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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Ausritt nicht lebend zurückkomme.«
    »Es wird Ihnen schon nichts passieren. Passen Sie nur immer gut auf Ihre Füße auf.«
    Jason winkelte die Knie ein, und aus Frustration darüber, daß er nicht an die Füße herankam, rückte Jarani herbei und zeigte Nokhada die Zähne.
    Die versetzte ihm einen gezielten Stoß vor die Schulter, den er nur halbherzig erwiderte, und nach kurzem Gerangel gab Jarani klein bei und ließ den Kopf hängen, wie es Mecheiti tun, wenn sie sich in ihre Unterlegenheit fügen.
    »Verdammt!« fluchte Jason, der mit fahrigen Bewegungen und erfolglos versuchte, Jarani zu zügeln.
    Inzwischen hatten Banichi und Jago zu ihnen aufgeschlossen, ihre Beschützer, inmitten einer Gruppe, die fast ausschließlich aus Ilisidis Männern bestand.
    »Wo sind Tano und Algini?« fragte Bren. Das allgemeine Gekreische der Tiere ließ einen vertraulichen Wortwechsel nicht zu.
    »Im Einsatz«, antwortete Banichi, und es war deutlich, daß er mehr nicht verraten würde.
    Vielleicht waren die beiden zurückgeblieben, um das Gepäck oder die Unterkünfte im Auge zu behalten oder um sich auszuruhen für den nächsten Schichtwechsel mit Banichi und Jago. Ilisidi legte ein Tempo vor, das sie wahrscheinlich mäßig nennen würde, einem Anfänger wie Jason aber halsbrecherisch vorkommen mußte. Sie sprengte voraus, der Öffnung in der niedrigen Umzäunung entgegen, die die Lieferwagen in der Nacht passiert hatten. Nokhada eilte nach vorn durch und ließ Jarani mit Jason zurück. Doch der – wie auch der Junge von Dur – würden nicht verlorengehen. Wer verhindern wollte, daß sich ein Gefangener oder Gast selbständig machte, setzte ihn am besten auf den Rücken eines assoziierten Mecheita, das sich unter keinen Umständen von der Herde absonderte. So ließen sich unberittene Tiere auch nicht zurückhalten; sie folgten, und sei es, daß sie Hürden oder Tore einrennen mußten und sich selbst dabei verletzten.
    Man’chi. In seiner primitiven Ausprägung.
    Bei Malguri, auf dem Rücken Nokhadas und unter Einsatz von Leib und Leben, hatte er ein erstes Modell dieses Verhaltens kennengelernt und auf seine menschliche Art gefühlsmäßig nachvollzogen – ein urwüchsiges Bedürfnis, begleitet von urwüchsiger Angst, die ihn auf diese tonnenschwere, wilde Muskelmasse hatte reagieren lassen, so daß es ihm nicht mehr schwergefallen war, die emotionale Stimmlage zu erfassen. Sein Herz ging immer noch in einen schnelleren Takt über, wenn er sich an diesen ersten Ausritt erinnerte. Er hatte enorm viel Glück gehabt, daß er zu Ilisidi aufgeschlossen hatte, ohne sich den Hals gebrochen zu haben. Und während dieses langen, schweren Ritts hatte er zu spüren gelernt, was Nokhada im Innersten bewegte, nämlich das Bedürfnis nach einem sicheren Platz an der Seite des Anführers – ein Wunsch, der ihm beileibe nicht fremd war.
    Auch heute trabten wieder unberittene Mecheiti in der Herde mit; sie trugen Ausrüstungsgegenstände, in Leinwand verpackt.
    Wofür? fragte sich Bren.
    Er wußte keine Antwort und ahnte, daß er auch bei seinen Sicherheitskräften keine finden würde, nicht ohne sich in eine Situation zu bringen, die sie ihm zu ersparen versuchten.
    Um seines und Jasons Schutzes willen verschwiegen sie ihm, um was es ging, und ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, achteten sie darauf, daß Jarani und Nokhada beieinander blieben, indem sie Jarani vorwärtsdrängten und Nokhada abbremsten, während er, Bren, sein Tier davon abhielt, wonach es trachtete, nämlich Jarani ans Fell zu gehen. Der einfache Zügel schien ihm wieder einmal ein sehr ungeeignetes Mittel zur Kontrolle eines so unbändigen Fleischberges zu sein; um so überraschender fand er, daß Nokhada sehr sensibel auf den Einsatz seiner Reitgerte reagierte.
    Und er lernte, wie und wann er sich bei ihr am besten durchsetzte: mit einem energischen Hieb in dem Moment, da sie den Gehorsam zu verlieren drohte, was voraussetzte, daß er jedes Muskelzucken oder die Stellung der Ohren rechtzeitig zu deuten verstand.
    Jason jedoch, der zuvor erst die eine Strecke vom Landeplatz nach Taiben geritten war, hielt mit beiden Händen den Sattelring umklammert; den Zügel setzte er kaum ein, was gut war. Es warf ihn wie einen Wäschesack hin und her, und wahrscheinlich wurde Jarani zunehmend wütend auf ihn.
    Was mußte er, der auf einem Fensterplatz im Flugzeug seinen Gleichgewichtssinn verlor, nicht alles dulden!
    »Den Rücken nicht so verkrampfen!« rief Bren ihm zu.

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