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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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daß er in jedem Moment tot umkippen könnte.
    Soweit kommt es noch, dachte er und holte tief Luft. Ein stechender Schmerz fuhr ihm durch die Schulter, und er spürte den kühlen Luftzug aus Ventilationsschächten auf der schweißnassen Stirn. Ihm drohten die Sinne zu schwinden. Er nahm Stimmen wahr, wie von ferne und in surrealem Wechselrhythmus mit den pochenden Schlägen des eigenen Herzens.
    »Nadiin«, sagte Tabini, der sich ans andere Ende des Tischs gesetzt hatte. »Bren-Paidhi hat eine Operation hinter sich und einen langen Flug. Nehmen Sie Rücksicht auf seinen Zustand. Es war schon eine enorme Kraftanstrengung für ihn, hierher zu kommen.«
    Die Lords und Abgeordneten nickten anerkennend. Mit diesen großgewachsenen, schwarzhäutigen Gestalten konfrontiert, kam Bren sich vor wie ein Kind. Auf einem Tablett wurden Wasser und eine kleine Kanne Tee gebracht. Auch alle anderen Anwesenden waren auf diese Weise versorgt worden. Dann legte ein Saaldiener einen mit Bändern zugeschnürten Aktenordner vor ihm auf den Tisch. Darin befand sich die Tagesordnung. Bren hatte Durst auf das Wasser, aber er hatte eine halbwegs schmerzfreie Sitzhaltung gefunden und wagte es nicht, sich zu bewegen.
    »Wir haben uns soeben die Aufzeichnungen angehört«, sagte Lord Sigiadi, der Handelsminister. »Weiß der Paidhi, oder hat er zumindest eine Ahnung davon, welche Nachrichten zwischen der Insel und dem Schiff ausgetauscht worden sind?«
    »Ich habe die Bänder noch nicht gehört, nand’ Minister. Man hat versprochen, sie mir morgen vorzuspielen.«
    »Darf ich den Paidhi bitten, einmal kurz reinzuhören und uns seine Meinung dazu zu sagen?«
    Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung. »Ja«, hieß es. »Man möge das Band vorspielen.«
    Jetzt verstand Bren, wieso der Aiji kaum feierlicher und respektvoller empfangen worden war als er, der Paidhi: Tabini war offenbar schon zu Beginn der Sitzung anwesend gewesen und hatte sie nur verlassen, um ihn zur Teilnahme zu überreden.
    Nach den Anstrengungen der letzten Stunden war es immerhin erleichternd, stillsitzen zu dürfen. Und der Rat verlangte nicht mehr von ihm, als den Bändern zuzuhören, die im Verlauf der Woche aufgenommen worden waren. Es drängte ihn selbst, sie zu hören und sich einen Reim darauf zu machen.
    Er schärfte sich ein, jetzt nur ja keine Miene zu zeigen, denn die anwesenden Männer und Frauen, allesamt Meister der Verstellung, verstanden sich auf die Deutung kleinster sichtbarer Regungen und Gebärden und musterten ihn mit gespannter Aufmerksamkeit.
    Also versuchte er sich zu entspannen, vermied es sogar, mit der Wimper zu zucken, und setzte sich so zurecht, daß ihm die Schulter am wenigsten wehtat.
    Die atevische Kunst förmlichen Verhaltens hatte der Paidhi längst erlernt. In starrer Pose lauschte er auf das, was nun aus Lautsprechern zu hören war: ein stotterndes Piepen, Funktöne von Maschine zu Maschine, Steuersignale, wie sie schon vor dem Aufkreuzen des Schiffes zwischen Mospheira und der verlassenen Raumstation ausgetauscht worden waren.
    »Das sind Computercodes«, klärte er die Versammlung auf. »Da werden entweder gespeicherte Daten übermittelt, oder ein Rechner sucht den Zugriff auf einen anderen. Das müssen Experten auswerten, aber ich vermute, daran ist nichts Ungewöhnliches. Ich bitte darum, vorspulen zu lassen, bis zu der Stelle, an der erkennbare Stimmen zu hören sind.«
    Wenig später, mit einem winselnden Aufstoßen des anlaufenden Bandes: »Bodenstation Alpha, hier spricht Phoenix. Bitte antworten.«
    Obwohl er darauf gefaßt war, sträubten sich ihm die Haare, als er diese dünne Stimme hörte, eine Stimme aus dem All, die sich einem Außenposten mitteilte, den es seit Generationen nicht mehr gab, und darum wie aus der Vergangenheit heraufzutönen schien.
    Und doch war diese Stimme real; sie kam vom Schiff, das den Planeten umkreiste, aus einer Gegenwart, die an eine Zeit anzuknüpfen versuchte, die für diejenigen, die heute lebten, längst nicht mehr zählte.
    »Sie rufen den alten Landeplatz«, sagte er und setzte eine betont gelangweilte Miene auf, während sein Puls raste. »Offenbar wissen sie nicht, daß es die erste Basis seit fast zweihundert Jahren nicht mehr gibt.«
    Sein Wissen in Sachen Relativitätstheorie war bescheiden, um so heftiger erschreckte ihn der Gedanke, daß sich einige der Besatzungsmitglieder womöglich durchaus erinnern konnten an jene Zeit. Für eine Weile waren wieder nur piepende Laute zu hören. Er

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