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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sagte er.
    »Vielleicht übertreiben auch Ihre Feinde.«
    »Es kann doch wohl nicht im Sinne der Finesse sein, ein Schließfach in die Luft zu sprengen.«
    »Und wie wär’s mit einer Giftnadel, die darauf wartet, daß Sie hineinlangen?« Sie nahm ihm den Schlüssel ab, rief den Schalterbediensteten und sagte: »Die Post des Paidhi, bitte.«
    Der Bedienstete ging und kam bald darauf zurück. »Nichts da.«
    »Das kann doch nicht sein«, entgegnete Bren. »Es wäre das erste Mal, daß nichts für mich angekommen ist. Solange ich hier bin, ist mein Schließfach nie leer gewesen. Bitte, Nadi, schauen Sie noch einmal nach.«
    »Irrtum ist ausgeschlossen, nand’ Paidhi.« Der Bedienstete breitete die Arme aus. »Es wundert mich selbst, daß Ihr Schließfach leer ist. Vielleicht sind irgendwelche Feiertage dazwischengekommen.«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Oder hat jemand anders die Post für Sie schon abgeholt?«
    »Aber nicht in meinem Auftrag.«
    »Tut mir leid, nand’ Paidhi. Es ist nichts für Sie da.«
    »Schon gut. Entschuldigen Sie die Mühe«, sagte er und verbeugte sich. Und an Jago, leise, nervös: »Da war jemand an meiner Post.«
    »Wahrscheinlich hat Banichi sie abgeholt.«
    »Nichts für ungut, meine Post kann ich noch selbst abholen.«
    »Vielleicht wollte er Ihnen ja auch nur einen Gefallen hin.«
    Er seufzte und ging kopfschüttelnd weiter. Jago blieb ihm auf den Fersen. »Er wird wohl in seinem Büro sein, oder?«
    »Das glaube ich kaum. Er hat von irgendeinem Treffen geredet.«
    »Und da ist er jetzt mit meiner Post hin?«
    »Möglich, Nadi Bren.«
    Hoffentlich brachte Banichi sie ihm noch vorbei. Dann würde er sich in den Schlaf lesen können oder ein paar Briefe schreiben, Gedanken in der eigenen Sprache formulieren. Wenn nicht, gab es vielleicht ein Machimi-Stück im Fernsehen, ein bißchen Rache, ein bißchen Humor, leichte Unterhaltung.
    Auf Umwegen erreichten sie den Durchgang im Erdgeschoß. Vor seiner Wohnung angelangt, öffnete er die Tür mit dem neuen Schlüssel. Das Bett stand auf der anderen Seite, der Fernseher da, wo das Bett gewesen war. Die ganze Einrichtung schien spiegelverkehrt umgeräumt worden zu sein.
    Mit weitem Schritt trat er über den versteckten Draht. Jago folgte und ging – ohne ein Gestatten? oder Darf ich? – ins Bad, durchsuchte die Wohnung nach Wanzen.
    Er nahm die Fernbedienung zur Hand und schaltete den Fernseher ein. Die Programmbelegung stimmte nicht mehr, und bis auf den Wettersender und einen Unterhaltungssender waren alle Kanäle ausgefallen.
    »Kein Empfang.«
    Jago, die am Boden kniend die Drahtinstallation prüfte, blickte auf. »Womöglich wegen des Unwetters vergangene Nacht.«
    »Aber die Schäden sind doch schon heute früh behoben worden.«
    »Oder auch nicht. Wer weiß?«
    Er warf die Fernsteuerung aufs Bett. »Ein Unglück kommt selten allein. Wonach suchen Sie eigentlich da unten?«
    Jago stand wieder. »Ich habe nur einen Blick auf den Eingangszähler geworfen.«
    »Der registriert jeden, der hier reinkommt?«
    »Ja, es sei denn, wir haben’s mit einem Profi zu tun, der weiß, wie ein solcher Zähler zu umgehen ist.«
    »Es war kein Profi. Der hätte seine Absicht angemeldet. Oder?«
    »Halten Sie etwa jede Vorschrift ein? Wir müssen mit allem rechnen.«
    Die Assassinen des Aiji gingen gründlich zu Werke, denn sie verstanden ihr Geschäft und zogen darum jede erdenkliche Möglichkeit in Betracht. Bren konnte sich glücklich schätzen, daß sie für seinen Schutz garantierten.
    Himmel, hoffentlich gab es diese Nacht nicht noch eine böse Überraschung. Entsetzlicher Gedanke, aufzuwachen und eine verkohlte Leiche auf dem Teppich zu finden – oder schlimmer noch: gar nicht mehr aufwachen zu können. Vielleicht hatte der Attentäter die Nerven verloren und von seinem Auftrag Abstand genommen. Aber der Auftraggeber wäre in dem Fall mindestens ebenso entnervt und würde um so entschiedener seine Absicht weiterverfolgen.
    Wie auch immer. Jago hatte recht; man mußte mit allem rechnen. Ein wenig entspannter wäre die Lage erst nach glimpflichem Ablauf etlicher Tage, doch von Entwarnung könnte auch dann nicht die Rede sein.
    »Ein Profi hätte die Sache klar gemacht«, sagte er.
    »Ob Profi oder nicht, wir werden ihn schon schnappen. Uns entwischt keiner so leicht.«
    »Es hat geregnet, und die Spuren sind verwischt.«
    »Trotzdem«, entgegnete Jago.
    Ihre Worte waren für ihn alles andere als beruhigend.
     
    Am Abend kam Banichi in Begleitung

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