Atevi 3 - Erbe
vor eine Konsole geführt. Ihm stand die Sorge im Gesicht geschrieben.
Unter den Bediensteten machte sich Unruhe breit. Es behagte ihnen offenbar überhaupt nicht, daß ein Mensch diesen Posten vor der Konsole einnahm und über Protokolle und Codewörter mit dem Schiff kommunizierte, die sich, aus welchen Gründen auch immer, auf die Schnelle nicht übersetzen ließen.
Das Schiff antwortete. Die Lautsprecher ließen die fremde Stimme für alle hörbar durch den Saal schallen.
Obwohl er ahnte, daß auf Mospheira in einer ähnlichen Anlage wie der von Mogari-nai sein Gespräch mit dem Schiff aufgezeichnet werden würde, informierte Jason seinen Kapitän darüber, daß sich die Verhältnisse auf dem Planeten einerseits besser, andererseits schlechter gestalteten, als erwartet.
»Verzeihen Sie, daß ich mich zu dieser späten Stunde melde«, sagte Jason, und seine Stimme war inzwischen fester geworden. »Ich habe mir die Sache gründlich durch den Kopf gehen lassen und halte es für dringend erforderlich, daß Yolanda aufs Festland überwechselt.«
»Verstanden«, lautete die Antwort. »Wie geht es Ihnen?«
»Um einiges besser als zu Anfang, Sir. Die Atevi bringen mir viel Sympathie entgegen, und meine Empfehlungen werden von der a tevischen Regierung ernst genommen. Aber es ist wichtig, daß Yolanda hierher kommt. Ich setze von mir aus alles daran, möchte Sie aber bitten, Sir, der Insel klarzumachen, daß ich sie hier unbedingt brauche. Es sei dringlich. Und sagen Sie Sandra bitte, daß sie sich keine Sorgen machen muß.«
Das Gespräch war mit Codewörtern bespickt. Und Jason machte sich kaum die Mühe, sie in einem möglichst unauffälligen Kontext zu verstecken. Er brachte sie einfach an, und man konnte nur hoffen, daß sie in Einklang standen mit den hiesigen Interessen.
»Möchten Sie noch mit Ihrer Mutter sprechen?« fragte der Kapitän, nachdem er sich kommentarlos Jasons Vortrag angehört hatte.
»Nicht nötig, Sir.«
»Bin schon dran«, meldete sich eine Frauenstimme. »Ich vermisse dich sehr.«
»Schön, deine Stimme zu hören, Mutter.« Er mußte merklich an sich halten.
»Ich mache mir Sorgen um dich. Wie immer. Wie geht es dir?«
»Gut, wirklich. Aber ich kann mich jetzt nicht länger mit dir unterhalten. Ich rufe wieder an, wenn ich zurück in der Stadt bin. Zur Zeit machen wir einen Ausflug; das nennt man hier Urlaub. Du würdest dich wundern. Ich bin von einem Wettersystem beregnet worden und am Hinterteil wund vom Reiten. Aber es ist sehr schön hier unten. So, jetzt muß ich aber wirklich Schluß machen. Ich liebe dich. Paß auf dich auf, Mutter. Bis dann. Bis ich oder mein Kollege Bren wieder bei euch anrufen.«
»Sieh dich vor, mein Junge. Jason? Jason?«
»Ja? Ich bin noch dran.«
»Hältst du auch regelmäßig deine Stunden ab?«
Verlegen senkte Jason den Kopf und wischte mit der Hand über den Mund. »Aber sicher, Mutter. Und mach dir keine Sorgen. Ja? Ich rufe in drei oder vier Tagen zurück. Und sag dem Kapitän bitte noch einmal, er soll nach Yolanda Ausschau halten. Was immer ihr von der hiesigen Seite zu hören bekommt – ihr könnt den Leuten, mit denen ich zusammen bin, volles Vertrauen schenken. Gute Nacht, Mutter.«
»Gute Nacht, Jason.« Damit war das Gespräch beendet, und Bren, der einzige, der es Wort für Wort hatte verfolgen können, stand nun vor der Aufgabe, eine Bewertung abzugeben.
»Und?« fragte Ilisidi.
»Ich habe nicht alles verstanden«, antwortete er. »Wie zu erwarten war, wurden etliche Codewörter ausgetauscht. Aber wir können wohl ganz beruhigt sein, Aiji-ma. Jason-Paidhi hat, wie es scheint, seinen Kapitän gedrängt, Druck auf Mospheira auszuüben, damit seine Kollegin unbehelligt auf unsere Seite wechseln kann. Und er hat ihm geraten, uns als verläßliche Partner anzusehen.«
»Sehr gut«, sagte Ilisidi und stützte sich auf ihren Stock. »Das hört man gern.«
Und sie warteten, während die Techniker mit Hilfe von Checklisten Schalter bedienten und Einstellungen vornahmen.
Jason zog ein zusammengefaltetes, schon reichlich zerknittertes Blatt Papier aus der Tasche und faltete es auseinander. Darauf stand ein in seiner Handschrift verfaßter Text. Bren war ihm bei den Formulierungen behilflich gewesen, um ihn vor unglücklichen Bemerkungen zu bewahren. Banichi und Cenedi hatten Korrektur gelesen. Nicht so Ilisidi, die sich anscheinend überraschen lassen wollte.
Der Direktor gab Jason ein Zeichen, der das Blatt auf die Konsole legte und
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