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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zwar weniger elegant und ökonomisch, aber praktikabel. Wir haben uns immer gewundert, warum die Atevi so viel Zeit verlieren, um mit ihren Zahlen ins reine zu kommen.«
    »Wie primitiv und armselig, nicht wahr?«
    »Nein, aber es fiel uns schwer zu begreifen, warum sich die Atevi nicht einlassen wollten auf das, was für uns Gewißheit war oder zumindest eine gesicherte Schätzung. Doch dann wurde uns allmählich klar: Wir liefern nicht nur Konstruktionspläne, sondern damit auch Zahlen und Zahlenverhältnisse, die es für Atevi erst einmal im Sinne ihrer numerologischen Normen zu prüfen und zu sortieren gilt. Beispiel: der Computer, ein für Mospheiraner selbstverständliches Hilfsmittel. Doch wichtiger als die Anwendung war für Atevi stets die Frage nach seiner inneren Logik. Wir ahnten, daß ihnen dank dieser intellektuellen Eigenschaft eines Tages ein Erkenntnissprung gelingen würde, dem wir nicht folgen können. Atevi sind Perfektionisten. Nein, es überrascht mich nicht, daß ein Ateva den Durchbruch geschafft hat, und das ausgerechnet in der Astronomie, einem Gebiet, das durch unsere Wissenschaft am wenigsten beeinflußt wurde.
    Ich wünschte, daß sich die Astronomen von Caruija und ihre Kollegen auf Mospheira jetzt verstärkt untereinander austauschten. Aber ich bin der einzige, der als Übersetzer in Betracht kommt, und fürchte, daß sich die mathematische Sprache des Emeritus nicht so ohne weiteres ins Mosphei’sche übertragen läßt. Ich bezweifle, daß mir das gelingen könnte.«
    »Wie bescheiden.«
    »Im Ernst. Es kommt nicht von ungefähr, daß sich die Menschen mit der Sprache der Atevi so schwer tun. Ihnen fehlt der mathematische Sinn, die rechnerische Pünktlichkeit. Wie in den Wissenschaften beschränken wir uns auch in der Sprache gewissermaßen auf Annäherungswerte. Obwohl ich nun doch schon so lange in Shejidan bin, habe ich immer noch große Probleme mit Ihrer Sprache, nand’ Aiji-Mutter. Mir schwirrt der Kopf, so sehr muß ich mich anstrengen, um im Gespräch mit Ihnen nicht allzu viele grammatikalische Fehler zu machen. Wie soll ich da übersetzen, was ich nicht einmal in vollem Umfang begreife, nämlich die mathematische Darstellung des Faltenraummodells? Selbst die Studenten waren, wie sie mir gestanden haben, nicht in der Lage, alles von dem zu verstehen, was der Emeritus an Symbolen auf die Wandtafel gekritzelt hat.«
    Ilisidi saß reglos da und starrte ihn an. Der Wind zupfte an den Rändern des Tischtuchs und wehte den Duft von Diossi-Blüten herbei. Die Stille war beklemmend.
    »Cenedi wird Sie hinausbegleiten«, sagte Ilisidi schließlich.
    Bren stand auf und verbeugte sich. »Nand’ Aiji-Mutter.« Er hatte das Gefühl, versagt zu haben, was ihn mit Angst erfüllte und zugleich traurig stimmte.
    Cenedi erwartete ihn an der Tür.
    »Sie zweifelt an mir, Cenedi-ji«, sagte er kleinlaut.
    »Zu Recht?« Cenedi tat ihm den Gefallen nachzufragen.
    »Nein«, antwortete er entschieden. »Nein. Aber ich kann sie nicht davon überzeugen, daß ich für das, was sie mir unterstellt, nicht gescheit genug bin. Möglich, daß ich ihr die Hirngespinste eines Verrückten vorgelegt habe. Ich kann das nicht beurteilen, habe nur kopiert, was an der Tafel stand. Ich kann nur hoffen, daß es hält, was ich mir davon verspreche.«
    »Ich bin informiert«, sagte Cenedi.
    »Sagen Sie ihr bitte noch einmal, daß ich in bester Absicht gehandelt habe.«
    »Werde ich ausrichten.«
    Banichi nahm ihn in der Halle in Empfang und fragte angesichts der betroffenen Miene des Paidhi, was denn passiert sei. Bren hob die Schultern und antwortete: »Ich habe wohl irgendeinen Fehler gemacht, Banichi. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Banichi verlor kein weiteres Wort darüber. Bestimmt würde er von sich aus herauszufinden versuchen, was vorgefallen war. Indem er zum Beispiel Cenedi fragte. Anscheinend hatte er, Bren, der Aiji-Mutter einfach zu viel zugemutet und dadurch bei ihr den Verdacht erregt, daß er Grigiji in Tabinis Auftrag aufgesucht hatte und daß die ganze Affäre um Hanks von ihm, dem Aiji, inszeniert worden war in der Absicht, den konservativen Widerstand zu brechen, um seine politischen Pläne schneller vorantreiben zu können.
    Für Ilisidi mußte es so aussehen, als seien ihre guten Beziehungen zum Paidhi in Frage gestellt, vor allem auch ihr Entschluß, von ihren natürlichen Verbündeten zu seinen Gunsten abzurücken. Wehe, wenn sie sich auf diese Interpretation versteifte und ihr Ansehen und ihre

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