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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sämtliche Nervenbahnen in Anspruch nahm und die Schmerzrezeptoren überlagerte. Bis auf die Augen, die am Bildschirm klebten, und die Finger auf der Tastatur war alles andere ausgeschaltet.
    Was zu ihm durchdrang, waren nicht mehr als Eindrücke von jenen Korrespondentenmeinungen über die lange Abwesenheit beziehungsweise Rückkehr des Schiffes und den Stellungnahmen zu den Fragen, die von Mospheira an die Kommandantur gestellt worden waren. Doch die spezifischen Probleme ließen sich nicht festnageln. Der anscheinend ergiebigste Text hatte jede Menge zensierter Lücken.
    Aber es gab zahlreiche Anspielungen auf den bitteren Streit von damals zwischen den Befürwortern der Landung und denen, die darauf bestanden hatten, im All zu bleiben. Und es wurden Namen der Schiffsbesatzung erwähnt, die Bren markierte, weil sich über sie womöglich Aufschlüsse gewinnen ließen. Es war bekannt, wer vor zweihundert Jahren zur Elite gehörte, und ein Vergleich mit den Namen derer, die jetzt das Sagen hatten, würde Hinweise bieten auf die Entwicklung der Machtstrukturen an Bord.
    Ein Universitätsprofessor, von dem Bren angenommen hatte, daß er längst emeritiert sei, informierte über die Umstände der Trennung zwischen Schiff und Station und transkribierte den genauen Wortlaut der letzten Funkgespräche. Bren las und las, bis ihm die Augen auszutrocknen drohten, bis ihm plötzlich die geleerte Teetasse aus der Hand genommen wurde.
    Banichi sagte: »Soll ich Ihnen nachschenken?«
    »Ja, bitte«, antwortete Bren und unterbrach seine Lektüre des historischen, sehr unfreundlichen Wortwechsels. Dann stand er auf, um – wie es die Atevi vornehm formulierten – der Notwendigkeit zu gehorchen.
    Eine Dienerin hatte inzwischen frischen Tee gebracht, eine saubere Tasse und einen Teller voll Waffeln. Bren setzte sich vor den Computer und las den Text zu Ende.
    Die Sonne rückte aus dem Fensterausschnitt heraus. Zu Mittag wurden kunstvoll garnierte Kanapees serviert.
    Gleichzeitig kehrte Banichi im Auftrag Tabinis zurück, der fragen ließ, ob der Paidhi Hilfe nötig habe. »Nein, Nadi«, antwortete Bren. »Aber wenn Sie bitte dafür sorgen könnten, daß mir die versprochenen Tonaufzeichnungen endlich gebracht werden. Ich warte darauf. Haben Sie eine Erklärung dafür, wieso die Bänder noch nicht da sind?«
    »Ich glaube, sie werden auf ein anderes Format kopiert«, sagte Banichi.
    »Was soll das? Ich kann damit nichts anfangen, wenn der Geheimdienst dran rumpfuscht. Na schön, von mir aus können sie ruhig die Zugriffscodes herausklamüsern. Ich mach mir nichts aus Zahlen. Im Ernst, so was interessiert mich nicht die Bohne. Ich brauche schnellstens die verdammten – Entschuldigung – die Aufzeichnungen. Das ist alles, worum ich bitte, Nadi.«
    »Ich werde Tabini klarzumachen versuchen, wie eilig die Sache ist.«
    »Bitte, tun Sie das.« Bren war frustriert. Die Zeit lief, und im Verteidigungsministerium wurde aus irgendwelchen verrückten oder vielleicht auch verständlichen Gründen die Bremse angezogen. Wieso, das wußte er nicht, und darüber wollte er sich jetzt auch keine Gedanken machen. Sein Blick war nach wie vor konzentriert auf den Bildschirm gerichtet, und als Banichi ging, langte er nach einem Kanapee mit der gleichen Aufmerksamkeit, die er seiner Teetasse gewidmet hatte. Sofort steckte er wieder mittendrin in der Arbeit, bewegte nur einmal das Bein, das eingeschlafen war.
    Als er wieder einmal aus Gründen der Notwendigkeit seine Arbeit kurz unterbrechen mußte, kam Banichi und sagte: »Tabini-Aiji läßt fragen, ob der Paidhi interessiert daran wäre, eine Erklärung fürs Fernsehen abzugeben. Wenn es ihm denn möglich sei. Dieser Vorschlag sollte nicht als Befehl aufgefaßt werden.«
    »Das geht jetzt nicht«, antwortete Bren. »Ich würde ja gern, stecke aber mitten in der Arbeit. Lassen Sie sich irgendeine Entschuldigung einfallen, Banichi-ji. Vorläufig bin ich nicht in der Lage, eine definitive Erklärung zu geben. Ich übersetze und memoriere, so schnell es mir gelingt. Die Sache ist enorm komplex. Und ich habe nicht einmal die Tonaufzeichnungen gehört. Warum habe ich die immer noch nicht? Was, zum Teufel, ist da los, Banichi?«
    »Die Bänder sind angemahnt worden«, antwortete Banichi vorsichtig. »Mehr weiß ich auch nicht. Verzeihen Sie, daß ich Sie gestört habe.«
    Banichi hatte verschiedene Dienstpflichten, und in allem, was er tat, verhielt er sich durch und durch professionell. Bren hatte sein

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