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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Gedanke – womöglich abgesichert waren durch tödliche Drähte oder Alarmgeräte, und die würden gewiß moderner und tauglicher sein als die anderen Installationen im Haus.
    Darum hielt er es für vernünftiger, seinen Vorstoß an dieser Stelle abzubrechen und durch jenen anderen Korridor zurückzukehren, der, seiner Ausrichtung nach zu urteilen, in die Nähe des Ausgangspunktes führte. Und tatsächlich fand er nach einigem Hin und Her, nach manchen glücklich gewählten Richtungsoptionen in die Eingangshalle zurück.
    Na bitte. Er beglückwünschte sich selbst und trat vor den wärmenden Kamin im Salon, von wo er zu seiner Expedition aufgebrochen war.
    »Hallo?« meldete sich eine Stimme hinter seinem Rücken.
    Er fuhr auf dem Absatz herum und schaute in das runzelige Gesicht einer alten Frau mit weißen Strähnen im schwarzen Haar. Sie saß in einem der tiefen Ledersessel und wirkte ungewöhnlich klein – für einen Ateva.
    »Hallo«, wiederholte sie und klappte das Buch zu, in dem sie gelesen hatte. »Sie sind Bren, nicht wahr?«
    »Ja. Und Sie sind bestimmt…« – Wie sollte er sie anreden? – »… die ehrwürdige Aiji-Mutter.«
    »Ehrwürdig, ha. Sagen Sie das mal dem Hasdrawad«, antwortete sie und winkte ihn mit dürrer, schrumpliger Hand zu sich. »Kommen Sie näher.«
    Unwillkürlich trat er vor sie hin. Ilisidis Aufforderungen war Folge zu leisten. Sie dirigierte ihn mit ausgestrecktem Finger auf jene Stelle, die er vor ihr einzunehmen hatte, und taxierte ihn vom Scheitel bis zur Sohle. Wer unter diesen Blick aus blaßgelben Augen geriet, erinnerte sich automatisch an alle Sünden der Vergangenheit.
    »Ziemlich mickrig«, sagte sie.
    Niemand wagte es, der Aiji-Mutter zu widersprechen.
    »Unter meinesgleichen bin ich überdurchschnittlich groß, nand’ Aiji-Mutter.«
    »Ihresgleichen… hat Maschinen, um Türen zu öffnen, und Maschinen, um Treppen zu steigen. Kleine Wunder.«
    »Maschinen, um in der Luft zu fliegen. Von einem Stern zum anderen.« Vielleicht erinnerte sie ihn an Tabini, jedenfalls setzte er sich spontan über alle Regeln der Etikette hinweg, vergaß ihre Sonderstellung und legte sich ungeniert mit ihr an. Als ihm seine Dreistigkeit bewußt wurde, gab es keine Korrekturmöglichkeit mehr. Tabini würde einen Rückzieher nicht gelten lassen. Ilisidi auch nicht – das war ihr anzusehen. Sie preßte die Lippen aufeinander, blitzte ihn mit den Augen an.
    »Und uns speisen Sie ab mit Murks, auf daß wir hübsch im Hintertreffen bleiben.«
    Gut gekontert. Er verbeugte sich.
    »Wenn ich mich recht erinnere, haben die Atevi den Krieg gewonnen, nand’ Aiji-Mutter.«
    »Ach, haben wir das?«
    Diese gelben Augen waren erstaunlich flink, und die Runzeln um ihren Mund verrieten Entschlossenheit. Sie attackierte. Er hielt dagegen.
    »Interessant. Daran zweifelt auch Tabini-Aiji. Wir streiten darüber.«
    »Setzen Sie sich!«
    Das Eis war gebrochen. Er verbeugte sich und nahm, statt im Sessel Platz zu nehmen, mit dem Fußhocker Vorlieb, wovon er sich weitere Pluspunkte bei der alten Dame versprach.
    »Ich sterbe«, sagte Ilisidi. »Wissen Sie das?«
    »Ich weiß nur, daß wir alle sterben, nand’ Aiji-Mutter.«
    Er hielt unbeirrt ihrem strengen Blick stand. Sie verzog die Mundwinkel. »Altkluges Kerlchen.«
    »Voller Respekt für die, denen es gelingt, am Leben zu bleiben.«
    »Papperlapapp«, entgegnete sie und hob das Kinn.
    »Ihre Feinde gehen da nicht so lässig drüber weg.«
    »Wie geht’s meinem Enkel?« fragte sie wie auf ein Stichwort reagierend.
    Es verschlug ihm fast die Sprache. Fast. »Seinen Verdiensten entsprechend, nand’ Aiji-Mutter.«
    »Und was hat er verdient?« Sie langte mit gichtiger Hand nach dem Stock und schlug damit auf den Boden, einmal, zweimal, dreimal. »Verdammt!« rief sie in den Raum. »Wo bleibt der Tee?«
    Anscheinend war das Gespräch beendet. Glücklicherweise, so schien es, hatte nicht er, sondern der säumige Diener ihren Unwillen hervorgerufen. »Ich darf mich entschuldigen«, sagte und stand auf.
    Abermals schlug der Stock auf den Boden. »Sitzengeblieben!« herrschte sie ihn an.
    »Ich bitte um Verzeihung…« Fast hätte er sich mit einer Ausrede davonzuschleichen versucht. Aber hier wäre jede Ausrede als solche zu durchschauen gewesen.
    Immer wütender ließ sie den Stock zu Boden krachen. »Verdammtes Gesindel. Cenedi! Wo bleibt der Tee?«
    Bren zweifelte an ihrem Verstand, nahm aber gehorsam wieder Platz. Von den Dienern schien niemand in der

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