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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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man zwei… zwei sehr starke Man’chiin hat?«
    »Einen solchen Fall nennen wir Charakterprobe«, antwortete Jago und öffnete die Tür.
    »Das sehen wir ähnlich, Nadi Jago.«
    Jetzt harte er sie neugierig gemacht. Schwarz, groß, eindrucksvoll stand sie vor dem hellen Licht, das durch den Korridor flutete. Es schien, als wollte sie etwas sagen.
    Aber der Taschen-Kom piepte. Sie wechselte eine paar Worte mit der Zentrale und bekam zu hören, daß Banichi mittlerweile das Labor verlassen habe, aber dringend zu einer Konferenz gerufen worden sei und nicht gestört werden wolle.
    »Verstanden«, sagte sie. »Stellen Sie ihm meine Mitteilung zu.« Und an Bren: »Gehen Sie ins Bett, Paidhi Bren. Die Drähte werden gleich wieder entsichert sein. Ich warte draußen für den Fall, daß Sie mich brauchen.«
    »Die ganze Nacht über?«
    Statt auf die Frage zu antworten, sagte sie: »Gehen Sie lieber nicht in den Garten, nand’ Paidhi. Und halten Sie sich von den Türen fern. Seien Sie vernünftig und legen Sie sich schlafen.«
    Sie machte die Tür von außen zu. Der Draht war wieder aktiviert. Vermutlich. Er schaltete sich automatisch ein, wenn die Tür ins Schloß fiel.
    War denn all das wirklich nötig – Jago und der Draht –, um ihn zu beschützen?
    Wo steckte Banichi? Und wie war es bloß zu diesem törichten Gespräch über Loyalitäten gekommen? Wer hatte damit angefangen? Er konnte sich nicht mehr erinnern.
     
    Jago hätte doch merken müssen, daß er für ein solches Gespräch viel zu müde war und nicht imstande, einen gescheiten Beitrag dazu zu leisten. Oder hatte er das Thema angeschnitten? In welcher Absicht? Bren wußte nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Der ganze Abend, zuerst mit Banichi und dann mit Jago, hatte ihm schwer zugesetzt.
    Im Rückblick schien es, als habe nicht nur er Jago, sondern auch umgekehrt sie ihn auszuhorchen oder aus der Reserve zu locken versucht, immer auf der Hut, die eigene Deckung nicht preiszugeben. Vielleicht hatte sie mehr über ihn in Erfahrung bringen wollen. Sie kannte ihn kaum; was sie von ihm wußte, wußte sie über Banichi. Warum hatte Banichi ihn heute nacht im Stich gelassen? Als einzig zulässige Erklärung kam in Betracht, daß er, der Erfahrenste im Sicherheitsteam, wichtigere Aufgaben zu erledigen hatte.
    Wenn er sich recht erinnerte, hatten weder er noch Jago irgendeinen nützlichen Hinweis aus dieser seltsamen Unterhaltung für sich gewinnen können, abgesehen davon, daß sich wieder einmal bestätigt hatte, wie groß die Unterschiede waren und wie brenzlich die Schnittstelle zwischen Ateva und Mensch war.
    Wenn er sich nicht einmal einer einzelnen Person verständlich machen konnte, die gebildet war und geneigt, ihm zuzuhören, wie sollte es ihm dann gelingen, die verschiedenen Ratsausschüsse von seinen politischen Vorstellungen zu überzeugen und Fortschritte in die Wege zu leiten, die hier niemand für notwendig hielt. Denn immerhin herrschte seit zwei Jahrhunderten Frieden, und die Atevi waren froh darüber, daß die Menschen auf Mospheira unter sich blieben. Zähneknirschend hatten sie hingenommen, daß sich die Computer womöglich in ihre Numerologie einmischten und Verwirrung stifteten, weil sie all dem widersprachen, was Atevi für schön und heilig erachteten, nämlich das proportionale Gleichmaß der Dinge, das Agingi’ai, übersetzt: ›die treffliche Zahlenharmonie‹.
    Aus ihr erwuchs Schönheit; davon waren die Atevi überzeugt. Untreffliches konnte nicht schön sein und war, weil es keinen Sinn machte, indiskutabel. Selbst die Kantenlängen eines Tisches hatten in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander zu stehen. Alles war von zahlensymbolischer Bewandtnis; wer zum Beispiel einen Blumenstrauß mit einer geradzahligen Menge von Blüten überreichte, forderte Feindschaft heraus.
    Der Himmel allein wußte, wie oft er Jago mit irgendeiner seiner Bemerkungen vor den Kopf gestoßen hatte.
    Er zog sich aus, löschte das Licht und warf einen scheuen Blick auf die Gardine vor der Terrassentür. Dann legte er sich zu Bett – mit dem Kopf ans Fußende, weil diese Seite nicht der direkten Zugluft ausgesetzt war.
    Er fand keinen Schlaf, dachte daran, das Fernsehen einzuschalten. Aber wahrscheinlich funktionierte es nicht. Er starrte auf die Gardinen und versuchte, sich an die Ratsversammlung zu erinnern. Doch immer wieder kehrten seine Gedanken zurück zur Audienz am Vormittag, als Tabini diese verdammte Fehdeabsicht erklärt hatte. Es behagte ihm ganz

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