Atevi 2 - Eroberer
Glaubwürdigkeit gefährdet sah.
Es schmerzte Bren, daß sie ihm nicht über den Weg traute. Er fühlte sich verkannt und zurückgeworfen in all seinen Bemühungen um persönlichen Anschluß – ganz abgesehen von dem, was er sich im Hinblick auf Jago erhoffte…
Er sehnte sich danach, sie zu sehen, unter vier Augen mit ihr zu sprechen, zu erfahren, wie sie über ihn dachte, ob sie womöglich verärgert oder in Verlegenheit gebracht war, was er nicht wollte. Er wollte sie nicht vergraulen, auch Banichi nicht. Denn ohne die beiden stünde er völlig allein da. Und schutzlos.
Und zunehmend graute ihm vor der Ankunft dieser fremden Menschen. Was würden die erst für Probleme mit sich bringen? Er sah bereits seine gesamte Freizeit draufgehen für einen möglicherweise vergeblichen Sprachunterricht. Und nach ein paar Jahren würde sein Schüler in die Raumfähre steigen und Lebwohl sagen. Das wär’s dann.
Herrje, vor zwei Tagen noch hatte er sich diesen Graham herbeigewünscht, sozusagen als Allheilmittel für seine persönlichen Kümmernisse. Aber da war seine atevische Welt noch halbwegs in Ordnung gewesen. Er hatte sich akzeptiert fühlen dürfen, insbesondere von Ilisidi, die ihn amüsant fand, unterhaltsam, informativ und dergleichen mehr. Doch mit Nettigkeiten war jetzt Schluß. Menschen kamen vom Himmel gestiegen, und Ilisidi sah sich gezwungen, auf ihre Art zu reagieren. Seine Pflicht war es nun, Tabini über sein Gespräch mit ihr in Kenntnis zu setzen.
Und das wußte Ilisidi.
»Banichi-ji, Ilisidi fragt…« – von Unterstellung oder Argwohn zu reden wäre unverschämt – »sie fragt, ob Tabini meine Kollegin Hanks auf Lord Geigi angesetzt hat, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen – über eben diese Frage, die nun mit Hilfe des Astronomen gelöst zu sein scheint.«
Banichi antwortete nicht gleich. Er holte tief und hörbar Luft und sagte dann: »Dummes Zeug.«
»Sie wirkte jedenfalls sehr verärgert. Vielleicht muß ich mir einen Vorwurf machen. Würden Sie bitte über Cenedi in Erfahrung zu bringen versuchen, ob ich durch irgendeine Bemerkung ihr Mißfallen erregt habe?«
»Wie Sie wünschen. Ich vermute, die Stimmung kippte, als Sie ihr Grigijis Berechnungen vorgelegt haben.«
»Die hat sie gar nicht in die Hand genommen. Ich gab sie einem Diener.«
»Sie ahnt, was in den Papieren steht.«
»Sie hält den Emeritus für einen Handlanger Tabinis, obwohl ich ihr versichert habe, daß ich auf eigene Faust zu ihm hingereist bin.«
»Ich werde ihm Bescheid geben.« Banichi meinte wohl Tabini. Vielleicht auch Cenedi.
»Ich achte Ilisidi sehr.«
»Oh, das tut auch Tabini«, antwortete Banichi. »Sie außer acht zu lassen wäre töricht.«
16
Nicht nur Ilisidis befremdliche Reaktion gab ihm zu denken, sondern auch Tabinis reges Interesse an den Unterlagen Grigijis. Er hatte sie offenbar gleich nach Erhalt eingesehen, denn schon am frühen Morgen war Naidiri, einer seiner Leibwächter, beim Paidhi erschienen mit einer Nachricht des Aiji. Darin hieß es, er, der Aiji, glaube, daß der Emeritus mit seinen Berechnungen eine Nuß vorgelegt habe, an der die Numerologen noch lange würden knacken müssen. Ihm selbst sei noch nie etwas so Verrücktes wie dieses Konzept vor Augen gekommen, und er werde Sicherheitskräfte losschicken, um das Observatorium unter Bewachung zu stellen.
Er fand es bedauerlich, daß nun Gildenmitglieder über den kleinen Ort herfallen würden, denn es kamen da bestimmt Leute zum Einsatz, die bei weitem nicht die Raffinesse und Diskretion eines Banichi oder Cenedi hatten. Wahrscheinlich würde sich für die Astronomen manches zum Nachteil verändern, und das alles nur, weil er ihnen einen Kurzbesuch abgestattet hatte.
Aber natürlich konnte und wollte er gegen Tabinis Maßnahme nicht protestieren. Sie war fraglos notwendig geworden. Grigiji war jetzt für den Aiji enorm wichtig und darum gefährdet. Das hatte er nicht bedacht, als er loszog, um für Geigi eine Antwort zu finden, die er nun auch noch – herrje, wie naiv! – Ilisidi zugetragen hatte.
Für seine unbedachte Aktion wurde ihm jetzt die Quittung präsentiert: Er hatte es sich mit Ilisidi verscherzt und zu verantworten, daß das Observatorium und insbesondere Grigiji bedroht waren. Und wie würde Geigi reagieren? Die Konsequenzen waren unabsehbar.
Er hatte den Helden spielen und erreichen wollen, was Wilson-Paidhi nicht gelungen war und Hanks nicht gelingen konnte: die Konservativen und Tabinis
Weitere Kostenlose Bücher