Abschrift«, sagte er zum Abschluß der Sitzung und erntete empörte Blicke.
    Er hatte die Versammelten offenbar unnötigerweise alarmiert. Sie schienen seine niedergeschlagene Stimmung für Verärgerung zu halten und seine Bitte um Abschrift, die auf eine Verzögerung hinauslief, für einen Hinweis darauf, daß der Paidhi vorhatte, von seinem Vetorecht Gebrauch zu machen.
    Der Minister zeigte sich irritiert; auch die anderen schienen darüber zu rätseln, worauf der Paidhi hinauswollte. Atevi in Verwirrung zu bringen war alles andere als klug. Bren harte genügend andere Sorgen; es konnte ihm weiß Gott nicht daran gelegen sein, jetzt auch noch die Ratsmitglieder gegen sich aufzubringen.
    Der Bauminister hatte natürlich von dem Anschlag längst erfahren und mutmaßte jetzt womöglich, daß er, Bren, insgeheim jemanden aus seinem Stab verdächtigte. Falls der Minister tatsächlich auf einen solchen Gedanken käme, würden er und sein Anhang gewiß Vorsorge treffen und Rückendeckung suchen bei Leuten, die Bren fürchten mußte.
    Sollte er zugeben, daß er nicht aufmerksam zugehört hatte? Und damit den zu langatmigen Ausführungen neigenden Bauminister an seiner verletzlichsten Stelle, seiner Eitelkeit treffen? Den gesamten Rat als langweiligen Haufen beleidigen?
    Verdammt, aus geringsten Anlässen machten Atevi eine Affäre. Sich immer richtig zu verhalten war reine Glücksache. Sie konnten Leute, bei denen sich jede flüchtige Empfindung im Gesichtsausdruck niederschlug, einfach nicht verstehen.
    Er nahm seinen Computer und ging hinaus in die Halle, nicht ohne sich vorher höflich zu verbeugen vor denen, die er offenbar irritiert hatte.
    Jago war sofort an seiner Seite, die adrette Jago, nicht ganz so groß wie die anderen um sie herum, aber äußerst bestimmt, scharf und gefährlich. Ihr Geleitschütz machte allen klar, welche Position er, Bren, innehatte und wer ihm den Rücken stärkte, nämlich kein geringerer als der Aiji selbst.
    Eine weitere Besonderheit im Denken der Atevi war die Vorstellung, daß eine Person, die soviel Macht besaß, ohne bislang davon Gebrauch gemacht zu haben, diese spätestens dann ausspielen würde, wenn sein Status quo bedroht war.
    »Irgend etwas Neues?« fragte er Jago, als er sich außer Hörweite zu anderen wußte.
    »Nein«, antwortete sie. »Die Spur ist kalt. Aber wir bleiben trotzdem dran.«
    »Auf Mospheira wäre ich jetzt sicherer.«
    »Tabini braucht Sie.«
    »Das sagt auch Banichi. Aber wozu sollte er mich brauchen? Als Ratgeber tauge ich zur Zeit auch nicht; ich bin mit meinen Gedanken nicht bei der Sache.«
    »Schlafen Sie sich erst einmal aus.«
    In einem Zimmer, das zur Todesfalle umfunktioniert worden war. Zu diesem Vorschlag fiel ihm nichts ein. Sie kamen beim Postschalter vorbei, und er nutzte die Gelegenheit, um nachzufragen, ob etwas für ihn angekommen sei. Hoffentlich etwas Erfreuliches, ein Brief von zu Hause, Illustrierte mit Fotos von Menschengesichtern, mit Artikeln in seiner Sprache, die seine Interessen als Mensch bedienten und seine Vorstellungen anregten, für ein paar Stunden nach dem Abendessen, um auf andere Gedanken zu kommen und schlafen zu können, ohne von Alpträumen heimgesucht zu werden. Heute war einer der Tage, an denen er sich sehnlichst wünschte, daß Barb mit der nächsten Maschine hergeflogen käme, und sei es nur für vierundzwanzig Menschenstunden…
    Mit tödlichen Drähten an beiden Schlafzimmertüren?
    Er kramte den Schlüssel zu seinem Schließfach aus der Tasche, doch ehe er ihn ins Schloß stecken konnte, hielt Jago seinen Arm gepackt. »Vorsicht!«
    Fürchtete sie etwa eine Bombe im Schließfach? »Sie übertreiben«,

Weitere Kostenlose Bücher