Atevi 2 - Eroberer
wenn Sie mir denn in Zukunft Bescheid geben könnten, wo und womit Sie gerade beschäftigt sind. Das würde mir so manche Sorge nehmen, und es käme nicht mehr dazu, daß ich aus Versehen mit der Waffe auf Sie anlege.«
»Eine gute Idee.«
Bren vergrub den Kopf in die Kissen und sehnte sich den Schlaf herbei.
Banichi fuhr fort: »Im Interesse Ihrer Sicherheit muß ich Ihnen sagen, daß wir nicht zuletzt auch Verdacht hegen gegen Damiri.«
Unwillkürlich sperrte Bren die Augen auf. Feueralarm hätte ihn weniger geschreckt als diese Auskunft.
»Daß sie mit dem Aiji liiert ist, tut nichts zu Sache.«
»Ist das nur Ihre Meinung oder auch die von Tabini?« fragte Bren.
»Er nimmt sich vor ihr in acht und weiß sehr wohl, was er von Damiri-daja zu erwarten hat. Es wäre ihr durchaus zuzutrauen, daß sie mit ihren Mitteln auszutesten versucht, wie mächtig Tabini ist und ob sich für die Atigeini eine Allianz mit dem Aiji lohnt. Sie denkt praktisch und hat Familiensinn. Wie Sie vielleicht wissen, stehen die Atigeini in Opposition zu Tabini.«
»Ja, ich weiß, aber Damiri wird doch nicht auf ihre Wohnung schießen lassen und das eigene Personal in Gefahr bringen.«
»Tatiseigi, ihr Onkel, macht aus seinen Vorbehalten gegen ihre Liaison mit Tabini kein Hehl. Doch sie hält bislang hartnäckig daran fest – wie wir vermuten, wohl vor allem deshalb, weil sie zu schätzen weiß, was…« Banichi suchte nach Worten. »Was auch andere Frauen in seinen Bann zieht.«
»Ich verstehe.«
»Vielleicht ist Tatiseigi der Meinung, daß Damiri zu weit geht. Vielleicht schwebt sie in Gefahr, und die droht ihr womöglich aus den Reihen des eigenen Personals.«
»Das auch meines ist.«
»Daß sie mit Tabini in dessen Residenz gegangen ist, heißt: Sie verzichtet auf ihre eigenen Sicherheitskräfte und unterstreicht ihre Verbindung mit Tabini. Gewiß, manche ihrer Leute werden sie in dieser Haltung unterstützen, aber ich bin sicher, daß sich einige dadurch vor den Kopf gestoßen fühlen. Und die werden sich Tatiseigis Man’chi anschließen, wenn sie das nicht schon längst getan haben. Darum ist Damiri in Gefahr.«
»Denken Sie an bestimmte Personen?«
»Zumindest an eine.«
»Ein Gildenmitglied?«
»Saidin.«
»Gütiger Himmel!« Bren war wieder hellwach.
»Mich wundert, daß Sie noch nicht selbst auf diesen Verdacht gekommen sind.«
Banichi hatte recht; es hätte ihm, Bren, zumindest zu denken geben müssen, daß dieses hochherrschaftliche Haus, obwohl ihm Anschläge drohten, nicht entsprechend abgesichert war, nämlich durch professionelle Beauftragte aus der Gilde. »Was glauben Sie persönlich?« fragte er Banichi. »Ist Damiri dem Aiji gegenüber offen und ehrlich?«
»Was ich glaube, ist nicht von Belang. Ich stelle nur fest: Damiris Wut über die Zerstörung der antiken Kostbarkeiten im Frühstückszimmer ist nicht geheuchelt, und ihr Onkel wird wohl auch nicht erfreut darüber sein, ganz gleich, ob sie oder er den Auftrag für den Überfall gegeben hat oder nicht. Die Maschine des Aiji wird in einer Stunde mit Sicherheitskräften an Bord nach Taiben losfliegen und einen kleinen Abstecher machen zum Familiensitz der Atigeini, der ganz in der Nähe liegt, um dort die Porzellanlilie abzuliefern.«
»Ich respektiere, daß Sie sich mit Spekulationen zurückhalten, Banichi-ji. Aber halten Sie es für wahrscheinlich, daß Ilisidi in irgendeiner Weise beteiligt ist?«
»Wer weiß? Vielleicht haben Sie ihr einen Grund gegeben. Vor Tagen hat es noch so ausgesehen, als stünde sie hinter Ihnen. Wo sie jetzt steht, ist fraglich.«
»Ich habe versagt.«
»Selbst Tabini, der sie besser kennt als jeder andere, ist ratlos, was sie betrifft.«
Bren wußte diesen Hinweis als Warnung zu verstehen. »Ehrlich gesagt, ich wäre persönlich sehr betroffen, wenn Ilisidi hinter der Sache steckte.«
»Zugegeben, sie ist eine bemerkenswerte Frau.«
»Und für mich eine angenehme, anregende Gesprächspartnerin, was ich um so höher schätze, da ich ansonsten weitestgehend isoliert bin.«
»Für einen Menschen, der sich in seiner Freizeit auf Brettern über Berghänge in die Tiefe stürzt, mag Ilisidi eine sportliche Herausforderung sein. Aber ich warne Sie, Nadi, mit der Aiji-Mutter zu flirten ist sehr riskant.«
»Oh, verdammt…«
»Bren-ji?«
»Ich muß ihr unbedingt Mitteilung machen von dem Überfall und der bevorstehenden Landung. Ich habe ihr versprochen, sie auf dem laufenden zu halten. Es wäre denkbar schlecht, wenn
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