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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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möglich, daß sich eine anfänglich wohlmeinende Absicht verkehrt hatte in Verrat, nicht nur gegen den Präsidenten und die eigene Regierung, sondern auch gegen das demokratische Prinzip, wonach es nicht einer einzigen Person überlassen sein durfte, Entscheidungen zu treffen?
    Schritt für Schritt und in Kenntnis der Zusammenhänge, von denen Mospheira keine Ahnung hatte: Nein, mit dieser Antwort konnte er seiner Regierung nicht kommen…
    Aber verdammt noch mal, es waren hochrangige Vertreter eben dieser Regierung, die Hanks ins Spiel gebracht hatten, sie, die jetzt, wie zu fürchten war, mit Erlaubnis der Verschwörer Mospheira unterrichten und scheitern lassen konnte, wofür er sich eingesetzt hatte: die atevische Beteiligung an der Nutzung der Raumstation. Immerhin war zu hoffen, daß Shawn und eine Handvoll Kollegen des Auswärtigen Amtes ihm, auch wenn er sich jetzt nicht bei ihnen meldete, den Rücken stärkten und ihr möglichstes dazu beitrügen, daß die Landung wie geplant vonstatten gehen konnte. Und daß Deana nicht vom Festland aus mit dem Schiff Kontakt aufnehmen konnte, sondern nur vermittels der Station auf Mospheira – was die Schiffsbesatzung mit Sicherheit und zu Recht skeptisch machen würde –, war ein beruhigender Gedanke, der ihn schließlich einschlafen ließ.

19
     
     
     
    Die Turbinen liefen schon, als sie im Morgengrauen an Bord stiegen. Die Maschine hatte bereits zwei Nachtflüge hinter sich, wurde gerade aufgetankt und beladen. Da war erstaunlich viel Gepäck; auf der Rampe lagen an die dreißig Kisten und Koffer, die alle Tabinis rotschwarzes Siegel trugen. Bren hatte nur seine zwei kleinen Taschen dabei, die er als Handgepäck mit in die Kabine nahm. Mit den Kleidern und der Wäsche, die er eingesteckt hatte, würde er bis zur Rückkehr zum Bu-javid auskommen.
    Als er sich nun auf seinen Platz setzte und zum Fenster hinausschaute, sah er einen Lieferwagen herbeirollen. Der Fahrer stieg aus, stritt mit den Sicherheitskräften, blickte zur Maschine auf, schien dann den Paidhi hinterm Fenster erkannt zu haben und deutete mit der Hand auf ihn. Bren winkte zögerlich zurück, worauf der Mann und ein Gehilfe, abgeschirmt von nervösen Wachbeamten, Blumengestecke aus dem Wagen herausholten und sie, für Bren sichtbar, aber in sicherem Abstand vor seinem Fenster auf den Boden legten.
    Es kamen noch zwei weitere Lieferwagen und noch mehr Blumen. Bren hatte den Eindruck, seiner eigenen Beerdigung oder einer Hochzeit beizuwohnen. Vom Bordpersonal wurde ihm dann ein von den Sicherheitskräften zuvor gründlich inspizierter Korb voller Grußkarten gebracht, und Bren erfuhr, wem er die vielen Blumen zu verdanken hatte: Ausschußvorsitzenden, Bediensteten und den Angestellten seines Büros, die vor kurzem ihre Arbeit aufgenommen hatten. Auf einer Karte hieß es: Nand’ Paidhi. Ich bin Berufsanfänger und gehe jetzt alle Post, die ich bearbeitet habe, noch einmal gründlich durch, um mich zu vergewissern, daß ich nicht etwa einen Drohbrief an Sie übersehen und anzumelden versäumt habe.
    Und auf einer anderen: Nand’ Paidhi, bitte seien Sie vorsichtig. Lassen Sie es nicht zum Krieg kommen.
    Der ältere Herr aus Tanos Verwandtschaft, den er als Büroleiter angestellt hatte, grüßte in kunstvoller Schönschrift: Nand’ Paidhi, ich bin zuversichtlich, daß Sie von Ihren Sicherheitskräften hinreichend geschützt sind. Nehmen Sie bitte meine besten Wünsche mit auf den Weg, auf daß ihr guter Rat dem Aiji und seinem Haus noch lange nützen möge.
    Vor dem Fenster breitete sich ein Teppich von Blumen aus, die im grauen Morgenlicht pastellfarben schimmerten und schon gleich zerstreut sein würden, aufgewirbelt vom Wind und im heißen Schwall der Turbinen. Er fühlte sich ausgeschlossen, einsam, gleichzeitig aber gerührt über so viel Anteilnahme und war nicht zuletzt auch bestürzt, als er daran denken mußte, wie teuer manche dieser Gestecke waren und in welche Unkosten sich seine Mitarbeiter gestürzt hatten. Er packte die Karten in seine Aktentasche, die mit den schlichten Bändern einfacher Bürger wie jene, die das schwere Siegel adeliger Absender trugen, und nahm sich vor, darauf zu antworten. Auch würde er seinen Angestellten einen Blumengruß zukommen lassen; nein, nicht bloß ein, zwei Blumen, sondern hübsche Bouquets, und die Rechnung des Floristen ginge geradewegs an das Ministerium.
    Da rollte noch ein Lieferwagen herbei. Bren sah, wie der Fahrer einen riesigen, üppigen

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