Atevi 3 - Erbe
Deana Hanks als Nachfolgerin ganz gewiß nicht akzeptieren. Sowohl das eine wie das andere war, wie Bren räsonnierte, für die Regierung von Mospheira Grund genug, sich nach außen hin friedlich zu geben, weshalb Bren schon des öfteren mit dem Gedanken gespielt hatte, einen Kurztrip zu riskieren und das Problem aus der Welt zu schaffen.
Allerdings war er nicht bereit, sein Leben oder den Weltfrieden auf den guten Verstand seiner Regierung zu verwetten – wie hier und jetzt auf den Tee aus Geigis Küche.
Konnte er wirklich darauf vertrauen, sicher zu sein, hier auf dem Balkon, Tee trinkend und rund hundert Kilometer von einer beliebten Feriengegend entfernt, wo mit Radargeräten darauf geachtet wurde, daß kein Menschenflugzeug in den Luftraum eindrang? Ja. So verrückt es inzwischen zuging in der Welt, er konnte voll darauf vertrauen. Ein Ateva, der sich einst gegen ihn verschworen, dann aber seine Einstellung geändert hatte, war von seinen früheren Absichten nicht darum abgerückt, weil er das Gesetz fürchten mußte (das Meuchelmord als Alternative zu einer Anklage vor Gericht durchaus zuließ), sondern weil es nicht mehr in seinem Interesse lag, ihm, Bren, Schaden zuzufügen.
Ein Feind unter den Menschen auf Mospheira, der womöglich noch übergeschnappt war, stellte eine viel ernster zu nehmende Bedrohung dar; und jenen Artgenossen, die um drei Uhr nachts seinem Bruder und seiner Mutter angst machten wegen seiner Tätigkeit auf dem Festland, war alles zuzutrauen.
Wer weiß, was geschähe, wenn er aus politischen Gründen gezwungen wäre, nach Mospheira zu reisen. George Barrulin, der erste Berater des Präsidenten, und andere Spitzenleute würden von ihren zahlungskräftigen Förderern im Hintergrund gewiß gehörig Druck zu spüren bekommen, wenn diese erführen, daß er, Bren, in Reichweite, aber mit rechtlichen Dingen nicht zu belangen war, weil er von den Atevi gedeckt wurde. Schon einmal, vor rund sechs Monaten, hatten sie ihn auf Drängen der Atevi abreisen und zulassen müssen, daß er auf seinen Paidhi-Posten zurückkehrte. Überraschen konnte das nicht. George und der Präsident waren sehr gefügig, wenn Druck auf sie ausgeübt wurde. Darum hatte man sie ins Amt gehoben.
In Runde Eins hatten sie ihn, Bren, zu feuern versucht. Darum ging es in der Deana Hanks-Affäre.
Runde Zwei: Deana hatte ihre eigene Machtbasis unter den Atevi aufzubauen versucht (entgegen allen diplomatischen Regeln und bilateralen Vereinbarungen), ausgerechnet unter denen, die Tabini feindlich gesinnt waren.
Ihre Ausweisung hatte George und den Präsidenten in arge Verlegenheit gebracht. Sie mußten gute Nachbarschaft mit den Atevi pflegen, um die fortgesetzte Einfuhr industrieller Rohmaterialen sicherzustellen, hatten aber außer Deana niemanden sonst, der auf die Schnelle als Paidhi-Stellvertreter in Frage käme, abgesehen davon, daß die Atevi ihn, Bren, auch nicht auswechseln lassen würden, und wäre der Ersatz noch so kompetent. Tabini bestand darauf, ihn zum Paidhi zu haben. Und würde er erneut einen Kandidaten ablehnen, hätte dies sicherlich keine günstige Wirkung auf die mospheiranische Wählerschaft, die sich fragen müßte, ob ihre Regierung überhaupt noch Herr der Lage sei.
Der Präsident von Mospheira, gewählt unter anderem von verschiedenen interessierten Unternehmerkreisen, wozu auch Gaylord Hanks, der Vater von Deana, gehörte, bezog seinen Rat von George Barrulin und Hampton Durant, dem Außenminister.
Das Auswärtige Amt? Nun, es war bloß ein Büro im Außenministerium und nie mehr gewesen. Zur Zeit leitete Shawn Tyers die Geschäfte, doch der war nicht einmal in der Lage, seinen Agenten auf dem Festland telefonisch zu erreichen.
Von wem sollte der Präsident informiert werden, wenn nicht von Shawn – mit dem Umweg über George, der aber alles, was ihm nicht in den Kram paßte, unter den Teppich kehrte.
Immerhin war Lord Geigi nun nicht mehr der Meinung, daß es besser wäre, er, Bren, würde erschossen. Und Lord Geigi war zu vornehm, als daß er auf diese alte Sache irgendwie angespielt hätte.
Der Paidhi hatte ausnahmsweise einmal einen Punkt gewonnen. Und damit durfte er sich schon zufriedengeben.
»Ach, wenn Sie doch noch einen Tag dranhängen könnten«, sagte Lord Geigi seufzend. »Man könnte zusammen fischen gehen. Zur Zeit gibt’s viele Gelbschwänze und Wills. Ein herrliches Schauspiel, wenn sie zu springen anfangen. Einmal ist mir einer aufs Bootsdeck geflogen gekommen. Sehr
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