Atevi 3 - Erbe
mußten sich sputen. »Laß dir durch den Kopf gehen, was ich dir zum Thema Man’chi erklärt habe. Banichi und Jago sehen keine Gefahr für die beiden.«
»Mit anderen Worten, du hast keine Ahnung, warum sie nicht mitgekommen sind.«
Der einen Frage erwuchs die nächste. »Ich will nicht streiten. Wir müssen weiter.« Er ging auf Nokhada zu und war so gereizt, daß er sich ohne Rücksicht auf die schmerzenden Muskeln in den Sattel mühte. Er lenkte das Tier herum und sah zu, wie der Diener zuerst Jason, dann dem Jungen von Dur beim Aufsitzen half.
Jason verstand ihn nicht. Man hätte meinen sollen, daß er eher mit ihm auf einen gemeinsamen Nenner käme als mit Atevi, was aber nicht der Fall war.
Warum sind wir mit den beiden zusammen? Dumme Frage, die all das außer acht ließ, was er ihm dazu gesagt hatte.
Aber im Unterschied zu Banichi und Jago, die er lange Zeit nicht gesehen hatte, waren ihm Tano und Algini vertraut, verläßliche Anlaufstellen. Sein Faible für diese beiden war ebenso verständlich wie Brens Affinität zu Banichi und Jago.
Durch diese Neueinschätzung der Widerborstigkeit seines Kollegen begütigt, ritt er zu ihm hin in der Hoffnung, daß Jason einer Unterhaltung nicht abgeneigt wäre. Doch Jason sagte kein Wort und schien von seiner Nähe keine Notiz zu nehmen. Immer wieder schloß er für eine Weile die Augen, vielleicht weil ihm flau wurde vom schwankenden Blick auf die wogende Landschaft. Er hatte darüber geklagt, als er das erste Mal abgestiegen war.
»Schöne Wolken«, sagte Bren.
Keine Antwort.
»Tano und Algini passen auf, daß sich niemand uneingeladen der Festung nähert. Und für den Fall, daß etwas passiert, werden sie uns warnen.«
Jason sagte immer noch nichts, schaute ihn aber immerhin an.
»Vor vier-, fünfhundert Jahren«, erzählte Bren, »ehe die Menschen hier eintrafen, zogen die Atevi auf dem Rücken von Mecheiti in den Krieg.« Er deutete auf das Hügelland vor ihnen. »Das Gelände dort drüben hätte ganzen berittenen Verbänden günstige Deckungsmöglichkeiten geboten. Auch jetzt könnte sich jemand zwischen den Hügeln versteckt halten und uns auflauern. Darum hat Ilisidi einen kleinen Trupp vorausgeschickt, der ausschließen soll, daß wir in eine Falle tappen.«
Jason hörte aufmerksam zu. Bren sah, wie er sich besorgt umschaute und die Schultern straffte, was zur Folge hatte, daß er sich auf die Bewegungen seines Mecheita mit einemmal sehr viel besser einstellen konnte.
»Ja, so reitest du genau richtig«, lobte Bren. »Du machst dich, Jason.«
Jason schaute herüber, verlor die Balance, fand sie wieder und verlor sie aufs neue.
Für Bren war klar: Daß Jason hier draußen irgendwie zurechtkam, bedeutete nicht, daß er irgend etwas verstand. Er wußte weder etwas über Mecheiti noch über planetare Landformationen, von taktischen Erwägungen oder davon, wie man sich schützen konnte, wenn Gefahr drohte, und wie Mecheiti auf ihre Art dabei reagierten. Was er Jason beigebracht hatte, waren Politik, die Sprache und das Wohnen in einem Appartement. Mehr nicht.
»Es passiert manchmal, daß Mecheiti plötzlich durchgehen«, sagte er wieder auf ragi. »Wenn es dazu kommen sollte, müssen Sie sich möglichst klein machen und am Sattel festhalten. Ducken Sie sich so tief, wie es geht, möglichst nahe an den Massenschwerpunkt des Tieres heran. Verstanden? Wenn es zum Sprung ansetzt und vorn hochgeht, müssen Sie sich, um nicht hintenüber zu kippen, nach vorn lehnen und den Kopf einziehen. Geht es hinten hoch, müssen Sie sich entsprechend zurücklehnen. Im Vergleich zu den Atevi sind wir Leichtgewichte und werden von diesen Tieren nicht für voll genommen. Versuchen Sie erst gar nicht, Ihr Mecheita am Zügel zu lenken. Es könnte Ihnen schlecht bekommen. Wenn Sie den Zügel einfach lockerlassen, wird es Babsidi folgen, durch dick und dünn.«
»Werden wir fliehen müssen?« fragte Jason. »Wovor?«
»Das war nur für alle Fälle gesagt.«
Jason bedachte ihn mit einem dieser Blicke.
»Es ist eine Möglichkeit, Nadi«, fügte Bren hinzu, was er aber sogleich bereute. Statt ständig immer neue Verständnisbrücken zu bauen, hätte er lieber antworten sollen: Zum Teufel mit dir. »Es gibt in unserer Situation kein klares Ja oder Nein. Tut mir leid. Aber mir war klar, daß es nicht ohne Probleme abgeht. Und vergangene Nacht war mir auch klar, daß sich alles nur noch komplizieren wird. Ich hatte gehofft, daß wir irgendwie doch noch ans Meer kommen. Doch
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