Atevi 1 - Fremdling
und die Genehmigung dafür einholen.«
»Wer entscheidet darüber?«
»Das muß noch geklärt werden.«
Donner krachte über der Festung. Eine um die andere Frage stellend, die Jago, wie gehabt, nur knapp oder ausweichend beantwortete, aß Bren zu Ende. Zum Abschluß ließ er sich einen Drink bringen. Auf seine Bitte, mit ihm anzustoßen, ging Jago nicht ein. Sie ließ sich auch nicht dazu bewegen, noch eine Weile zu bleiben, was ihm lieb gewesen wäre, denn er wollte nicht allein sein.
Jago sagte, daß sie noch zu tun habe, und ging. Die Diener kamen und räumten den Tisch ab.
In Gedanken darüber, wie er sich die Zeit vertreiben sollte, fiel ihm ein, nach alter Gewohnheit die Fernsehnachrichten einzuschalten, doch dann mußte er feststellen, daß ihm kein Fernseher zur Verfügung stand.
Er verzichtete darauf, den Dienern sein Anliegen vorzutragen. Statt dessen inspizierte er seine Umgebung, öffnete Schränke und Kommoden und machte sich dann daran, systematisch nach einer Steckdose zu suchen.
Doch er fand keine, geschweige denn eine Antennenbuchse, um einen Fernseher anschließen zu können.
Hier würde sich nicht einmal der Akku seines Computers wieder aufladen lassen.
Er dachte daran, die Diener zu rufen und ihnen aufzutragen, ihm wenigstens eine Verlängerungsschnur zu besorgen, denn er wollte unbedingt noch heute abend am Computer arbeiten, und dessen Batterie war fast leer. Vielleicht würde sich ja auch ein Adapter auftreiben lassen, mit dem sich aus einer Lampenfassung Strom abzapfen ließ.
Nervös ging Bren im Wohnzimmer auf und ab, blätterte gelangweilt in den Büchern der kleinen Handbibliothek und begab sich schließlich mit einem der Bücher zu Bett, warf sich hinter den Vorhängen auf die Felle und stellte zu seinem Verdruß fest, daß es keine Leselampe gab und daß die Zimmerbeleuchtung nur über einen Schalter an der Tür zu regeln war. Verärgert wälzte er sich auf den Rücken und sah sich dem starren, grimmigen Blick einer Bestie gegenüber, deren Kopf an der Wand hing.
Ich war’s nicht, sagte er im stillen. Es ist nicht meine Schuld, daß du da hängst. Als du erlegt wurdest, war ich wahrscheinlich noch gar nicht auf der Welt.
Womöglich hatte zu der Zeit unsereins die Erde noch nicht verlassen.
Nein, ich kann nichts dafür. Mir geht’s wie dir. Auch ich hänge hier fest.
IV
Der Morgen dämmerte hinter nassen Fensterscheiben. Das Frühstück kam nicht ohne Aufforderung. Auf seinen Ruf hin meldete sich Maigi und nahm seine Bestellung entgegen. Wenig später kreuzte auch Djinana auf, um Feuer zu machen für ein Bad.
Dann stellte sich die Frage des ›Abtritts‹; statt durchs Haus zu irren auf der Suche nach einer etwas zeitgemäßeren Toilette, entschied er sich schließlich doch für die Benutzung dessen, was ihm exklusiv zur Verfügung stand, denn so blieben ihm peinliche Fragen erspart und niemand würde ihm den Vorwurf machen können, daß er unzufrieden sei und keinen Sinn habe für ein historisches, elegantes Ambiente. Die Verrichtung gelang, ja, er glaubte, daß er sich daran sogar würde gewöhnen können.
Als Paidhi war er von Berufs wegen zur Anpassung verpflichtet.
Das Frühstück bestand aus nicht weniger als vier Gängen. Die Bauchdecke geriet merklich unter Spannung, und fürs Mittagessen bestellte er gedünsteten Fisch und Früchte. Dann entließ er die Diener, stieg in den Badebottich und ließ es sich gut gehen. Das Leben auf Malguri verlangte voraussichtige Planung; mit spontanen Entschlüssen – etwa einen Wasserhahn aufzudrehen – war hier nichts getan. Immerhin hatte das Badewasser die richtige Temperatur.
Er verzichtete auf die mundfaule Hilfe von Tano und Algini (»Ja, Nadi; nein, Nadi«), wusch sich selbst und überlegte, welche Kleider anzuziehen seien. Es gab keinen besonderen Anlaß dafür, sich herauszuputzen. Ein Empfang oder ein Restaurantbesuch waren nicht geplant.
Also schlüpfte er in seinen Morgenmantel und studierte das Grau in Grau vorm Fenster. Der See schimmerte silbergrau; dunkelgraue Regenwolken zogen darüber hin. Für Farbe sorgten allein die gelb- und blaugetönten Glasscheiben, an denen glitzernde Wassertropfen hafteten.
Exotische Eindrücke. Ganz anders als in Shejidan und kein Vergleich zu Mospheira. Er war hier gewiß nicht sicherer aufgehoben als in Tabinis Haus und nicht annähernd so komfortabel. Es gab nicht einmal einen Anschluß für den Computer.
Vielleicht war sein Leben für den, der ihm
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