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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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nachstellte, nicht so viel wert, als daß dieser ein Flugticket dafür aufwenden würde.
    Vielleicht schreckte den Schuft auch die hiesige Langeweile ab.
    Vielleicht wäre er, Bren, nach einer Woche Aufenthalt in Malguri dermaßen bedient, daß er sich dem Assassinen anschließen und gemeinsam mit ihm fliehen würde.
    Alberne Gedanken.
    Um sich irgendwie abzulenken, nahm er das Gästebuch vom Bord, trat damit des besseren Lichts wegen ans Fenster, blätterte darin herum und stellte fest, daß er ein echtes Altertümchen in den Händen hielt: Die ersten Einträge reichten gut sieben Jahrhunderte zurück. Die Gäste seiner Suite waren fast ausnahmslos Aijiin gewesen oder Verwandte eines Aiji, darunter etliche Berühmtheiten wie Pagioni oder Dagina. Letzterer war Mitunterzeichner jenes Abkommens mit Mospheira gewesen, das die kontrollierte Erschließung von Bodenschätzen regelte – ein schlauer, hartnäckiger Kerl, dem die Menschen viel verdankten, weil durch sein entschiedenes Eingreifen ein Streit beigelegt worden war, der fast zum Krieg geführt hätte.
    Bren war beeindruckt. Er schlug die erste Seite auf – die in atevischen Büchern ganz hinten ist, weil von rechts nach links gelesen wird – und entdeckte das Gründungsdatum der ersten Festung von Malguri. Der Fahrer hatte recht: Sie war sage und schreibe zweitausend Jahre alt, gebaut aus dem vor Ort auffindbarem Naturgestein zum Schutz der tiefergelegenen Dörfer vor Räuberbanden aus dem Hochland. Die Erweiterung der Burganlage auf die Ausmaße, wie sie heute existierten, datierte auf das einundsechzigste Jahrhundert.
    Beim Weiterblättern stieß er auf eine seltsame Notiz, der zu entnehmen war, daß schon vor Urzeiten touristische Führungen auf der Burg angeboten worden waren, einmal im Monat und auf die unteren Hallen beschränkt. (Wir bitten unsere Hausgäste, sich von den monatlichen Besuchen nicht stören zu lassen, die zu empfangen der Aiji als eine Verpflichtung ansieht, da Malguri eine bauliche Kostbarkeit der Provinz und seiner Bevölkerung darstellt. Falls ein Gast dazu bereit sein sollte, eine solche Besuchsgruppe im Rahmen einer förmlichen Audienz oder auch bloß informell zu empfangen, möge er sich bitte an unser Personal wenden zur Vorbereitung eines entsprechenden Arrangements. Es wäre, wie wir aus Erfahrung wissen, unseren Besuchern eine große Ehre…)
    Mir zu begegnen, dachte Bren, würde den Besuchern einen Schock fürs Leben versetzen. Kinder würden schreiend zu ihren Eltern rennen, denn hier in dieser Gegend hatte gewiß noch keiner einen Menschen gesehen.
    Zuviel Fernsehen, würde Banichi sagen. Den Kindern von Shejidan wurde Angst gemacht vor den Menschen und man drohte ihnen damit, daß sie Mospheira verlassen und sich nachts an ihr Bett schleichen könnten. Atevikinder wußten auch von Assassinen, und übers Fernsehen waren sie informiert über den Krieg der Landung, auch über die Weltraumstation, von der zu fürchten sei, daß sie auf den Planeten herabstürzte.
    Brens Vorvorgänger hatte einmal angeregt, daß es zum Zwecke der gegenseitigen Gewöhnung aneinander günstig wäre, Menschen besuchshalber einreisen zu lassen, um sich dort als Touristen auf dem Festland und in den Städten umschauen zu können. Mehrere Bürgermeister waren von dieser Idee angetan gewesen. Einer mußte wegen seiner Fürsprache ins Gras beißen.
    In den Randgebieten herrschte nach wie vor eine paranoide Angst den Menschen gegenüber. Bren wagte es nicht, daran zu rühren, schon gar nicht jetzt, da sein eigenes Leben bedroht war. Immer schön bedeckt halten, bloß kein Aufsehen erregen – diesen Rat hatte ihm Tabini mit auf den Weg nach Malguri gegeben. Und, verdammt, mehr blieb ihm, Bren, auch nicht zu tun übrig, nachdem er es versäumt hatte, Mospheira telefonisch zu unterrichten.
    Als hätte es je eine Gelegenheit dafür gegeben.
    Manche der Transportmaschinen, die Frachten zwischen Mospheira, Shejidan und diversen Küstenstädten beförderten, wurden von menschlichen Piloten geflogen – das waren die kleinen Freiheiten derer, die vor Generationen Sternenflüge unternommen und Planeten besucht hatten, an die sich heute keiner mehr erinnern konnte.
    Und jetzt… der Paidhi durfte nicht einmal auf eigene Faust ins Dorf gehen, um sich eine Verlängerungsschnur zu besorgen, ohne Gefahr zu laufen, verhaftet zu werden. Sein Auftauchen würde womöglich Panik auslösen und die Furcht vor herabstürzenden Raumstationen neu beleben.
    Er war zutiefst

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