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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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finanzierten Spezialistenteams, die von Shejidan aus den telemetrischen Funkverkehr abhörten und zu analysieren versuchten. Die Numerologen am Hofe dieser Aijiin argwöhnten nämlich, daß mit den Funkdaten ungünstige Codes abgestrahlt würden mit nachteiligen Auswirkungen auf das Wetter, die Landwirtschaft oder die Geschicke der Rivalen Tabinis. Und wer wagte es, über solch einen Verdacht zu lachen?
    Das tat Tabini nur im Beisein seiner engsten Vertrauten; in der Öffentlichkeit verhielt er sich streng kabiu. Er beschäftigte Dutzende von Zahlengelehrten und Geometrikern unterschiedlichster Schulen, die den Auftrag hatten, jede Funkmeldung aufmerksam zu verfolgen und auszuwerten – um, falls nötig, die Gegenseite mit den eigenen Waffen schlagen zu können.
    Um dieser einen Streich zu spielen, legte Tabini seinem Paidhi manchmal einen Zettel vor und forderte ihn schmunzelnd auf: Sorgen Sie dafür, daß das hier durch den Äther geht. Dann rief Bren auf Mospheira an und ließ von dort einen Code zur Station schicken, der, wie die Techniker versicherten, unleserlich war für die Computer und sofort in den Papierkorb wanderte – beziehungsweise in die Aufzeichnungsgeräte der Abhörer. Und was sie aus dem Code entschlüsselten, ließ alle apokalyptischen Seifenblasen der selbsternannten Untergangspropheten zerplatzen.
    Aber dem Paidhi war das Lachen darüber längst vergangen. Er verzweifelte vielmehr an diesem irrwitzigen Raumfahrtprogramm. Da war kein Weiterkommen, weder im Rat noch im Hasdrawad, geschweige denn im Tashrid. Der radikale Flügel torpedierte jede vernünftige Maßnahme. Es wurden wieder Stimmen laut, die den Vertrag von Mospheira als Verrat an den Atevi bezeichneten und forderten, was manche Radikale unter den Menschen – die es auch gab – schon für eine ausgemachte Sache hielten, nämlich einen neuerlichen Angriff auf Mospheira.
    Über ihr Ansehen bei den Atevi machten sich die Menschen keine Illusionen, aber immerhin hatten sie seit Generationen in relativer Sicherheit leben können. Es gab immer wieder kleinere Attacken gegen sie, die es nicht wert waren, beachtet zu werden. Ernst aber wurde es, so oft die Fraktion ihrer Feinde das strittige Thema des Schnellstraßenausbaus aufs Tapet brachte und unterstellte, daß Tabini im Komplott mit den Menschen versuche, eine Liberalisierung der Wirtschaft zu verhindern, was der Wahrheit gefährlich nahe kam. Und weder der Paidhi noch der Aiji konnten ein Interesse daran haben, daß dieses Thema in der Öffentlichkeit breitgewalzt wurde.
    Zum Glück gab es da noch die sogenannte Mondschein-Fraktion, die sich auszeichnete durch eine fragwürdige Auslegung der Geschichte und eine leicht verquere Einschätzung der Wirklichkeit. Wie dem auch sei, diese Fraktion wetterte von Anfang an besonders heftig gegen das Raumfahrtprogramm (was kaum einen wunderte, wußte man doch aus Erfahrung, daß die Mondschein-Leute vornehmlich gerade solche Themen besetzten, über die sich nur wenig Konkretes sagen und um so ungezwungener bramarbasieren ließ). Sie entwarfen haarsträubende Schreckensszenarien und warnten zum Beispiel davor, daß eine Rakete ein Leck in die Atmosphäre schlagen und alle Luft daraus entweichen würde, oder davor – und das war Brens Lieblingsalarm –, daß die Raumstation, auf einen Kurs dicht über der Oberfläche gebracht, ganze Städte mit ihren Todesstrahlen ausradieren würde. Darüber konnte man nur lachen, Atevi und Menschen gleichermaßen. Und das war gut, daß gelacht wurde; es wirkte wie ein Ventil für aufgestaute Ressentiments und nutzte dem Verhältnis zwischen Atevi und Menschen mehr als alle wohlmeinenden Reden in Ratsversammlungen.
    Allerdings war nicht auszuschließen, daß sich einer aus den Mondschein-Reihen, ein bißchen zu weit übergeschnappt, als unlizensierter Assassine auf den Weg gemacht hatte – vielleicht aufgrund irgendeiner numerologischen Berechnung, bei der unter dem Strich herauskam: Geh und meuchle den Paidhi, um zu verhindern, daß die Atmosphäre ausläuft. Bislang… wußte Tabini die Sache halbwegs gut zu deichseln. Auch seine, Brens, Vorgänger hatten ordentliche Arbeit geleistet und technische Innovation so dosiert ins Land gebracht, daß weder die Wirtschaft geschädigt wurde noch die Umwelt. Sie hatten es verstanden, ethnische Differenzen unter den Atevi und politische Einmischungsversuche seitens der Menschen aus ihren Entscheidungen herauszuhalten. Stets waren sie und die Ragi-Atevi nach der Maxime

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