Atevi 3 - Erbe
sich auf ein Wiedersehen mit Nokhada, und als er sie endlich in der Herde ausgemacht hatte, eilte er spornstreichs auf sie zu.
»Nokhada!« rief er ihr zu und »hada, hada, hada«, wie es unter Reitern üblich war.
Der Kopf ging hoch, ein Auge spähte, und unwiderstehlich wie ein Erdrutsch fuhr das Tier herum, setzte sich in Bewegung, wurde aber noch aufgehalten von einem anderen Koloß.
Dann gab Nokhada ein übelgelauntes, ohrenbetäubendes Kreischen von sich, als sie ihn tatsächlich erkannte, sich rempelnd Platz verschaffte, so ungestüm, daß Ilisidis Männer sie nur mit Müh und Not davon abhalten konnten, alle anderen Mecheiti gegen sich aufzubringen.
Vernünftig wäre es gewesen, unters Vordach zurückzueilen. Doch Bren blieb stehen, als Nokhada auf ihn zugeprescht kam, unsanft vor die Brust stieß, ihn von oben bis unten beschnupperte und dann freudig die entschärften Zähne an seiner Schulter rieb, worauf er, der sich bei der ersten Begegnung vor Angst fast umgebracht hätte, gelassen zur Seite auswich, den einzügigen Zügel ergriff und mit flinker Handhabung den riesigen, kosenden Kopf von sich weglenkte, um der stürmischen Begrüßung nicht zum Opfer zu fallen.
Diese Gefahr war kaum gebannt, da drohte er zwischen Nokhada und Cenedis Reittier zerquetscht zu werden. Schnell hob er die Gerte stemmte sie dem heranrückenden Berg entgegen, der daraufhin gefügig Abstand hielt. Dann zerrte er am Zügel, der an der Kandare im Maul Nokhadas gezäumt und durch einen Metallring am Sattelknauf geführt war, denn um aufsitzen zu können, mußte er das Tier niederzwingen.
Entweder war Nokhada gutmütiger oder er geschickter geworden. Jedenfalls senkte sie die Schultern ab, indem sie die Vorderläufe ausstreckte. Ihm kam zugute, aus Erfahrung zu wissen, daß er fest im Sattel sitzen mußte, ehe sich das Tier wieder aufrichtete, was immer so abrupt geschah, daß es den, der nicht darauf gefaßt war, herunterkatapultierte.
Jason bekam dieselbe Hilfestellung, die ihm, Bren, beim ersten Mal gewährt worden war, und wurde in den Sattel eines stehenden Mecheita gehievt. So auch der Junge von Dur, der dabei einen nicht weniger ungelenken Eindruck machte als der Mensch aus dem Raumschiff.
In diesem Augenblick drehte sich Nokhada um die Hinterläufe im Kreis herum und nutzte die momentane Unaufmerksamkeit ihres Reiters, indem sie ein längeres Stück Zügel für sich herausschlug und nach vorn an die Spitze der Gruppe drängte.
Von hoher Stufe aus bestieg nun Ilisidi ihr Mecheita, Babsidi, der unangefochtene Herdenanführer oder Mecheit’-Aiji. Ein Klaps mit der Gerte reichte, und Babsidi ging gefügig in die Knie, um Ilisidi das Aufsitzen zu erleichtern, wobei sie mehr Eleganz zeigte als alle Machimi-Darsteller, die Bren je gesehen hatte. Sie war eine perfekte Reiterin, und nur sie ritt auf diesem Tier, das für sie wie geschaffen schien. Einem Menschen stockte der Atem beim Anblick Ilisidis, wie sie Babsidi herumschwenkte und die übrigen Mecheiti allein durch ihre Erscheinung parieren ließ, so daß sie sich wie ein einziges Wesen bewegten und auf sie ausrichteten.
Bren nahm den Zügel fest in die Hand und hielt Nokhada mit Gewalt zurück, zwang den Kopf so weit in den Nacken, wie es der lange Hals zuließ. Erst als sie sich wieder herumgedreht hatte, gab er nach. Er sah nun Jason, der auf Jarani saß, einem unterwürfigen, ruhigen Mecheita, das ihn gewiß nicht abwerfen, geschweige denn durchbrennen würde. Dem jungen Mann von Dur hatte man, wie Bren vermutete, ein ähnlich zahmes Tier gegeben. Cenedis Mecheita jedoch, das in der Rangordnung der Herde an zweiter Stelle stand, und Nokhada, die ihm diesem Rang streitig zu machen versuchte, waren zwei notorische Unruhestifter. Weil es seine Aufgabe war, hielt sich Cenedi dicht bei Ilisidi. Nokhada wollte aber auch gleich neben Babsidi sein und nahm in ihrem Drängen keine Rücksicht auf den Reiter. Doch Bren hielt sie an der Kandare.
Jason hatte sichtlich Mühe, im Sattel zu bleiben. Nach einem halben Jahr auf der Oberfläche des Planeten ließ sein Gleichgewichtssinn immer noch zu wünschen übrig, was sich auf dem Rücken eines Mecheita natürlich um so deutlicher bemerkbar machte. Bren lenkte Nokhada zu ihm hin, stolz darauf, daß ihm das Tier gehorchte, und ein bißchen angeberisch, wie er sich eingestehen mußte. Jason war alles andere als glücklich. »Ich hoffe«, sagte er auf ragi, »Sie kommen mit den Handbüchern allein zurecht, wenn ich von diesem
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