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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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vermutete, daß der Funkcomputer nach Frequenzen suchte und die Antennen ausrichtete auf das, was die optischen Geräte als eine größere Ortschaft ausgemacht hatten. Er hob die Hand, um den Vorführer zu bitten, das Band schneller vorlaufen zu lassen.
    »Da sind doch Zahlen im Spiel«, sagte einer. »Was haben die zu bedeuten?«
    »Wie gesagt, das sind die üblichen numerischen Steuerzeichen«, antwortete er. »Nichts von Belang.«
    Plötzlich tönte vom Band eine Stimme mit den Worten: Könnten Sie das bitte wiederholen?
    Bren übersetzte und erntete Gelächter. Daß Atevi auf Überraschungen mit Humor reagierten, war eines der wenigen psychologischen Muster, das sie mit den Menschen teilten. Er war froh über diese Reaktion und machte darauf aufmerksam, daß die Menschen an Bord des Schiffes wohl mindestens ebenso verblüfft seien.
    Die nun folgenden Aufzeichnungen bestanden aus einer Reihe von kurzen Meldungen, die den Funkempfang bestätigten, und schließlich kamen maßgebliche Leute zu Wort. Endlich hörte Bren, worauf er gewartet hatte, und er konnte nun nachvollziehen, was sich zugetragen hatte, als er weit weg in der entlegenen Provinz von Maidingi gewesen war.
    Nach den ersten Gesprächen schien den Offizieren auf Mospheira schockartig klargeworden zu sein, um was es ging, denn in überraschend kurzer Zeit hatte kein geringerer als der Präsident von Mospheira den Funkkontakt zum Kommandanten des Schiffes aufgenommen.
    »Er teilt dem Kommandanten mit, daß er die Verantwortung hat für das Gemeinwesen auf Mospheira. Der Kommandant fragt nach, was das bedeutet, und der Präsident gibt zur Antwort, daß Mospheira eine Insel ist und daß er Vollmachten…«
    Ihm wurde flau. Er stockte, wußte plötzlich nicht weiter und spürte, wie ihm das Gesicht verkrampfte. »Spulen Sie bitte ein Stück zurück. Entschuldigung.«
    »Wenn sich der Paidhi nicht wohl fühlt…«, lenkte die Finanzministerin ein, worauf ihr Kollege von der Justiz entschieden konterte: »Wir müssen das hören, nand’ Paidhi. Halten Sie bitte durch, wenn irgend möglich.«
    »Zurückspulen«, sagte Bren. In solchen Momenten rettete ihn sein schauspielerisches Talent. Er wußte, wie sich bei Atevi Punkte sammeln ließen. Trotz Schmerzen durchzuhalten rechneten sie einem hoch an. Und so schöpfte niemand Verdacht angesichts seiner verunglückten Miene, als Bren den Präsidenten nun in Wiederholung sagen hörte, daß er an der Spitze des Inselstaates stehe, dem ausschließlich Menschen angehörten.
    Himmel. Schon war ein heikles Thema angesprochen. Je länger er über eine unverfängliche Formulierung nachdachte, desto unsicherer wurde er. Er vermutete, daß sein Gesicht wohl kreideweiß war, und überlegte, ob es nicht günstiger wäre, eine Ohnmacht zu markieren und sich vom Stuhl fallen zu lassen.
    »Der Kommandant will wissen, welche Vollmachten der Präsident besitzt. Der Präsident sagt, daß Mospheira ein souveräner Staat sei und daß die Raumstation nach wie vor unter seiner Kontrolle stünde. Jetzt will der Schiffskommandant wissen, wo die Besatzung der Station geblieben ist. Er hat sie verlassen vorgefunden. Der Präsident antwortet…« Bren suchte nach Worten und war gleichzeitig bemüht, seine Miene unter Kontrolle zu halten. Die Aufzeichnung lief weiter, und er drohte den Faden zu verlieren.
    »Nand’ Paidhi, was ist los?« fragte der Minister für Transport und Verkehr. Bren hob die Hand, um für Ruhe zu sorgen, was ihm aber nicht gelang. Erst als sich Tabini einschaltete, hörten die atevischen Lords zu tuscheln auf.
    »Der Präsident beklagt sich darüber, daß das Schiff die Kolonie im Stich gelassen habe, worauf der Kommandant den Mospheiranern vorwirft, die Raumstation aufgegeben zu haben. Es wäre ihre Pflicht gewesen, sie instand zu halten.«
    Es folgte ein kurzer Schlagabtausch. Bren kam mit seiner Übersetzung nicht nach und knüpfte wieder an, als vom Kommandanten zu hören war: »Sie sind also nicht in der Lage, die Station zu erreichen.«
    Eine klare Feststellung mit ominösem Unterton.
    Bren dolmetschte: »Der Kommandant fragt, ob Mospheira über technische Voraussetzungen für bemannte Raumflüge verfüge.« Er fühlte sich einem kalten Luftzug ausgesetzt, und es schien, als habe jemand eine Tür geöffnet. Er fröstelte, spürte, wie sein Körper zu zittern anfing, womöglich aus Übermüdung oder wegen all der Medikamente, die er hatte schlucken müssen.
    Nein. Mospheira war zur Raumfahrt nicht imstande.

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