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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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referieren.
    Strittige Punkte waren nicht auf der Tagesordnung. Gegen Informationsaustausch hatte niemand etwas einzuwenden, auch nicht gegen verbesserte Möglichkeiten der Wettervorhersage.
    Problematisch war allenfalls die Finanzierungsfrage. Um auf eine günstige Summenzahl zu kommen, mußte das bereitgestellte Budget für den geplanten Satellitenstart korrigiert werden. Aber ob dem Gesamtetat von sechs Milliarden eine Million abzuziehen oder aufzuschlagen sei, war nun wahrhaftig kein Problem, das große Kontroversen aufwarf oder gar einen Mordanschlag auf ihn motivierte.
    Bedenklicher stimmte jener schwelende Konflikt in der anhaltenden Debatte um die Frage, ob die menschliche Raumstation, die mit leeren Tanks in einem stabilen Orbit kreiste, aber zunehmend verfiel, geborgen werden sollte oder nicht.
    Um keine Unruhe zu stiften, spielten die Verantwortlichen die Möglichkeit herunter, daß die Station aus ihrem Orbit fallen und auf bewohnte Gebiete stürzen könnte. Offiziell und unter Vorlage statistischer Berechnungen ließen sie verlauten, daß solch eine Gefahr, wenn überhaupt, allerfrühestens in fünfhundert Jahren drohe und daß selbst dann die Bevölkerung nicht betroffen sei, weil die Trümmer der Station aller Wahrscheinlichkeit nach ins offene Meer fallen würden. Von Bren wurde verlangt, daß er diese Expertenmeinung den Atevi gegenüber vertrat, und das tat er auch, obwohl er von dem, was er sagte, selbst kaum etwas verstand.
    In seiner Antrittsrede vor dem Raumfahrtausschuß hatte er davon gesprochen, daß es zwar teuer sei, die Station zu bergen und flottzumachen, aber dennoch lohnend und ökonomisch sinnvoller als die Förderung anderer Raumfahrtprogramme mit unbemannten Raketen bei gleichzeitiger Preisgabe dieser kostbaren Ressource, der vorhandenen und noch zu rettenden Station. Die Befürworter der bemannten Raumfahrt waren natürlich sofort auf seiner Seite. Astronomen und gewisse antimenschliche Kreise protestierten leidenschaftlich dagegen – mit dem Ergebnis, daß eine Entscheidung darüber bis auf weiteres zurückgestellt wurde. Zuvor wollte man Numerologen zu Rate ziehen. Denn wichtiger als alles andere war für sie die Frage nach dem im Sinne der Auspizien günstigsten Starrtermin. Darüber hinaus wollte man gleich noch ein paar ebenso günstige Alternativtermine festlegen. Und schon gerieten die verschiedenen numerologischen Schulen in Streit miteinander, darüber nämlich, welches Datum als Grundlage der Berechnungen anzuwenden sei: der Tag, an dem das Programm geboren wurde, das Projekt oder der Plan für den Bau der Startrampe?
    Und außerdem war noch längst nicht geklärt, ob die Schlingerwand im Treibstoffbehälter der Trägerrakete vierteilig sein durfte, denn es stand zu befürchten, daß eine solche, von den Technikern geforderte Konstruktion die sorgfältig ausgetüftelte Proportionierung des Tanks hinfällig machte. Doch all jene Themen, die wirklich gefährlichen Sprengstoff enthielten, waren nie debattiert worden. So zum Beispiel die Instandsetzung der Raumstation als vorrangiges Ziel aller Anstrengungen. Dafür hatte er sich unermüdlich eingesetzt, und er war zuversichtlich, etliche Ratsmitglieder auf seine Seite gezogen zu haben, auch wenn diese sich noch hüteten, offen Stellung zu beziehen.
    Zu groß war der allgemeine Argwohn, genährt insbesondere auch durch die Tatsache, daß nach wie vor, ununterbrochen seit zweihundert Jahren, zwischen Mospheira und der Station telemetrische Daten ausgetauscht wurden.
    Einige radikale Gruppen waren davon überzeugt, daß an Bord der verlassenen Raumstation Waffen gelagert wären. Manche verstiegen sich sogar zu der Behauptung, daß das allmähliche Absinken der Station kein Zufallsergebnis sei, sondern eine sorgsam kalkulierte Annäherung, in die Wege geleitet von Menschen, die sich noch heimlich an Bord aufhielten, oder von denen auf Mospheira mit Hilfe von Computern, denen es ein leichtes wäre, die Station auf einen Flammenkurs durch den Himmel zu jagen, um ›im aufgewühlten Äther Disharmonie und Gewalt zu säen‹, Wirbelstürme und Springfluten zu entfesseln, während die Waffen an Bord Feuer sprühten auf die Atevi und sie unter die Herrschaft der Menschen zwängen.
    Verzeih ihnen, pflegte Tabini zu sagen, wenn solche Parolen laut wurden; sie glauben auch, daß der Mond ihre Geldgeschäfte beeinflußt und daß Raketenstarts das Wetter durcheinanderbringen.
    Auswärtige Aijiin, die in Gegnerschaft zu Tabini standen,

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